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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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Regen zerlaufen und ließ ihr Gesicht aussehen wie eine Malerpalette. Die Rot- und Gelbtöne überwogen. Der Mund bestand aus einem appetitlichen Erdbeerklecks. Sie trug einen Stab in der Hand, keinen im Wald aufgelesenen Ast, sondern eine Eisenstange.
    Rossi musste den Schlag kommen gespürt haben. Er drehte sich ein wenig, aber die Frau war schneller. Die Stange traf nicht seinen Kopf …
    Schlag fester …
… sondern die Beuge zwischen Hals und Schulter. Er stürzte zu Boden.
    Schlag fester : Smeraldina neben dem heulenden Feretti. Die Hunde zerrten an den Beinen des verschnürten Mannes … Ihr wütender Mund. Dann der Ruck, als jemand hinter Cecilia auf die Kutsche sprang … Der Schatten, den sie in ihrem Rücken wahrnahm, als sie sich, genau wie Rossi eben, umdrehen wollte …
    »Bring sie, Scheißdreck, zum Schweigen!«, rief Smeraldina.
Eine Hand landete auf Cecilias Mund und nahm ihr die Luft. Erst an der Stille, die plötzlich eintrat, merkte sie, dass sie geschrien hatte. Sie begann, um sich zu treten …
Atmen …
Sie trat, bis sie hart an den Haaren gerissen wurde. Der Schmerz ließ sie erstarren, und sie sackte zusammen, wurde aber sofort wieder durch eine Hand, die ihre Brüste packte, in die Höhe gerissen – und dann war es still. Sie fürchtete sich so entsetzlich, dass sie es nicht einmal mehr wagte, hörbar Luft zu holen.
Schlag fester … die Hunde …
Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Smeraldina neben Rossi kniete und ihm eine Schnur um die Hände wand. Der Schlag musste ihn gelähmt haben. Er wehrte sich nur schwach. Als Nächstes fesselte sie seine Füße.
Emilia hat mich gerettet, dachte Cecilia. Sie wusste nicht, ob es Einbildung war, oder ob sie sich an etwas tatsächlich Geschehenes erinnerte, als sie in ihrer Vorstellung Emilia sich aufbäumen und davongaloppieren sah. Der Arlecchino fiel von der Kutsche herab und fluchte hinter ihr her, und die treue Emilia brachte sie nach Hause. Einbildung, natürlich, denn sie war ja bewusstlos geworden, nach dem Schlag, und erst auf dem Marktplatz wieder zu sich gekommen. Feretti und die Hunde, die sich in seinen Beinen festgebissen hatten – das war keine Einbildung gewesen.
Der Komödiant kniff sie in den Busen. Dann sprach er mit der Smeraldina. Es hörte sich an, als stünden sie meilenweit entfernt. Cecilia war beinahe taub.
»Und nun?«, verlangte er zu wissen und kniff erneut.
»Wir haben Zeit.«
»Wir haben, verdammt, überhaupt keine Zeit.«
»Ein Schuss und ein Schrei irgendwo in einem Wald … Wenn es überhaupt jemand gehört hat, dann werden sie dies Plätzchen nicht finden. Hübsch abgelegen«, sagte Smeraldina mit einem anzüglichen Blick auf Cecilia. Sie zog ein Messer aus ihrem Gürtel, legte es neben sich, und öffnete die Knöpfe von Rossis Justaucorps, dann die seiner Weste und schließlich die Hemdknöpfe. Ohne Eile hob sie das Hemd an und nahm das Messer auf.
Wieder ein Kneifen. Nein , ich werde nicht schreien … Ich kann gar nicht, dachte Cecilia und wunderte sich, dass sie noch immer aufrecht stand.
Smeraldina schnitt zwei breite Stücke des weißes Hemdenstoffs heraus. Eines schob sie dem immer noch Benommenen in den Mund, mit dem anderen band sie den Knebel fest.
Dann stand sie auf und griff nach dem Ridikül, das Cecilia entglitten war. Sie suchte nach Schmuck, vielleicht nach Schminke, nach Münzen … Als sie die Pistole fand, gab sie ein überraschtes Knurren von sich. »Na so was!« Dieses Mal war ihr Blick beifällig. Cecilia versuchte zu erkennen, wie es Rossi ging, aber sie konnte nur sehen, dass seine Füße zuckten.
Der Arlecchino ließ sie los. Man traute ihr nicht zu, eine Gefahr darzustellen. Also fesselte man sie nicht, sondern stieß sie nur zu Boden und schnitt weitere Teile aus Rossis Hemd, um sie ebenfalls zu knebeln.
»Warum?«, fragte Cecilia, bevor man ihr den Stofffetzen zwischen die Zähne schieben konnte.
»Warum was?« Smeraldina schien die Möglichkeit auf ein Gespräch zu locken. Sie bleckte die Lippen, was ihr Ähnlichkeit mit ihren Hunden verlieh. Cecilia sah in den dunklen Augen etwas aufglänzen und dachte an das, was Arthur über die Mörder gesagt hatte. Genuss am Quälen?
»Warum die Morde?«, fragte sie.
Arlecchino legte seine Pistole aus der Hand und nahm die von Cecilia auf. »Ich knall sie ab«, erklärte er mürrisch.
Smeraldina sah enttäuscht aus. »Wart noch.«
»Erst ihn und dann sie«, fuhr er fort. »Man wird sagen, es war ein Eifersuchtsdrama. Jeder weiß, dass beide

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