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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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wie bei fast allen Käfern den längsten Lebensabschnitt dar.« Winter sah den Käfern fast schon liebevoll hinterher, wie sie ausschwärmten ins Sallewitz-Porzellan-Land. Dieser Blick war mit Sicherheit nichts anderes als eine Masche, da war sich Löhring sicher. Nie und nimmer hätte Winter aus sich heraus so geguckt. Dagegen sah Löhring die verdammten Kriechtiere bereits losgelöstvon ihren Beinchen, dann weiter seziert, bis kaum noch etwas von ihnen übrig blieb außer ihrem Panzer, der wiederum weiter zerteilt wurde in jede einzelne Schicht, unter dem Mikroskop platt gedrückt, immer und immer wieder, bis zum letzten Krümelchen. Bis zur Marktreife. Es war vagabundierendes Kapital, nicht mehr und nicht weniger. Löhring starrte auf die Damasttischdecke mit den Essensresten und auf die offenen Zuckerdöschen, in die sich die Insekten jetzt versenkten, bis nur noch das Hinterteil zappelnd herausguckte. So, genau so funktionierte der Markt.
    Curlack starrte auf das glitzernde Insekt, das gerade auf seinem Teller mutig durch die Mangomousse stapfte, um sich einem schmückenden Salatblatt zu nähern, und er sagte, ohne den Blick abzuwenden: »Nun, das sind ja einzigartige Value Propositions, Herr Winter. Gesetzt den Fall, wir als Kreditinstitut würden Ihr Vorhaben als chancenreich erachten und als Teilinvestor und Kapitalgeber fungieren, was stellen Sie sich denn da so vor? Ich meine, Ihre Dangast-Gartencenter-Holding steht ja schon ziemlich hoch im Kredit bei uns.« Er hob den Käfer mit gespreizten Fingern an und ließ ihn dezent auf den Boden fallen. Man hörte ihn aufschlagen.
    Auf dem Tisch herrschte bald eine heillose Unordnung. Winter starrte auf seinen Teller, auf dem er einige Brotstücke sternförmig angeordnet hatte. »Mit dreißig Millionen wären wir erst einmal im Leading-Edge-Bereich.« Er packte die leeren Gläser wieder in die Aktentasche und schien somit die Skarabäen tatsächlich in der Bank aussetzen zu wollen. »Schlagen Sie das Etta von Dangast selbst vor. Sie soll das Unternehmen mehrheitlich behalten. Sie darf nicht verkaufen.«
    Mollow und Curlack mussten den genannten Investitionsbetrag für, gelinde gesagt, überschaubar halten, denn Mollow begann, sich vorsichtig zu committen, ohne jedoch zu diesem Zeitpunkt konkret zu werden: »Nun, wir werden einmal schauen, wie wir Ihre kleine Unternehmung mit in die laufenden Finanzierungsmodelle für die Dangast-Holding einbinden können.Und selbstverständlich werden wir unter diesen Umständen Frau von Dangast vom Verkauf ihrer Anteile abraten.« Er beugte sich über den Tisch zu Winter hinüber, so weit es ging: »Ich verstehe Sie richtig, dass Etta von Dangast noch gar nicht weiß, was für eine hidden pearl sie da in der Gruppe hat?«
    »Nein. Wir heißen Winter Berry Group, nicht Winter Bug Group. Sie hat mir immer freie Hand gelassen, und ich will, dass das so bleibt.« Winter sagte es ohne aufzublicken, während er unter dem Tisch in sein Smartphone hackte.
    Mollow spülte den letzten Rest Erdener Treppchen hinunter und sagte: »Wir werden Frau von Dangast selbstverständlich gern vollumfänglich informieren und mit ihr gemeinsam erarbeiten, wie die eventuell damit verbundenen Risiken definierbar und kontrollierbar gemacht werden können.«
    »Intellectual mind fucking. Kein Mensch kann jemals vollständig informiert sein und Risiken kontrollieren. Was meinen Sie damit genau?« Winter hatte immer noch nicht aufgeblickt.
    »Nun, Sie hat eingebundene Sicherheiten, das wissen Sie, Herr Winter, nicht wahr? Zusammen mit Herrn Kesch haben wir bereits fünf geschlossene Immobilienfonds mit der Dangast Gartencenter AG als Mieter aufgelegt. Ein nicht unerheblicher Teil der Geschäfte und Gewächshäuser gehört uns sozusagen bereits.« Mollow versuchte, eine beruhigende Beiläufigkeit in seinen Tonfall zu legen, was ihm nicht ganz gelang.
    Einer der Käfer fiel in Curlacks Schoß und konnte sich am Hosenbein festkrallen. Curlack stand auf und schüttelte sich. Mollows Blick ging flehend zu Löhring.
    Endlich, dachte Löhring. Noch war Kellermann nicht von der Toilette zurückgekehrt, und manchmal musste man einfach nur warten, bis wieder einmal alle Fäden bei einem zusammenliefen. Er musste noch nicht einmal Luft holen, denn das hatte er schon vor langer Zeit getan. Jetzt musste sie nur noch raus, und der Wortstau entlud sich: »Nun, ich würde vermittelnd vorschlagen, dass wir da noch eine kreative Alternative innerhalb der Sallewitz-Kesch-Holding

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