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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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brauchte. So etwas Altmodisches wie Papier lag dagegen nirgendwo in seinem Büro. Alles war sehr überschaubar. Und genau da sah Miranda langsam ein Problem auf sich zukommen. Sie war jetzt bereitseine Woche für ihn tätig, und die Arbeit hatte sich gelinde gesagt in Grenzen gehalten.
    Winter sah noch nicht einmal auf vom PC, als sie sein Büro betrat und näher kam. Er fragte, was er für sie tun könne.
    »Nun«, sagte Miranda, »das wollte ich eigentlich Sie fragen.«
    »Sie können wieder gehen. Das können Sie tun. Schauen Sie sich doch mal um hier. Ich ersticke in Arbeit. Noch Fragen?«
    Winter war launisch. Wenn er konzentriert arbeitete, konnte er mitunter unausstehlich sein. Und er arbeitete oft konzentriert. Wenn er sie doch wenigstens einmal angesehen hätte. Miranda versuchte es noch einmal: »Geht es Ihnen gut?«
    »Sie verwickeln mich in ein Gespräch. Das gefällt mir nicht.«
    »Ihr Ausgangskörbchen ist immer leer.«
    »Mein was?« Winter schaute auf und begann zu suchen.
    »Rechts neben Ihnen, ungefähr zehn Zentimeter von der Stelle, wo Sie gerade Ihre Hand haben. Wenn Sie jetzt ein Papier ausdrucken oder beschreiben und es praktisch direkt wieder fallen lassen, könnte es darin landen.«
    Er blickte in ihre Richtung, fixierte den Gürtel ihres Kostüms. Nein, er blickte ihr nie in die Augen, sah sie nie wirklich an. Es war mehr eine Sichtung, die er vornahm, und er sagte zu dem Gürtel: »Für das, was ich in den Ausgang zu legen hätte, reicht keine Körbchengröße dieser Welt.« Er wies mit seiner Nase zur Tür: »Raus. Ich melde mich, wenn ich so weit bin. Rufen Sie Kesch noch einmal an.«
    »Mach ich.« Miranda blieb vor der Tür sehen. »Ich könnte ihm auch erst einmal eine Mail schicken. Oder eine Doodle-Terminanfrage.« Es war mehr ein Aufbäumen gegen das »Raus«, er konnte sie unmöglich einfach wieder so gehen lassen. Schließlich kostete sie Geld, war ein bisschen was wert, wenn auch nicht viel.
    »Nun hauen Sie hier aber mal nicht so auf die Sahne. Sie sollen weder mailen noch doodeln, Sie sollen telefonieren.« Und dann reichte er ihr ein Tuch. »Mikrofaser-Diamanttuch, zum streifenfreien Reinigen von glatten Oberflächen.«
    Miranda verstand nicht. »Wie bitte?«
    »Na, Sie haben da Ihre Fingerabdrücke auf meiner Schreibtischplatte hinterlassen. Das Tuch kann feucht und trocken eingesetzt werden. Und es ist waschbar.« Er nahm sein Radio und verließ vor ihr den Raum.
    Die Tür zum Ankleidezimmer ging auf, gerade als Löhring sich nach einem passenden Paar Socken und einem Goldkettchen für Kellermann umsah. Ihre Köpfe schnellten herum, und die Zeit schien stillzustehen. Sicher, sie waren einfach so in ein fremdes Haus hineingegangen, hatten sich darin zu schaffen gemacht, aber ein wenig gestört kamen sie sich jetzt schon vor. Eine reifere Dame, etwa Mitte sechzig, noch im Mantel und mit einem Schlüsselbund in der Hand, stand im Raum, blickte stumm und erbarmungslos langsam von einem zum anderen.
    Kellermanns Arm schnellte zur Schusswaffe, die er in Reichweite auf dem oberen Regal des Kleiderschranks abgelegt hatte. Löhring griff zu seiner Waffe: Lächeln. Pokerface. Selbst jetzt. Gerade jetzt. Kontrolliertheit. Locker, ganz locker. Normalerweise beherrschte er es perfekt: das langsame Breitziehen der Oberlippe, dann Nachziehen der Unterlippe, bis seine blendend weißen Zahnreihen zum Vorschein kamen. Es hatte vermutlich schon einmal entspannter ausgesehen, aber es ging. Schließlich kannte er Frau Kesch. Sie und seine Frau waren bereits seit der allerersten Kesch-Fonds-Einlagen, die Löhring getätigt hatte, per Du. Es waren viele gemeinsame Transaktionen gefolgt – richtig lukrative, schnuckelige Anlagen, die man auch unter Einbeziehung der Gattinnen angegangen war. Jede war mit ihrem eigenen kleinen Investment beteiligt worden. Sehr nett. Das war schon was. Das schweißte zusammen. Sie hatten quasi schon lange zusammen in einem Boot gesessen und das Mittelmeer durchquert. An Edgars Seite, der nicht ihr erster Mann gewesen war, war Ilse Kesch zweifellos zu einer Frau gereift, die das Leben in allen Facetten kennengelernt hatte und mit allen Wassern gewaschen war.
    Löhring ging also auf sie zu, presste seine gesamte Restenergie in ihre Mittelhand und begrüßte sie im Ankleidezimmer ihres soeben verstorbenen Mannes: »Ilse. Wie schön, dass du zu uns stößt. Ich dachte, du seist ein paar Wochen auf Reisen? Wie auch immer, Edgar zeigt mir gerade, welche Anzüge er mir

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