Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK442 - Der Drachenmann

GK442 - Der Drachenmann

Titel: GK442 - Der Drachenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
»Ihr verdammten Halunken, das brauche ich mir von euch nicht sagen zu lassen.«
    »Ach nein?« spottete Richard Waite.
    »Mein Whisky ist in Ordnung. Wenn er euch nicht schmeckt, dann haut ab und trinkt euren Schnaps woanders. Um Gäste wie ihr ist es mir nicht leid.«
    Koster zog die buschigen Brauen zusammen, »Jetzt beleidigt er uns auch noch. Nicht genug, daß es hier drinnen wie in einem Schweinestall stinkt und der Whisky ungenießbar ist, beleidigt der Wirt auch noch seine Gäste.«
    »Hinaus mit euch!« schrie Art Corby aufgebracht. »Dort ist die Tür. Den Whisky braucht ihr nicht zu bezahlen. Es genügt mir, wenn ihr geht, und ich euch nicht wiedersehe!«
    »Mann, Mann«, sagte Ralph Koster, »du wirst bald zusperren, wenn du zu allen deinen Gästen so freundlich bist.«
    »Schert euch zum Teufel!« brüllte Art Corby, »sonst… Bei Gott, sonst vergreife ich mich noch an euch alten Filzläusen.«
    Waite und Koster verließen das Lokal.
    »Er hatte kein Recht, uns hinauszuschmeißen«, sagte Waite. »Er betreibt ein öffentliches Lokal und ist verpflichtet, jedermann zu bedienen, so steht es im Gesetz.«
    »Wollen wir zurückgehen?« fragte Koster.
    Waite winkte ab. »Ach was. Art kann uns mal - kreuzweise.«
    Sie schlenderten die Tooley Street entlang.
    Als sie an der Waterloo Bridge Station vorbeikamen, drang aus einer Sackgasse ein Geräusch an ihr Ohr, das sie stutzig machte.
    »Was war das?« fragte Richard Waite.
    »Hörte sich an, als wäre jemand zu Boden geplumpst.«
    »Ein Überfall vielleicht? In dieser lausigen Stadt ist man ja nirgendwo mehr seines Lebens sicher. Und die Regierung ist zu faul, um dagegen etwas zu unternehmen. Die hohen Herren sitzen auf ihrem fetten Hintern und palavern den ganzen Tag, und was kommt dabei heraus? Nichts. Absolut nichts. Unfähig sind diese Leute.«
    Ralph Koster machte einige zaghafte Schritte in die dunkle Sackgasse hinein. Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Er biß sich auf die Unterlippe. »He, Richard. Dort liegt jemand.«
    Sie waren zwar Nörgler, aber sie wußten trotzdem, was sich gehörte. In dieser Sackgasse lag jemand, der Hilfe brauchte. Niemand liegt nur so zum Spaß auf der Straße herum. Koster und Waite begaben sich zu der reglosen Person. Je näher sie der Gestalt kamen, desto kleiner und zaghafter wurden ihre Schritte.
    Waite holte sein Gasfeuerzeug aus der Tasche. Als es nicht gleich ansprang, meckerte er wieder. Aber dann erhellte die Flamme dürftig ihre nahe Umgebung.
    »Scheint so, als hätte den jemand über die Mauer geworfen«, sagte Koster. Er meinte die Backsteinmauer, die die Gasse beendete und an deren Fuß der Mann lag.
    Koster beugte sich über ihn.
    Im nächsten Moment zog er die Luft geräuschvoll ein, und sein Herz übersprang einen Schlag. »Oh, mein Gott!« entfuhr es ihm.
    Das Grauen grub sich auch in Waites Züge.
    Vor ihnen lag ein Toter. Ein Mann, der schrecklich zugerichtet worden war. Die Haut der einen Gesichtshälfte glänzte gelblich, während den beiden Männern von der anderen Gesichtshälfte her ein blanker Totenschädel entgegengrinste. Richard Waite spürte ein heftiges Würgen im Hals. Ralph Kosters Magen revoltierte. Er war nahe daran, sich zu übergeben. Wie vor den Kopf geschlagen wankten sie davon. Je weiter sie sich von der schrecklich zugerichteten Leiche entfernten, um so schneller wurden sie.
    Schließlich stürmten sie in die London Bridge Station und riefen verstört die Polizei an.
    ***
    Einen Tag nach diesem grausigen Leichenfund, von dem alle Zeitungen berichteten, brachten Mr. Silver und ich unseren gemeinsamen Freund Vladek Rodensky zum Flugplatz. Der sympathische Brillenfabrikant aus Wien - ein gebürtiger Pole mit österreichischem Reisepaß - hatte ein paar Tage in meinem Haus verbracht, um sich von den Strapazen zu erholen, die es für ihn und uns in der Sahara gegeben hatte.
    Der Mahdi des Satans hatte sämtliche Reisende, die sich in einem Bus auf einer Saharatour befunden hatten, töten wollen, und es war uns nicht leichtgefallen, dem grausamen Erwarteten der Hölle das Handwerk zu legen.
    Nach diesem Abenteuer hatte der Wüstenfan Vladek von der Sahara genug gehabt und war mit uns nach London geflogen. Wir hatten eine nette Zeit zusammenverbracht, doch nun hieß es wieder Abschied nehmen. Vladek mußte nach Wien zurück. Man brauchte ihn in seiner Fabrik.
    »Schade, daß ich nicht länger bleiben kann«, bedauerte Vladek und kniff die eisigblauen Augen hinter der modernen Brille

Weitere Kostenlose Bücher