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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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fragte: »Sagen Sie, arbeiten Sie gern da oben?«
    »Nun, es ist nicht immer einfach. Aber das ist es nirgendwo«, antwortete Miranda.
    Patthorn nahm indes ein Glas mit Deckel, füllte es mit Wasser, verschloss es wieder und stellte es auf eine Münze.
    »Was soll das werden?«, fragte sie.
    »Warten Sie’s ab. Und? Sehen Sie die Münze?«
    »Nein.« Miranda ging um das Glas herum, betrachtete es von allen Seiten. Die Münze am gläsernen Boden war verschwunden.
    »Totalreflexion.« Patthorn grinste. »Verlassen Sie sich nie auf Ihre Wahrnehmung. Vielleicht ist alles ganz anders, als Sie glauben.«
    Die Tür hinter ihnen ging auf, und sie fuhren herum.
    »Es kann sein, dass Etta von Dangast sich heute hier meldet. Da brauche ich Sie.« Winter stand einfach nur da im Raum und steuerte dann langsam an Miranda vorbei auf Patthorns Mikroskop zu. Er war schon wieder ganz woanders mit seinen Gedanken, und er hätte nichts von dem gehört, was sie ihm erwidert hätte.
    »Danke, Herr Patthorn. Erzählen Sie mir beim nächsten Mal, wie Sie sie töten müssen?«, fragte Miranda.
    Patthorn nickte und bohrte eine Spritze in den Unterleib des Käfers, während sie an Winter vorbei das Versuchsgelände verließ.
    Löhring wartete vor der Villa mit laufendem Motor auf Kellermann. Jetzt musste er, Löhring, schon auf Kellermann warten! Der Mann hatte tatsächlich einen Mittagsschlaf zwischen ein und zwei Uhr mit ihm ausgehandelt, »um den physischen und geistigen Anforderungen seiner neuen Funktion gewachsen zu sein«. Löhring brauchte Luft und ließ die Autoscheibe herunterfahren. Er tat es ungern. Es konnte Kratzer geben, da, wo sich Schmutzpartikel auf der Scheibe mitversenkten, aber wenn er sich in den letzten Tagen an eines gewöhnt hatte, dann daran, über Unzulänglichkeiten hinwegzusehen. Er starrte in Richtung Garten.
    Eigentlich konnte er bester Laune sein. Es ging voran mit GCP – Goldbug Capital Partners. So würde man das Konglomerat von drei vermögensverwaltenden GbRs benennen, in die nun ein Teil des Gesamtvermögens gelegt wurde, das Kesch für seine Kunden verwaltete. Kurzum: Das Wagniskapital für WintersSkarabäus-Projekt und somit für die Dangast Gartencenter Holding stand bereit. Allein Etta von Dangast selbst musste noch informiert werden.
    Dabei war doch alles kurz davor gewesen, zu scheitern: Denn Mollow hatte noch lange auf dem echten Kesch beharrt, der für die Bank Milliarden im Köcher habe. Das hatte er so lange getan und hatte so lange auf Löhring eingeredet, bis dieser ein zugegebenermaßen ungewöhnliches und etwas altmodisches Tool eingesetzt hatte. Er war mit Mollow in die dunkelste Ecke des Speisezimmers gegangen und hatte sie bemüht: die Wahrheit an und für sich, nichts als die Wahrheit, stramm nach vorn – all die unglückseligen Verkettungen der Umstände rund um den echten toten Kesch bis hin zur letzten Bekreuzigung am Erdhaufen, filmisch festgehalten von Ilse Kesch persönlich. Und eines hatte Löhring dabei immer wieder herausgestellt: Kesch sei auf dem Papier immer noch ein fucking millionaire, der mit Pulsschlag nun einmal mehr wert sei als ohne. Und ganz am Ende, da hatte er Mollow warm und feucht ins rechte Ohr gehaucht, dass er, Löhring, somit sehr wohl noch Entführungsopfer sei. In diesem Moment. Hier und Jetzt. Vorsicht sei geboten.
    Das hatte gereicht. Mollow hatte zwar schlucken müssen und reichlich zerknittert geguckt, war aber weit davon entfernt gewesen, die Polizei zu rufen. Und was ihn letztendlich vollends überzeugt hatte, einigermaßen großzügig über die Umstände hinwegzusehen, war die Aussicht, dass man mit dem falschen Kesch mehr Geschäft generieren konnte, als der tote Kesch an Nachlassregelung eingebracht hätte. Es war ein guter Deal, und Edgar lag tief, halbwegs trocken und sicher.
    Löhring hatte hinzugefügt, dass man manchmal gewisse Zugeständnisse an die Realität machen müsse, um erfolgreich zu bleiben. Spätestens seit der Krise gebe es doch gerade in der Finanzwelt eine neue Normalität, der es sich anzupassen gelte. Das sei nun mal systembedingt, sozusagen »the nature of the beast«. Und wer würde das besser wissen als er, Mollow.
    Dieser hatte lediglich zu bedenken gegeben, dass das mit Kellermannin Keschs Rolle aber ein bisschen so sei, als würde sich ein Alkoholiker für einen Job im Whiskey-Laden bewerben. So einer würde doch über Leichen gehen und womöglich mit vollen Taschen bei Nacht und Nebel verschwinden. Ja, hatte Löhring

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