GK436 - Die Geißel der Menschheit
mein Aussehen zu erklären, müßte ich zu weit ausholen, und dafür fehlt uns die Zeit«, sagte der Ex-Dämon. Es hätte wirklich zu lange gedauert, dem Mann zu erklären, daß er kein Mensch war, daß er als Dämon geboren wurde, der sich eines Tages geweigert hatte, nach den Gesetzen der Hölle zu leben und deshalb zum Tode verurteilt worden war. Wenn ihm Tony Ballard damals nicht das Leben gerettet hätte, wäre er heute nicht hier gewesen. »Ich schlage vor, Sie ziehen sich an, packen ein paar Sachen ein und kommen mit mir«, sagte Mr. Silver.
»Sind Sie mit dem Wagen da?«
»Nein. Ein Taxi brachte mich her. Ich hoffe, Sie besitzen ein Auto.«
»Selbstverständlich. Es steht vor dem Haus.«
»Also dann. In zehn Minuten sollten wir die Wohnung verlassen.«
James Miller blickte den Ex-Dämon sorgenvoll an. »Es steht schlimm um die Mitglieder des Carrago-Kreises, nicht wahr?«
»Haben Sie keine Angst, wir werden mit Carrago fertig.«
Miller schüttelte langsam den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Carrago ist ein grausamer, brandgefährlicher Magier.«
»Wir wissen, wie man Typen wie ihn unschädlich macht, Mr. Miller. Wir haben mit solchen Kerlen nicht zum erstenmal zu tun.«
Miller legte die Hände aufs Gesicht und seufzte geplagt. »Was fiel mir bloß ein? Warum habe ich mein Schicksal herausgefordert? Warum bin ich Mitglied des Cärrago-Kreises geworden? Was bezweckte ich damit? Ich weiß es selbst nicht genau. O Gott, es war ein Frevel, eine Vermessenheit, Carragos Rückkehr verhindern zu wollen. Wir hätten von Anfang an wissen müssen, daß wir dazu nicht in der Lage sind. Aber Keenan Keel tat so zuversichtlich. Mich würde interessieren, wie er jetzt darüber denkt. Ich werde ihn fragen, wenn wir in seiner Villa sind. Er denkt wohl, sein Gewissen reinwaschen zu können, indem er uns sein Haus zur Verfügung stellt. Aber damit ist es nicht getan…«
»Bitte ziehen Sie sich jetzt an, Mr. Miller«, sagte der Ex-Dämon drängend.
»Ja. Ich werde mit Ihnen zu Keel fahren. Aber es wird nichts nützen. Wir sind verloren, Mr. Silver. Carrago entgeht man nicht. Er ist ebenso gefährlich wie der Teufel selbst.«
Miller zog sich ins Schlafzimmer zurück. Der Hüne mit den Silberhaaren sah sich im Wohnzimmer um. Es gefiel ihm, wie Miller wohnte. Die Einrichtung hatte Stil.
James Miller kehrte nach vier Minuten zurück. Er trug eine kleine Reisetasche. In der rechten Hand hielt er die Autoschlüssel. Er gab sie Mr. Silver und bat ihn, das Lenken des Wagens zu übernehmen. »Ich bin dazu zu aufgeregt«, fügte er hinzu. »Ich würde das Fahrzeug an der nächsten Ecke an einen Laternenpfahl setzen.«
Sie verließen das Apartment. Miller schloß gewissenhaft ab. Mit dem Lift fuhren sie nach unten. Wenig später traten sie aus dem Haus. James Miller blickte sich ängstlich um.
Er schien zu befürchten, daß hier irgendwo Carrago lauerte. »Man ist nirgendwo vor diesem Teufel sicher«, flüsterte er. »Überall kann er wie ein Blitz aus heiterem Himmel über einen herfallen.«
»Wo ist Ihr Wagen?« fragte Mr. Silver.
»Der graue Vauxhall Victor.«
Mr. Silver schloß das Fahrzeug auf. Millers Reisetasche kam in den Kofferraum. Der Ex-Dämon setzte sich hinter das Volant und zündete die Maschine. Sobald James Miller neben ihm saß, fuhr er los.
Der Hüne kannte den Weg nicht zu Keenan Keels Haus. Miller beschrieb ihn ihm. Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn. Er faltete die Hände und betete lautlos, um zu verhindern, daß die Zähne klapperten.
Soviel Angst war unbegründet, fand Mr. Silver, aber er war nicht in der Lage, sie dem Mann zu nehmen. Miller glaubte nicht, daß ihn jemand beschützen konnte. Er war der festen Überzeugung, daß Carrago ihn töten würde.
»Es ist ein scheußliches Gefühl, dem Tod geweiht zu sein«, preßte Miller nach einer Weile hervor. »Seltsam. Man denkt eigentlich nie über den Wert des Lebens nach. Erst wenn es einem genommen werden soll, tut man das. Man blickt zurück, läßt all die schönen Dinge, die man erlebt hat, noch einmal Revue passieren und denkt an all das Schöne, was einem nun alles entgehen wird…« Miller wandte dem Ex-Dämon verzweifelt sein Gesicht zu. Seine Miene war weinerlich. »Ich möchte nicht sterben, Mr. Silver.«
»Das brauchen Sie nicht.«
»Können Sie mir das garantieren?«
»Nun…«
»Sie können es nicht. So etwas ist auch Ihnen unmöglich. Egal, wie erfahren Sie im Kampf gegen die Abgesandten der Hölle sein
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