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GK442 - Der Drachenmann

GK442 - Der Drachenmann

Titel: GK442 - Der Drachenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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zusammen. Er war so groß wie ich, aber nicht so breit in den Schultern. Sein dichtes braunes Haar glänzte seidig, und wenn er lächelte, entblößten die Lippen ein gesundes, kräftiges Gebiß.
    »Du kannst schließlich nicht nur auf der faulen Haut liegen«, sagte Mr. Silver grinsend.
    »Das kommt ausgerechnet von dir?« konterte Vladek. »Was hast du denn in der Zeit, die ich bei euch verbracht habe, Großartiges geleistet?«
    »Nichts«, gab der Ex-Dämon zu.
    »Na also.«
    »Es gibt faule Leute«, schaltete ich mich in das Gespräch ein. »Es gibt stinkfaule Leute. Und es gibt Leute, die sind zu faul zum Stinken. Zu letzteren gehört Silver.«
    Vladek schüttete sich aus vor Lachen. »Das ist gut. Das ist sehr gut, Tony. Damit hast du den Nagel haargenau auf den Kopf getroffen.«
    »Blödmänner!« maulte Mr. Silver eingeschnappt. Danach sagte er nichts mehr.
    Wir erreichten den Heathrow Airport gegen 19 Uhr. Vladek kaufte sich ein Ticket und gab das wenige Gepäck auf, das er bei sich hatte. Danach blieb uns noch Zeit für einen Abschiedsdrink.
    Eine halbe Stunde später wurde sein Flug aufgerufen. Wir kehrten - nach nochmaligem Beteuern, uns bald wiederzusehen - zu meinem weißen Peugeot 504 TI zurück, und als Vladeks Maschine startete, befanden wir uns schon wieder auf der Rückfahrt nach London.
    Tucker Peckinpah, ein reicher Industrieller und mein Partner, hatte mich gebeten, auf dem Heimweg einen Sprung bei ihm vorbeizuschauen. Sein Haus lag auf dem Weg. Wir erreichten es gegen halb neun. Mr. Silver hatte keine Lust, mit hineinzukommen.
    »Ich möchte nach Hause«, sagte er.
    »Wegen Roxane?«
    »Ja. Sie fühlt sich nicht wohl, und das beunruhigt mich ein bißchen.« Roxane, die Hexe aus dem Jenseits, war Mr. Silvers Freundin. Wir lebten zu viert in meinem Haus, zusammen mit meiner Freundin Vicky Bonney, einer Schriftstellerin, auf deren Erfolge ich stolz war.
    »Möchtest du den Wagen haben?«
    Der Ex-Dämon, ein Hüne wie Herkules, mit Haaren und Brauen aus purem Silver, schüttelte den Kopf. »Ich nehme mir ein Taxi.«
    »Okay. Ich werde wohl auch bald zu Hause eintrudeln.«
    Wir stiegen beide aus dem Peugeot. Ein Taxi kam die Straße entlang. Mr. Silver hob die Hand, das Fahrzeug hielt, der Ex-Dämon setzte sich in den Fond und ich hörte, wie er unsere Adresse nannte: »Chichester Road 22.«
    Dann rauschte das Taxi ab.
    Wenige Minuten später ließ Tucker Peckinpah mich in sein Haus ein. Die unvermeidliche Zigarre zwischen den Lippen, sechzig Jahre alt, rundlich und liebenswert. Ein Mann, dessen Geschäftstüchtigkeit ohne Übertreibung weltbekannt war. Es gab nicht viel, worin er seine Finger nicht drinnen hatte. Nur beim Waffenhandel mischte er nicht mit, denn er war ein überzeugter Pazifist. Alles, was er anpackte, wurde zu einem Erfolg. Er schwamm in Geld, und er hatte mich -den Privatdetektiv Tony Ballard - vor Jahren auf Dauer engagiert, damit ich mich ohne finanzielle Sorgen ganz dem Kampf gegen die Mächte des Bösen widmen konnte.
    »Ah, Tony«, sagte er, als ich eintrat. Er nahm höflichkeitshalber die Zigarre aus dem Mund und begrüßte mich mit einem freundlichen, festen Händedruck. »Sie kommen allein? Wo ist Ihr silberner Schatten?«
    Ich lachte über diese Bemerkung. In der Tat waren Mr. Silver und ich so oft zusammen, daß man den Ex-Dämon schon als meinen Schatten bezeichnen konnte.
    »Wir haben Vladek Rodensky auf dem Flugplatz abgeliefert, und Silver fuhr mit dem Taxi nach Hause. Roxane fühlt sich nicht besonders. Vielleicht hat sie sich in der Sahara zu sehr verausgabt. Es war ein kräfteraubender Kampf.«
    Peckinpah nickte. Er kannte die Geschichte schon. Ich hatte sie ihm vor einigen Tagen erzählt, als er Gast in unserem Hause war.
    Wir begaben uns in sein geschmackvoll eingerichtetes Wohnzimmer.
    »Einen Drink, Tony?« fragte er.
    »Ja, gern«, antwortete ich und setzte mich auf eine französische Sitzbank, die mit braunen Blättern bedruckt war.
    Er fragte mich nicht, was ich haben wollte. Er wußte es.
    Pernod.
    Der Einfachheit halber nahm er sich auch einen. Dann setzte er sich zu mir, wir prosteten einander zu und tranken.
    »Ich hoffe, Sie können ein bißchen Zeit erübrigen«, sagte der Industrielle.
    »Für Sie immer, Partner.«
    »Mir lastet etwas auf der Seele, das ich gern loswerden möchte.«
    »Immer heraus damit«, forderte ich Peckinpah auf.
    »Haben Sie von dem grausigen Leichenfund bei der London Bridge Station gelesen, Tony?«
    »Natürlich. Die

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