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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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finden.«
    Curlacks linke Augenbraue zuckte. »Aber Sie lassen sich dann für Ihre eigenen Fonds einen dicken Fisch durch die Lappen gehen, oder? Was sagen denn die Partner Ihrer Investmentbude in London dazu?«
    »Richtig erkannt, Curlack.« Löhring genoss es, die Dinge unausgesprochen zu lassen, doch Curlack war blitzschnell beim Zusammenzählen. »Sie wollen selbst in das Projekt einsteigen?«
    Winter sah auf und blickte in Löhrings Richtung. »Wer sind Sie eigentlich? Wer schickt Sie? Wie lautet Ihr Auftrag?«
    Löhring brüllte vor Lachen. »Winter, herrlich. Geniale Vorgabe. Ja, man muss das mal ganz existentiell betrachten. Meta. Völlig meta. Sie haben ja so recht. Wie Sie wissen, lagen mir so einige Angebote der heimischen Wirtschaft vor, doch erfahrungsgemäß hat man es in den Unternehmen meistens mit Personen zu tun, die die Kiste vorher in den Dreck gefahren haben. Nicht schön. Aber hier, hier ist das ganz anders. Hier starten wir völlig neu. High risk.« Er lehnte sich zurück und legte seine Hände mit den Handflächen nach oben auf den Tisch: »Sicher, ich will mich nicht aufdrängen, aber in Situationen wie dieser muss es eben jemanden geben, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, wenn es sonst niemand tut.« Löhring entschied sich dann doch, mit einer provokativen rhetorischen Frage zu schließen. »Meine Herren, meine und Winters Expertise zusammen mit Ihren Finanzierungsmöglichkeiten und Keschs Kundenportfolio – wissen Sie eigentlich, was da auf uns zukommen könnte?«
    Und dann spürte er einen Luftzug neben sich. Kellermann war zurückgekehrt und ließ sich in seiner vollen Leiblichkeit neben ihm auf den Stuhl fallen. »Puh. Schwere Kost, das alles.« Und dann, sich Winter zuwendend: »Sagen Se mal, Herr Winter, brauchen Se denn auch spezielle Immobilien für die Tierchen?«
    Löhring warf sich nach vorne an den Tisch: »Also. Ich. Ich könnte mir ein unabhängiges Beratermandat vorstellen. Über die Höhe des Signing Bonus ließe sich reden. Solche Projekte stehen und fallen ja mit dem Management dahinter. Smart Capital, youknow. Sekretariat vor Ort. Dienstwagen. Up to you. Top or drop. In or out. High risk.«
    Winter sagte, er könne nicht mehr und es sei nun auch Zeit für die Wettervorhersage, ging wie in Trance zu seinem Radio auf der Fensterbank und stellte es an.
    Nun gut, man könne ja einmal ein Brainstorming zusammen mit Etta von Dangast bezüglich der Skarabäen und überhaupt machen, schloss Mollow. Und, mit Blick auf die Käfer, dies sei vielleicht der Zeitpunkt, abschließend den Kaffee draußen auf der Terrasse einzunehmen. Um die vollgefressenen Insekten würden sich die Reinigungskräfte kümmern müssen.
    Doch noch während man langsam das Feld räumte, nahm Mollow Löhring mit festem Griff am Oberarm beiseite: »Jetzt sagen Sie mir bitte nur eines.«
    Es dauerte ein wenig, bis Löhring einen dieser klaren Momente hatte und langsam zu ahnen begann, was Mollow wissen wollte. Es war schrecklich. Er grinste weiter. Mollow kam näher: »Wer um Himmels willen ist diese Witznummer in Keschs Klamotten? Für wie doof halten Sie uns eigentlich? Wir arbeiten seit Jahren eng mit Kesch zusammen, und ich muss Ihnen nicht erzählen, wie weit das geht. Und wenn ich eines weiß, dann, dass dieser Kerl nicht mein Freund Edgar ist! Ich ahne, wo hier der Hund begraben liegt!« Ein unheilvoller Zorn lag in Mollows Augen, als er hinzufügte: »Und auf welchem Mist ist dieses Hirngespinst mit den Käfern gewachsen?«
    Löhring spürte aufsteigende Hitze am Hemdkragen, und sein Gesicht ging eigene Wege. Es war aus.

DIE INVESTORIN
    »Sind die eigentlich echt? Ich meine, wirklich echt?« Miranda hielt sich in letzter Zeit immer, wenn es ihre Zeit erlaubte, im Herz der Winter Berry Group auf, genauer gesagt: im Forschungsbereich – da, wo einige der Käfer auf ihre letzte Reise geschickt wurden, damit man sich ganz genau abgucken konnte, was die Natur an ihnen vollbracht hatte.
    Richard Patthorn schien Miranda nicht kommen gehört zu haben. Irgendwie waren sie alle ein wenig wie Winter, fand Miranda, die Naturwissenschaftler, Ingenieure und Designer. Dabei waren sie nicht etwa verhuschte Tüftler mit schlechten Zähnen und Kreppsohlen an den Schuhen, sondern versuchten lediglich mit äußerster Konzentration, die Welt im Kleinen zu verändern. Darüber vergaßen sie die Welt im Großen oder, wie Patthorn zu sagen pflegte, sie gingen unter dem Raster-Elektronen-Mikroskop auf Expedition,

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