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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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spricht nicht.« Die Seifensiederin knetete ihre schwieligen Hände, und die Narbe auf ihrer Wange tanzte.
    »Außerdem scheint es ihm ein Anliegen zu sein, dass sein Schweigen sich herumspricht«, sagte Rossi. »Er will, dass seine Entfuhrer wissen, dass er den Mund halten wird.«
    Und was geht mich das an? protestierte Cecilia innerlich. Habe ich etwa keine Angst? Ich sollte ebenfalls herumgehen und herausposaunen, dass ich den Mund halten werde. Ich habe nichts gesehen ! Danke für den Rat, Bruno.
    »Ich gehe.« Francesca langte nach ihren Krücken. Unbeholfen stand sie auf und humpelte zur Tür. Als sie Cecilia erreichte, hielt sie inne und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Passen Sie auf sich auf, Cecilia Barghini.«
    Sie warteten, bis das Pochen auf der Treppe verklungen war und die Haustür schlug.
    »Muss sie keine Angst mehr vor Lupori haben?«, fragte Cecilia dann.
Rossi ächzte und rekelte sich auf seinem Stuhl. »Natürlich muss sie. Aber Francesca Brizzi ist so stur wie alle Frauen, und ich bin offenbar der Letzte, der die Gabe hat, sich deinem Geschlecht verständlich zu machen.« Er schnitt ein Gesicht. »Sie wird noch eine weitere Woche in ihrem Versteck ausharren, dann will sie zu ihrer Seifensiederei zurück. Ich muss mit Adolfo reden …« Übergangslos versank er ins Grübeln. »Frage mich, ob sie gut angekommen ist.«
»Was?«
»Dina.«
»Ist sie?«
»Ja.«
Rossi schüttelte den Kopf. Er nahm einen Bogen Papier von seiner Schreibtischplatte und legte ihn ungelesen wieder zurück. »Ich weiß nicht, was in diesem parfümierten Scharlatan Lupori vorgeht. Warum rührt er sich nicht? Feretti wurde ermordet. Das sollte ihn doch kümmern.«
»Wenn er sich damit befasst, muss er zugeben, dass er mit dem Theriakmann den Falschen gehängt hat.«
Das wusste Rossi selbst. Der Blick, mit dem er sie bedachte, war so verbiestert, als wäre es ihre Schuld, dass einer aus seiner Zunft sich am Gesetz versündigte.
»Bruno wollte mir zeigen, wie man mit einer Pistole umgeht«, sagte Cecilia.
»Ach.«
»So eine Idee!«
Seine Stirn entwölkte sich. Er lachte. »Du hast einen Platz in seinem Herzen.«
»Unsinn.«
»Aber keineswegs. Das ist das Schlimme an dir, Cecilia – du bemerkst die armen Seelen gar nicht, die sich zu deinen Füßen in Anbetung verzehren. Bruno verstopft mir seit Tagen die Ohren mit seinem Gib ja auf sie acht . Du hast einen Galan.«
Sie musste ebenfalls lachen. »Was ist?«, fragte sie, als Rossi eine Schublade aufzog.
»Mir gefällt der Gedanke.« Er hob eine kleine, silberne Pistole aus dem Kasten. Die Waffe hatte Grazia gehört. Cecilia wusste es, sobald sie sie sah. Ein zierliches Gerät, mehr ein Schmuckstück als ein Instrument zum Töten.
Rossi zeigte ihr, wie man mithilfe des Hahns einen Federmechanismus spannte. Der Abzug entriegelte den Mechanismus, so dass der Hahn mit einem Feuerstein auf eine Batterie schlug. Dadurch wurde die Pfanne geöffnet und ein Funken erzeugt, der das Zündkraut in Brand steckte. Das Zündkraut wiederum setzte beim Abbrennen die eigentliche Ladung in Gang.
»Das hört sich kompliziert an.«
»Spannen und abdrücken. Mehr brauchst du dir nicht zu merken. Komm.«
»Wohin?«
»Hinaus. Du musst es üben.«
»Zu schießen?«, fragte Cecilia verwirrt.
»Ich sag’s doch.«
»Und was ist mit deinem Bein?«
»Wenn Francesca humpeln kann, dann kann ich’s auch.«
»Aber es ist dunkel.«
Er sicherte die Pistole und schob sie in die Innentasche seiner Weste. »Das hindert dich am Treffen, aber nicht am Schießen. Es geht mir darum, dass du die Mechanik beherrscht, Cecilia.«
    Wenig später fanden sie sich vor dem Stadttor wieder
– in warme Mäntel gehüllt und mit Munition versorgt. Der Mond verwöhnte sie mit ausreichend Licht, so dass Rossis Ölfunzel sich als überflüssig erwies. Er lehnte sie gegen ein Mäuerchen. Das silberne Metall des Pistolenlaufs blinkte auf, als er Cecilia die Waffe reichte. Sie schaute sie voller Unbehagen an.
    »Also los.«
»Spannen, ja?«
Er setzte sich auf das Mäuerchen, um das Bein zu
    endasten. Auffordernd klopfte er mit der Hand auf das Plätzchen neben sich. Seine Hand war warm, als er damit die ihre umschloss, um ihr noch einmal zu zeigen, wie sie die Waffe halten sollte. Spannen und …
    »Du bist ein Angsthase.«
»Ich bin kein Angsthase. Das klemmt.«
»Gar nichts klemmt. Nun mach schon! Streck den
    Arm aus.«
»Es geht besser im Stehen.«
»Dann ab auf die Füße. Und hoch mit dem Lauf …
    Ja, so ist es gut.«
Und …

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