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GLÄSERN (German Edition)

GLÄSERN (German Edition)

Titel: GLÄSERN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Walter
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Dummerweise begannen wir aufgrund unserer durch Alkohol nur bedingten Unzurechnungsfähigkeit ein erneutes Streitgespräch und erneut hasste ich sie für ihre Teilnahmslosigkeit.
    »Nun suchst du dir also eine neue Kuschelfreundin, Van Sade. Die kleine Einzelgängerin mit den kirschroten Locken ist doch ganz niedlich. Still, devot, ohne Freunde. Ideal, wenn du mich fragst.«
    Ich schüttelte mehr fassungslos als verneinend den Kopf. Daran würde ich lange Zeit nicht denken können. Der Jäger schlug auf den Tisch und ich fiel in mich zusammen wie ein einstürzendes Kartenhaus.
    »Ich sage, es ist die schiere Angst vor Zurückweisung!«, behauptete Kieran.
    Er war offensichtlich sturzbetrunken. Ich sagte nichts und wandte den Blick ab, der zur Tür wanderte. Fluchtgedanken jagten durch mein Hirn. Plötzlich stand Kieran auf, leerte sein eigenes Glas und danach die unseren, und stützte sich leicht schwankend auf die Tischplatte. Er sah mir starr ins Gesicht. Einen Augenblick erwog ich, mit ihm dasselbe zu tun, wie mit Lord Sandford und umfasste das Buttermesser mit der linken Hand.
    »Nun denn, da sich Fred nicht mit mir zu einem tief greifenden Gespräch niederlassen möchte, lasst uns Beweise für all die Verrücktheiten in diesem Haus sammeln, wie in einem seiner Krimis – ver-rückt – wie von der hiesigen Realität hinein in irgendwelche kranken Hirne, wie …« Er machte eine eindeutige Handbewegung. »… die eigenen. Hah! Auch ich habe schon einmal ein Buch gelesen, Frederick! Deine wahnsinnige Herrin will, dass meine Märchenprinzessin auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Und auch sonst gibt’s hier mehr Mordversuche, als auf des jungen Wilkie Collins' Rätselabend vergangene Weihnacht.«
    Eirwyn zuckte die Schultern. Dass ihr die aktuelle Wendung unangenehm war, welche diese Debatte nun unweigerlich nahm, wurde schlicht ignoriert.
    »Dennoch«, warf er nun ein, »übernimmt sie diese Aufgabe nicht selbst. Nein! Sie beauftragt einen Dritten – und schert sich weder um die Ungeheuerlichkeit dieses Wunsches noch um den Kummer des Grafen! Ist das Fehlen jeglicher Reue, jeglichen Mitfühlens, nicht erschreckend?«, polterte er und schwenkte sein Glas. »Ein perfektes Fallbeispiel für jeden Hirnprofessor, wie ich finde. Ich empfehle eine kognitive Langzeittherapie! Denn offensichtlich leidest du ja unter dir selbst, Fred. In Aberdeen soll es da einen recht passablen Mann geben und wenn du noch ein paar Jahrzehnte fleißig sparst … bist du wenigstens im hohen Alter frei von deinem verklärten Wahnsinn.«
    Er breitete die Arme beifallheischend aus. Dann stütze er ein Bein auf den Stuhl und hielt Eirwyn zurück, die sich gerade aus dem Raum stehlen wollte. »Ich sage, wir beenden ihre Raserei und ihren Irrsinn noch in dieser Woche«, flüsterte er verschwörerisch.
    Die hellen Augen der Grafentochter loderten vor Wut. Ich lehnte mich zurück und sah mir das Schauspiel an.
    »Ein solch lasterhafter Geist muss freigelassen werden, um Buße zu tun. Oder nicht«, hetzte Kieran. Er sah mich begeistert an. Eindeutig schien er zu lange im Wald herumgesessen zu haben, dass er glaubte, in dem persönlichen Valet der Hausherrin einen Verbündeten für sein Mord- oder, wie er es bevorzugte, Vergeltungskomplott gefunden zu haben. Dass Eirwyn leichenfahl und fuchsteufelswild neben ihm stand, entging ihm nach dem achten hauseigenen Shot wohl.
    Als ich keinerlei Reaktion auf seine dummdreiste Rede zeigte, wandte er sich seiner Verlobten zu. Doch Eirwyn blickte ihm fassungslos und mit verschränkten Armen ins Gesicht.
    »Wie kannst du es wagen! Wie kannst du im Suff und noch dazu in meinem Haus meine Familie analysieren, als ginge es um den neuesten Klatsch im Dorf! Ich bin sehr enttäuscht von dir, Kieran. Ich bete, dass du ab morgen einen besseren Ehemann abgeben wirst, als du versuchst, es einem Gehirndoktor gleichzutun. Ich werde diese Angelegenheit zwischen mir und meiner Mutter regeln, wie es sich geziemt. Und nun entschuldige mich.«
    Sie wand sich aus seinem Griff. Der Jäger schickte sich an, sie zurückzuholen, kniete sich sogar vor ihr nieder, doch sie entzog sich ihm harsch und verließ mit lauten Schritten den Saal.
    »Ich wollte es einem Detective Whicher gleichtun! Himmelnochmal!«
    Er horchte, bis das Knallen ihrer Absätze verklang, und zuckte dann die Schultern. »Ich sollte wohl achtgeben, dass sie dem Kehrbesen nicht zu nahe kommt. Nicht, dass sie noch mal fort möchte, heute Nacht.«
    Unter normalen

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