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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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Maß zurück. Die Bettkante stieß gegen ihre
Kniekehle. »Augusto, ich … ich liebe Sie nicht, das
haben Sie doch verstanden. Sie lieben mich auch
nicht.«
»Darum geht’s nicht.« Die Hose war zu eng. Er musste sich hinausschlängeln und mit den Wurstfingern den
Stoff über den Hintern pellen. Das machte ihn wütend. »Ich war bei Poggifanti, wo ich samstags immer Hasard spiele … Du weißt schon, all die Gäste: Signore Veneziani, … der Conte Piccolomini, … dieser Österreicher,
Zinzendorf, … feine Leute. Wichtige Leute.«
Entsetzt starrte Cecilia auf die nackte Ungeheuerlichkeit, die sich aus dem Stoff schälte.
»Pikante Neuigkeiten verbreiten sich rasch. Augusto
Inconti ist von seiner Verlobten sitzen gelassen worden.
Hahaha. Sie hat dem Fettwanst einen Tritt gegeben.« »Hören Sie auf. Sie … Sie müssen jetzt gehen!« »Was hast du denn zu verteidigen, Mädel? Einer
mehr, … einer weniger …« Da war sie runter, die Hose. Unschlüssig starrte er auf den Stoff, der sich zu seinen Füßen ringelte. Als er den Kopf wieder hob, sah
sie die trübe Entschlossenheit in seinen Augen. »Ich
will nur, was jeder von dir bekommt. Ist das zu viel
verlangt? Die Dame maß Augusto Inconti keiner Hochzeit
für würdig befunden haben , aber im Bett bereitete er ihr
ausgesprochenes Vergnügen … So kann man das auch
sagen.«
Ihr ekelte so sehr, dass sie beinahe gewürgt hätte.
Ihr Blick flog durch das Zimmer – es gab rein gar
nichts, was sich zur Verteidigung hätte gebrauchen
lassen, abgesehen von dem Kerzenständer. Aber der
war außer Reichweite. »Nein, Augusto, kann man
nicht«, sagte sie leise.
Er lächelte. »Du hast noch Glück. Für deinesgleichen
gibt es auch geschorene Haare und die Peitsche …« Sie wich hinter das Bett zurück. Er hatte keine Eile.
Aus seiner Trauer, seiner Wut und seinem gekränkten Stolz war über die Wochen ein Gebräu entstanden, das er sie nur allzu gern in kleinen Schlucken kosten
lassen wollte.
Wird er aber nicht, dachte sie, während plötzlich
eine Welle der Wut über sie schwappte. Woher nahm
er das Recht, über sie zu urteilen? Und wieso konnte
er so sicher sein, dass man ihm in seinem verdammten Salon für diese schändliche Tat, die er plante, applaudierte? Und … und Inghiramo – wie war er dazu
gekommen, ihr seinen Kuss aufzudrängen? Woher
nahm jeder einzelne dieser verfluchten Kerle das
Recht, etwas von ihr zu fordern? Und … diese Bemerkung über das lauschige Plätzchen im Wald … Fahr
zur Hölle, Fedro! Fahr zur Hölle, Enzo Rossi, für deinen gekränkten Stolz, als wäre ich in deinen Besitz
übergegangen, während wir uns über Tapeten und
Dienstboten gestritten haben. Ich schulde euch nichts!
Keinem von euch!
Ihr Fuß waren gegen etwas Weiches gestoßen. Ihr
Ridikül. Es lag neben dem Bettpfosten, dort, wo es
beim Zubettgehen hingesunken war.
Augusto hatte sie die ganze Zeit im Auge behalten.
In diesem kurzen Moment, in dem sie abgelenkt war,
keuchte er um das Bett. Aber sie war schneller, trotz
der Kleider, die sie behinderten. Sie flüchtete über die
Decken. Entsetzt schaute sie auf das nackte Käferchen,
das ihr durch Kissen und Seide nachkroch.
Mit fliegenden Fingern öffnete sie den Beutel. Die
Pistole lag in ihren Händen, und Augusto hielt verdutzt inne.
Cecilia ließ den Hahn schnappen.
»Du verdammtes Gör«, meinte Augusto, immer
noch perplex.
In diesem Moment öffnete sich hinter Cecilia die
Tür. Vielleicht war es das Verstohlene, Übervorsichtige
in der Bewegung, was sie so entsetzte. Vielleicht waren
ihre Nerven in dieser Nacht auch einfach zu oft strapaziert worden …
Sie drehte sich um und schoss.
    Sie schluchzte die ganze Zeit.
    Sie schluchzte, während Rossi kreidebleich darüber wachte, dass Augusto in seine Kleider stieg. Sie schluchzte, während Adolfo die Holzspäne aufsammelte, die sie aus dem Türholm geschossen hatte, und sich tausendmal entschuldigte, weil er nicht bemerkt hatte, wie diese stinkende Kakerlake in das Haus eingedrungen war … und die Müdigkeit, die kam vom Alter und so, und welch ein Segen, dass der Giudice plötzlich erschienen war …
    »Das Hurenglück wieder zusammen, ja?«, schoss Augusto einen letzten Giftpfeil ab, während er die obersten Knöpfe seiner Jacke schloss. Etwas an Rossis Gesichtsausdruck ließ ihn sich ducken. Er bedachte Cecilia mit einem hasserfüllten Blick, dann drückte er sich aus dem Zimmer. Sie hörten ihn, wie er die Treppe hinabtrampelte.
    »Ich bin alt, ich schlafe ein und

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