Glaesener Helga
zusammentun, unsere Sbirri gemeinsam arbeiten lassen und vielleicht noch einige zuverlässige …«
»Ich muss noch einmal fragen: Warum ist Giusdicente Lupori nicht hier?« Giudice Bimbi klang jetzt deutlich verärgert.
»Die Morde geschahen in den südlichen Bezirken. Im Padule. Buggiano ist nicht betroffen.«
»Ach! Und das ist ein Grund, ihn von den Ermittlungen auszuschließen, die er nach meinem Dafürhalten leiten sollte, wenn der Fall tatsächlich so brisant ist, wie hier angedeutet wird?«
»Er weiß Bescheid, aber offenbar hat er nicht vor, etwas zu unternehmen«, erwiderte Rossi schroff. Einen Moment herrschte eine Stille, die selbst in der Bibliothek drückend wirkte.
Paolo mit den engen Hosen durchbrach sie. »Was weißt du über die Mörder – und damit meine ich jetzt die Männer, denen die Hunde gehören?«
»Nichts.«
»Na, das ist mal eine Enttäuschung. In Lamporecchio kursieren Gerüchte, du hättest die Bande durch die Grotten von Monsummano gejagt und ihre vierbeinigen Satane mit bloßen Händen gewürgt.«
»Sicher, sicher …«
Die Männer lachten, aber Paolo fragte unbeirrt weiter. »Es gab also diesen Kampf. Und du kannst trotzdem …?«
»Paolo«, unterbrach ihn Rossi mühsam geduldig. »Es war dunkel . Ich hätte nicht einmal meine Großmutter erkannt.«
»Und ihre Stimmen?« Sie waren Richter. Sie nahmen ihn jetzt professionell ins Verhör.
»Dieser Junge, Leo, lag unter mir und hat mir direkt ins Ohr gebrüllt. Die Hunde haben gekläfft …« » Ich habe etwas gehört«, meinte Cardini. »Jemand rief die Viecher zurück. Aber es ging dermaßen drunter und drüber – ich könnte nicht einmal sagen, ob es Männer- oder Frauenstimmen waren.«
»Wieso Frauenstimmen?«, fragte der Richter aus Chiesina Uzzanese.
»Ich meine nur. Mein einziger Wunsch war, offen gestanden … Ich sag’s nicht gern, aber in meiner Familie verläuft die Erziehung streng jesuitisch. Wenn ich von Schwefelgeruch umweht werde, und in meinen Ohren klingt Zerberusgebell …«
Wieder lachten die Männer. Alle außer Giudice Bimbi. »Wenn dieses Treffen ohne Wissen und Billigung des Giusdicente stattfindet, ist es inkorrekt. Ich werde gehen.« Das Gelächter brach ab. Cecilia hörte, wie Stuhlbeine über den Boden scharrten. Niemand hielt Bimbi auf, niemand sagte etwas, bis die Zimmertür klappte, und gleich danach die Haustür.
»Die Luft ist wieder besser geworden«, hörte sie Cardinis sanfte Stimme.
Jemand hüstelte. »Was ist eigentlich dran an diesem Gerücht, dass du einmal einige Tage im Stinche verbracht hast, Enzo?«
In Cecilia krampfte sich etwas zusammen. Das florentinische Gefängnis war in ihren Ohren zu einem Synonym für Gemeinheit geworden. Als Lupori Rossi dort hatte einliefern lassen, spekulierte er auf dessen Tod. Es war ein Mordversuch reinsten Wassers gewesen. Doch zu dem Eklat, der nach Cecilias Meinung hätte folgen müssen, war es nicht gekommen. Die beiden Männer hatten die Sache unter den Teppich gekehrt – und das begriff sie immer noch nicht. Aber was begriff sie überhaupt von diesem verbissenen Kampf zwischen Rossi und seinem Vorgesetzten, der unter einem hauchdünnen Mantel von Höflichkeit ausgefochten wurde?
Sie waren beide aus der Gosse gekommen und beide dank ihrer Intelligenz aufgefallen und gefördert worden. Lupori hatte es zum Giusdicente gebracht, Rossi noch ein Stück weiter, bis in die CompilationsKommission des Granduca. Zusätzlich hatte er eine lukrative Richterstelle in Pistoia innegehabt. In der Kommission, die die toskanische Justizreform ausarbeitete, saß Rossi immer noch – das Richteramt hatte er, um den Streitereien mit Grazia zu entkommen, gegen den unbedeutenden Posten in Montecatini ausgetauscht. Und gerade dieser freiwillige Wechsel, dieser Abstieg mit einem Achselzucken, war offenbar für Lupori ein Stachel im Fleisch. Wie konnte man so hochmütig sein und das mit Füßen treten, wofür der Giusdicente seine Seele verkauft hätte?
Sie hatte nicht mitbekommen, was Rossi antwortete. Es musste ausweichend gewesen sein, denn Paolo murmelte: »Schon gut, schon gut. Einige Leute wundern sich, dass du nicht geklagt hast, das ist alles. Sie sagen, du wirst schon deine Gründe haben, und das meint nicht jeder freundlich.«
»Sind wir hier, um über Verbrechen zu sprechen?«
»Sind wir, mein Lieber, selbstverständlich.«
Cecilia hörte, wie die Stuhlbeine von Neuem scharrten. Rossi schien sich auf den Platz von Giudice Bimbi gesetzt zu haben.
»Zwei Fischer wurden
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