GK470 - Die Teufelsschlange
versuchte sie erneut mit der magischen Axt zu treffen, doch Tingo verschwand.
Von einer Sekunde zur anderen war sie nicht mehr zu sehen. Der Ex-Dämon half mir auf die Beine. »Die erste Runde geht an uns«, sagte er. »Jetzt leckt das Biest seine Wunden.«
Ich grinste. »Womit denn? Es hat keine Zunge mehr.«
»Ach ja, richtig.«
»So hart wurde Tingo in ihrem Leben noch nicht attackiert«, sagte ich.
»Wir sollten ihr keine Zeit lassen, sich zu erholen«, meinte der Ex-Dämon.
»Bin ganz deiner Meinung«, gab ich zurück.
Das war der Dämonenschlange bestimmt noch nie passiert, daß sie sich zurückziehen mußte. Bisher hatte sie immer den höllischen Ton angegeben. Doch wir hatten den Spieß umgedreht.
Tingo war verletzt. Sie war bestimmt auch konfus. Diese Situation mußten wir ausnützen. Wir mußten sie vernichten, bevor die Nacht des schwarzen Mondes anbrach, sonst erstarkte sie wieder.
Mr. Silver stampfte in jene Richtung, in die sich Tingo zurückgezogen hatte. Der Weg zu ihr war leicht zu finden. Wir brauchten nur der schwarzen Blutspur zu folgen.
Mr. Silver entdeckte ihren glänzenden Leib. Sofort raste wieder Feuer aus seinen Augen. Die glühenden Lanzen trafen den Körper und bohrten sich in ihn hinein. Dampf kringelte sich über den Brandstellen.
Tingo schnellte herum. Die Wände des Labyrinths stellten für sie kein Hindernis dar. Sie riß sie einfach ein. Der herumschnellende Schlangenschwanz traf Mr. Silver mit unbeschreiblicher Wucht.
Mein Freund fiel, und Tingo hieb mit dem Schwanz sofort noch einmal nach dem Ex-Dämon. Ich schoß. Die Kugel traf zwar, aber ich konnte dennoch nicht verhindern, daß der schwarze Schlangenschwanz Mr. Silvers Kopf traf.
Der Treffer war von einem deutlich wahrzunehmenden Knirschen begleitet.
Dämonenmagie sprang auf Mr. Silver über und versuchte ihn zu zerstören. Seine silberne Abwehr geriet ins Wanken. Mein nächster Schuß vertrieb die Dämonenschlange.
Ich kümmerte mich sofort um den Ex-Dämon, dem es in diesem Augenblick nicht gut ging. Die Höllenmagie wollte seinen Silberkopf auseinandersprengen. Er kämpfte verbissen dagegen an. Ich half ihm mit meinem magischen Ring aus, preßte ihm den schwarzen Stein gegen die Schläfe, und mit vereinten Kräften gelang es uns, die Dämonenmagie zu vertreiben.
Der Ex-Dämon erhob sich benommen. »Verdammt, ich geb‘s nicht gern zu, aber ich habe Tingo unterschätzt. Sie ist stärker, als ich dachte.«
Im Augenblick schien Mr. Silver nicht mehr so sicher zu sein, daß wir Tingo schaffen würden. Deshalb sagte ich das zu ihm, was ich vorhin von ihm zu hören gekriegt hatte: »Mehr Optimismus, wenn ich bitten darf.«
»Wir werden sie getrennt angreifen«, entschied der Ex-Dämon.
»Einverstanden.«
»Wenn sie nicht weiß, gegen wen sie sich zuerst wenden soll, können wir sie vielleicht bezwingen.«
Wir trennten uns, und ich hatte ein flaues Gefühl im Bauch. Tingo war ein harter Brocken. Wir konnten nur hoffen, daß wir uns nicht übernommen hatten.
***
Mr. Silver schlich durch die Gänge des Labyrinths. Sein Silberschädel schmerzte ihn. Bis jetzt war es ihnen nicht geglückt, der Dämonenschlange eine schwere Verletzung zuzufügen. Tingo hatte zwar ihre Zunge verloren, aber sie hatte vorhin bewiesen, daß sie dennoch äußerst gefährlich war. Wenn sie sogar Mr. Silver anschlagen konnte, mußten schon gewaltige Kräfte in ihr stecken.
Der Ex-Dämon verharrte kurz, um zu lauschen.
Es rumorte im Labyrinth.
Der Boden vibrierte leicht unter den Silberfüßen des Hünen.
Er hielt die magische Streitaxt mit beiden Händen fest. Noch einmal wollte er sich von Tingo nicht überraschen lassen. Rechts knirschte die Wand. Erde fiel herab. Eine Öffnung bildete sich.
Und Mr. Silver sah den schwarzen Bitumenleib der Dämonenschlange, die sich in einem Parallelgang befand. Der Hüne schlich vorsichtig näher. Tingo ahnte nicht, was er vorhatte.
Er hob die Axt.
Den Schlag führte er mit aller Kraft.
Tingo bäumte sich auf, riß die Mauer ein und wollte sich auf den Ex-Dämon wälzen. Der Hüne sprang zurück. Immer wieder schlug er mit der magischen Streitaxt zu. Die Dämonenschlange krümmte sich. Sie wand sich. Sie schlug um sich, und Mr. Silver mußte aufpassen, um keinen Treffer abzubekommen.
Sein nächster Schlag legte ihr Rückgrat frei.
Das trieb sie in den Wahnsinn!
***
Die Gänge verästelten sich mehrmals. Ich folgte Tingos Blutspur. Meine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Würden
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