GK436 - Die Geißel der Menschheit
sie die Abzweigung erreichten, weiteten sich plötzlich Keels Augen. Auch Lance Selby sah den roten Austin, der schlingernd und schleudernd auf sie zukam.
»Mein Gott, das ist Jenny Pappeels Wagen!« stieß Keenan Keel erschrocken hervor.
Er stoppte seinen Bentley und sprang aus dem Fahrzeug. Etwa fünfzig Yards von ihnen entfernt kam der rote Austin zum Stehen. Lance verließ den Bentley ebenfalls. Er holte seine Colt Commander-Pistole aus dem Jackett, die er sich vor einigen Wochen zugelegt hatte. Sie war – genau wie Tony Ballards Diamondback – mit geweihten Silberkugeln geladen.
Hinter dem Austin sah Lance einen grauen Vauxhall Victor.
»James Millers Wagen!« rief Keenan Keel und rannte los.
»Warten Sie!« schrie ihm Lance nach. »Bleiben Sie zurück, Mr. Keel!«
Im selben Moment stieß Jenny Pappeel in ihrem Fahrzeug einen markerschütternden Schrei aus. Und dann überstürzten sich die Ereignisse.
***
Jenny hatte die Nerven verloren, als Carrago ihr den Dolch an die Kehle setzte. Sie war so konfus, daß sie ihren Wagen nicht mehr auf geradem Kurs halten konnte. Sie zog das Lenkrad hin und her. Der Austin schlingerte und schleuderte, und Carrago lachte teuflisch hinter ihr. Sein Mund kam ihrem Ohr ganz nahe. Sie spürte seinen heißen Atem.
»Ich könnte dich jetzt mühelos töten, aber ich tu’s noch nicht«, flüsterte er. »Ich hebe dich mir für später auf. Vor dir soll noch ein anderer sein Leben verlieren. Und vielleicht gebe ich noch einem den Vorzug. Laß dich überraschen. Du wirst nicht wissen, wann du an die Reihe kommst, und das wird dich langsam, aber sicher in den Wahnsinn treiben.«
Auf Jennys angstverzerrtem Gesicht glänzte fingerdick der Schweiß. Unsicher ertastete sie die Bremse. Sie stemmte sich dagegen. Das Fahrzeug kam am linken Straßenrand zum Stehen.
Jetzt erst fiel ihr auf, daß hinter dem Austin ein Vauxhall anhielt. Sie stieß einen verzweifelten, markerschütternden Schrei aus. Und »Hilfe! Hiiilfeee!« schrie sie.
Der grausame Magier hätte nur den Dolch durchzuziehen brauchen, und sie wäre für immer verstummt. Aber Carrago gefiel es, mit ihr zu spielen. Er ließ ihr noch ihr Leben. Für ein paar Stunden sollte sie es noch behalten, und vor Angst dabei vergehen.
Schauderhaft lachend nahm er den Dolch von ihrer Kehle.
Als Jenny Pappeel das merkte, griff sie hastig nach dem Türöffner, stieß den Wagenschlag auf und sprang nach draußen. Keenan Keel lief ihr entgegen. »Keenan! Keenan!« schrie das Mädchen entsetzt. »Carrago… Er will mich töten!«
Taumelnd lief sie auf Keel zu. Hinter diesem eilte Lance Selby mit schußbereiter Waffe herbei. Sein Gesicht wirkte in diesem Augenblick, als wäre es aus Granit gemeißelt.
Er wollte es Carrago, diesem verdammten Teufel, besorgen. Er war zwar nicht der allerbeste Schütze, aber Carrago würde er treffen, davon war er überzeugt. Keel blieb stehen. Jenny warf sich in seine Arme.
»Mein armes Mädchen, was für Ängste mußt du ausgestanden haben«, sagte der Stahlmagnat teilnahmsvoll. Jenny schluchzte laut.
»Oh, Keenan, es… es war so schrecklich.«
»Das glaube ich dir.«
Lance Selby hetzte an den beiden vorbei. Auf der Fahrerseite des Vauxhall öffnete sich die Tür, und Mr. Silver verließ den Wagen. Lance Selby fühlte eine gewisse Erleichterung. Nun konnte er Carrago mit dem Ex-Dämon in die Zange nehmen.
James Miller blieb in seinem Wagen sitzen. Er hatte nicht den Mut, auszusteigen, und er hatte auch Mr. Silver geraten, im Vauxhall zu bleiben. »Verlassen Sie das Fahrzeug lieber nicht!« hatte er heiser gesagt.
»Im Austin sitzt Carrago«, hatte Mr. Silver zurückgegeben.
»Eben.«
»Ich brenne darauf, diesem Kerl zu begegnen.«
»Er wird Sie umbringen.«
»Das schafft er nicht.«
Kaum war Mr. Silver aus dem Vauxhall draußen, da schnellte auch Carrago aus dem Wagen. Lance Selby stoppte sofort. Seine Colt Commander flog hoch. Er visierte den Magier an.
»Laß ihn mir!« schrie der Ex-Dämon, und Lance ließ die Waffe wieder sinken. Mr. Silver aktivierte seine übernatürlichen Fähigkeiten. Sein Aussehen veränderte sich. Er erstarrte zu purem Silber, vermochte sich aber weiterhin geschmeidig zu bewegen.
Carrago griff nach einem der Dolche. Er riß ihn aus dem Gürtel und schleuderte ihn auf Mr. Silver. Die Höllenwaffe, die jeden Menschen töten konnte, prallte von Mr. Silvers silbernem Körper ab. Sie ratschte über das harte Metall und wirbelte in hohem Bogen durch die Luft.
Der
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