GK464 - Der Zauberschädel
Fingern. Die Waffe fiel auf den weichen Teppich und rutschte ein Stück davon.
Celentine wollte sie sich wiederholen. Er hechtete ihr nach. Ich sprang hinter ihm her, stieß ihn zur Seite und schob die Waffe noch weiter weg. Da packte er mich geifernd und fauchend am Hals. Haßerfüllt drückte er zu, aber der Zauber des Drachenbluts schützte mich vor Schaden.
Ich konnte mir nicht vorstellen, daß Martin Celentine all das, was er tat, auch wirklich tun wollte. Der Mann war meines Erachtens besessen. Jemand anders mußte ihm aufgetragen haben, zu verhindern, daß ich nach Nigeria kam.
Gegen Besessenheit hatte ich eine hervorragende Waffe zur Verfügung: meinen magischen Ring, dessen schwarzer Stein in Form eines Pentagramms geschliffen war. Damit schlug ich zu.
Meine rechte Faust traf die Schläfe des Co-Piloten. Der Mann bäumte sich auf, als würde ein heftiger Stromstoß durch seinen Körper rasen. Er fiel zusammen und verlor das Bewußtsein.
Ich erhob mich keuchend, nahm die Pistole an mich und steckte sie in meinen Gürtel. Anschließend zerrte ich den Ohnmächtigen hoch und legte ihn auf die Couch. Mit dem Ring strich ich behutsam über die Stirn des Co-Piloten. Die Linien, die ich zeichnete, ergaben ein weißmagisches Symbol.
Keine Reaktion.
Darüber freute ich mich, denn das war der Beweis dafür, daß Martin Celentine unter keinem bösen Einfluß mehr stand. Ich tätschelte seine Wangen. Seine Lider flatterten. Er schlug die Augen auf und schaute mich verwirrt an.
»Wo bin ich?« Er setzte sich auf. »Was ist passiert?«
»Sie wissen es nicht?«
»Ist etwas passiert, Mr. Ballard?«
»Sie wollten mich umbringen.«
Celentines Augen weiteten sich vor Schreck. »Das ist doch nicht wahr!«
»Denken Sie, ich scherze mit so etwas?« Ich zog seine Pistole aus meinem Gürtel. »Ist das Ihre Kanone?«
»Ja.«
»Damit haben Sie einen Schuß auf mich abgefeuert.« Um es ihm zu beweisen, nahm ich das Magazin heraus. Es fehlte eine Patrone, und die Hülse lag auf dem Teppichboden.
Der Co-Pilot schaute mich verdattert an. Er massierte seine Schläfen. »Aber ich kann mich an nichts erinnern, an gar nichts, Mr. Ballard. Wie ist so etwas möglich?«
»Eine fremde Kraft hat vorübergehend von Ihnen Besitz ergriffen. Sie wurden zum willenlosen Werkzeug.«
»Mein Gott, das ist ja schrecklich.«
»Zum Glück ist nichts passiert.«
»Aber es hätte zu einer entsetzlichen Katastrophe kommen können.«
»Wir vergessen die Angelegenheit am besten«, schlug ich vor.
Martin Celentine musterte mich unsicher. »Heißt das, Sie werden dem Kapitän nichts davon erzählen?«
»Er erfährt kein Wort. Zufrieden?«
»Und Mr. Peckinpah?«
»Die Sache bleibt unter uns«, versprach ich und gab ihm die Pistole zurück. Damit wollte ich ihm beweisen, daß ich ihm vertraute. Er drehte die Waffe verständnislos vor seinen Augen hin und her. Da die Landung kurz bevorstand, mußte sich Celentine wieder ins Cockpit begeben. Bevor er die Tür hinter sich schloß, warf er mir noch schnell einen dankbaren Blick zu. Augenblicke später forderte mich der Kapitän auf, das Rauchen einzustellen und mich anzuschnallen.
Das Rauchen einstellen! Als ob ich jemals geraucht hätte.
Ich setzte mich, ließ die Gurtverschlüsse einrasten und schaute wieder aus dem Bullauge.
Unter uns lag Lagos, eine Stadt, die auf den beiden nur durch einen Kanal voneinander getrennten Inseln Lagos Island und Ikoyi Island in der Lagune von Lagos, ferner auf Victoria Island, einem Teil der Nehrung zwischen der Bucht von Benin und der Lagune von Lagos, sowie auf dem Festland errichtet war. Eine Stadt, die für Industrie, Handel und Seefahrt so wichtig wie keine andere in Nigeria war.
Wir landeten auf dem Flughafen Ikeja, 23 Kilometer nördlich von Lagos.
Der Pilot und sein Co verabschiedeten sich von mir. Martin Celentine schenkte mir noch einmal so einen dankbaren Blick, dann lief ich die Gangway hinunter, und die feuchte Wärme des nahen Äquators legte sich wie ein nasses Tuch über mich.
Wie weit Tucker Peckinpahs Verbindungen reichten, erfuhr ich im Flughafengebäude. Der Zoll filzte mich nicht lange, sondern behandelte mich wie eine VIP - eine Very Important Person. Und kurz danach stand ich meinem Freund Frank Esslin gegenüber.
Frank lebte in New York. Er arbeitete für die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, sein Fachgebiet war die Tropenmedizin, und man konnte ihn überall auf der Welt antreffen. Wir hatten schon so manches haarige Abenteuer
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