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GK442 - Der Drachenmann

GK442 - Der Drachenmann

Titel: GK442 - Der Drachenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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leben.
    Er saß in einem schwarzen Vauxhall Victor.
    Soho lag hinter ihm.
    Er war nach Clerkenwell unterwegs.
    Leigh Saxon wohnte da allein in einem großen Haus.
    Lupino zündete sich eine Zigarette an und drehte das Radio auf. »Stars on 45« marterten wieder einmal ihren Hitparadenstürmer. Lupino hatte an und für sich nichts gegen Popmusik, aber wenn er dieselbe Platte immer wieder hörte, hing sie ihm schnell zum Hals heraus. Er ließ das Radio aber an, durchquerte Holborn und erreichte kurz darauf den Stadtteil Clerkenwell.
    Saxon war in der Rosebery Avenue zu Hause.
    Sein Haus stand auf einem von Gärtnerhand gepflegten Grundstück. In ganz London war bekannt, daß Leigh Saxon ein Aas war. Seine Geschäftspraktiken waren in den meisten Fällen nicht ganz astrein, aber Saxon war in ihrer Handhabung so geschickt, daß ihm deswegen niemand etwas anhaben konnte.
    Lorne Lupino grinste. »So besehen, vollbringst du heute abend sogar eine gute Tat, wenn du Saxon umlegst.«
    Leigh Saxon hatte nicht viele Freunde in der Stadt, und jene, die er hatte, waren genauso wie er.
    Lupino stoppte seinen Vauxhall Victor in der Farrington Road. Den Rest des Weges legte er zu Fuß zurück. Das machte er immer so. Er fuhr niemals bis vor das Haus seines Opfers. Nachbarn sind oft wachsamer, als es für einen Killer wünschenswert ist.
    Er schob die Hände in die Tasche und schlenderte die Rosebery Avenue entlang. Für ihn stand außer Zweifel, daß es im Haus von Saxon Probleme geben würde.
    Da, wo Saxons Grundstück begann, blieb Lorne Lupino stehen. Er schaute sich um. Keine Menschenseele war auf der Straße. Die meisten Leute saßen vor dem Fernsehapparat und schimpften über das Programm. Aber tags darauf saßen sie wieder vor der Flimmerkiste - und schimpften wieder…
    Lupino überkletterte den Eisenzaun, der aus hohen, spitzen Lanzen bestand. Er war schnell und wendig wie ein Raubtier.
    Ein Sprung beförderte ihn über das Gebüsch hinter dem Zaun. Er landete auf weichem, kurz geschorenem Gras.
    In Saxons Haus brannte in zwei Räumen Licht.
    Lorne Lupino schlich auf das Gebäude zu. Er huschte lautlos die Terrassenstufen hinauf und öffnete Augenblicke später ein Fenster, das nicht ganz geschlossen war.
    Dunkelheit umfing ihn, sobald er in den Raum gestiegen war. Er wartete, bis sich seine - Augen daran gewöhnt hatten. Dabei bemerkte er, daß ihn ein eigenartiges Gefühl beschlich.
    Ihm war, als würde ihn jemand beobachten, anstarren.
    Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, ohne daß er es verhindern konnte, und er ärgerte sich darüber. So etwas war ihm noch nie passiert. Er hatte doch nicht etwa Angst? Ihm war das unvorstellbar. Es gab nichts und niemanden, vor dem er sich gefürchtet hätte. Er wäre sogar in die Hölle gegangen, um dem Teufel die Hörner vom Kopf zu schießen, wenn die Kasse gestimmt hätte.
    Was also sollte dieses blöde Gefühl?
    Zornig holte er seine Pistole aus der Schulterhalfter.
    Er schraubte einen Schalldämpfer auf die Waffe.
    Jetzt machte die Kanone nur noch »Plopp«, wenn er abdrückte.
    Einmal »Plopp« - und Leigh Saxon begab sich auf die Reise zu seinen Ahnen!
    Inzwischen konnte Lorne Lupino seine Umgebung wahrnehmen. Er sah einen Schreibtisch, Bücherregale, einen Aktenschrank, einen Papierkorb, dem er auswich, eine Stehlampe in der Leseecke…
    An der Tür blieb er stehen. Das ganze Haus war erfüllt von klassischer Musik. Lupino kannte das Stück. Es war von Chopin. Laut perlten die Klaviertöne aus den Stereoboxen.
    Leigh Saxon gab sich dem Kunstgenuß hin.
    Sein allerletztes Vergnügen, dachte der Killer.
    Er legte das Ohr an die Tür, um nach anderen Geräuschen zu lauschen, aber die laute Musik überdeckte alles. Bevor er die Klinke berührte, zog er dünne schwarze Zwirnhandschuhe an. Dann öffnete er die Tür und trat in eine geräumige Halle, in der wertvolle Originalgemälde an den Wänden hingen. Sie interessierten Lupino nicht. Er verdiente sich sein Geld auf eine andere Weise. Er hatte aus dem Haus eines Opfers noch nie etwas mitgehen lassen. Diebstahl war unter seiner Würde. Seiner Ansicht nach stahlen nur jene, die den Mumm nicht aufbrachten, zu morden.
    Vorsichtig schlich Lupino auf das Musikzimmer zu.
    Die Pistole lag schußbereit in seiner Hand.
    Durch die offene Tür betrat er den Raum, in dem sich sein Opfer aufhielt. Leigh Saxon saß in einem tiefen, bequemen Ohrensessel. Er sah den Mörder nicht eintreten, lehnte mit geschlossenen Augen im Sessel und

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