GK470 - Die Teufelsschlange
dieser Gefahr nicht noch einmal aus.«
»Vielleicht solltet auch ihr euer Schicksal nicht noch einmal herausfordern«, erhob Ramba, der Zauberer, seine warnende Stimme. »Ihr hattet einmal Glück, aber beim zweitenmal könnte euch Tingo erwischen.«
»Dieses Risiko nehmen wir auf uns, nicht wahr, Tony?«
»Es gibt leider keine andere Möglichkeit, Tingo zu vernichten, und daß ihr die Dämonenschlange gern loswerden möchtet, liegt doch auf der Hand, oder?«
»Es kommt immer auf den Preis an, der zu bezahlen ist«, sagte Ramba. »Wenn einer von euch beiden im Kampf gegen Tingo sein Leben verliert, ist der Preis zu hoch.«
»Keine Sorge«, erwiderte ich. »Wir werden das Kind schon schaukeln.«
Eine halbe Stunde später saßen wir auf Schattenpferden und ritten los. Der Kampf, der uns nun bevorstand, würde kräfteraubender sein als der gegen die Vogelbestien.
Aber wenn wir siegten, würden wir ein gesäubertes Land hinter uns lassen, in dem keiner mehr Angst vor der gefährlichen Dämonenschlange zu haben brauchte.
***
Pannor lebte noch. Man hatte ihn in die Privatgemächer der Prinzessin gebracht. Schließlich hatte er für Ragu sein Leben geopfert. Die Prinzessin, ihr Freund und Berater, Roxane, Massas und auch Ramba begaben sich zu ihm.
»Bist du unversehrt, Ragu?« erkundigte sich Pannor mit bebender Stimme.
Die Prinzessin konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Dieser Mann, selbst tödlich verletzt, war nur an ihrem Wohlbefinden interessiert. Wie es ihm selbst ging, war ihm Nebensache.
»Ja, Pannor«, sagte Ragu ergriffen. »Es geht mir gut, und das habe ich dir zu verdanken.«
Ein zufriedenes Lächeln huschte über Pannors Schattengesicht. »Das ist wichtig. Das Reich der grünen Schatten braucht dich, Ragu. Männer wie ich sind jederzeit zu ersetzen…«
»Sag das nicht, Pannor. Du bist einmalig«, widersprach ihm die Prinzessin.
»Ich bin nur ein einfacher Krieger und ein ergebener Diener seiner Herrin.«
Ragu wandte sich an den alten Zauberer. »Kannst du nichts für ihn tun?«
Ramba schüttelte langsam den Kopf. »Ich bin leider nicht allmächtig, Ragu.«
»Laßt nur«, sagte Pannor. »Ich weiß, daß es mit mir zu Ende geht, aber es macht mir nichts aus. Ich sterbe mit dem guten Gewissen, das Leben meiner geliebten Prinzessin gerettet zu haben. Wir haben den Angriff der Vogelbestien zurückgeschlagen. Wenn Apoloon klug ist, wird er seine Krieger nicht noch einmal in den Kampf führen. Kann sein, daß er dich bittet, mit seinem Volk hierbleiben zu dürfen, Ragu. Würdest du ihm diese Bitte gewähren?«
»Wie würdest du entscheiden, Pannor?«
»Wenn Apoloon bereit wäre, Frieden zu halten, dürfte er bleiben.«
»Das ist auch meine Meinung«, sagte Ragu.
»Schade«, hauchte Pannor. »Schade, daß ich nicht mehr erfahren werde, wozu sich Apoloon entschließt. Lebewohl, Ragu. Es war für mich immer eine Ehre, dir zu dienen, und es ist mir eine Ehre, mein Leben für dich geben zu dürfen.« Er hob die Hand.
Die Prinzessin ergriff sie.
Ein letzter Druck, dann verließ Pannor die Kraft.
***
Die Vogelbestien sammelten sich im Lager. Sie scharten sich um ihren neuen Führer. Apoloon stand auf einem mannshohen Stein. Er schaute auf sein Volk hinunter. Seine Miene war finster.
Er wußte, daß sein Volk von ihm nun die erste Entscheidung erwartete. Das erregte Gemurmel verstummte, sobald Apoloon die Arme hob.
»Wir haben nun drei Möglichkeiten!« rief er mit lauter Stimme. »Wir können die Schattenwesen noch einmal angreifen. Wir können Prinzessin Ragu bitten, Frieden mit uns zu schließen und uns die Erlaubnis zu geben, uns hier anzusiedeln. Wir können aber auch das Reich der grünen Schatten verlassen und uns einen Platz in einer anderen Dimension suchen. Nicht alle Dimensionen sind bewohnt. Wir könnten ein Land finden, das wir für uns ganz alleinhaben würden.«
Die Krieger sagten nichts.
Es lag bei Apoloon, zu entscheiden.
Was er sagte, das würde geschehen, ohne Widerspruch, denn er war der neue Herrscher.
»Ich habe Ytlar gewarnt, die grünen Schatten nicht zu unterschätzen, aber er hat nicht auf mich gehört«, fuhr Apoloon fort. »Er ging jedes Problem mit der Brechstange an. Meine Art ist das nicht. Ihr kennt mich alle lange genug, um das zu wissen. Deshalb fällt für mich der erste Punkt, die Schattenwesen noch einmal anzugreifen, flach. Betrachten wir Punkt zwei. Wir Vogelbestien sind ein stolzes Volk. Wir herrschen gern. Es liegt uns nicht, zu bitten. Wir lieben es
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