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GLÄSERN (German Edition)

GLÄSERN (German Edition)

Titel: GLÄSERN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Walter
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geschwungenen Brauen und einem hohen Haaransatz. Das fließende Schwarz ihres Haares war zu einem lockeren Knoten im Nacken aufgesteckt, nur zwei dünne Strähnen rahmten ihr perfektes Gesicht ein. Sie trug einige schlichte Silberringe in beiden Ohren. Du siehst, lieber Leser, ich verliere mich erneut in Beschreibungen dieser Dame. Lass mich somit klarstellen, dass sie schlicht anbetungswürdig war. Daher unterbrach ich mich selbst und die ekelerregenden Anschmachtungen Kierans und räusperte mich vernehmlich. »Einen Mitreisenden haben wir im Wald aus den Augen verloren«, erklärte ich kurz. »Eigentlich sollten wir zu dritt hier ankommen. Er wird jedoch hoffentlich bald eintreffen.« Ich war fest entschlossen, Kieran aus unserer Reisegesellschaft auszuschließen.
    Eirwyn nahm meine Hand. »Wer auch immer das sein mag, und aus welchem Grund … aber gut. Drei Gäste an einem Abend sind mir ohnehin zu wenig«, neckte sie mich lächelnd.
    »Er wird schon ankommen. Der Wald führt einen nur dort hin, von wo eine Straße zur großen Stadt führt. Wir können durch den Wald reiten und nach ihm Ausschau halten. Wer möchte mich begleiten?«
    »Nach Möglichkeit solltest du wohl eher ein heißes Bad vorbereiten.« Kieran zwinkerte mir ironisch zu.

    Wir ritten zu dritt . Da ich mich Eirwyn stets verbunden fühlte, hielt mich nichts davon ab, an diesem Ausritt teilzunehmen. Auch nicht der genervte Blick des Jägers. Natürlich spürte ich, dass mich Kieran in diesen Stunden zurück an den Rand der Küste Schottlands wünschte. Doch ich bin einfach nicht feinfühlig genug, um galant die Einladung einer Freundin abzulehnen, besonders nicht, wenn offensichtlich ist, welche schmutzigen und – lass es mich “amourös“ nennen – Absichten der Dritte hegte.
    Wie silbrige psychedelische Muster rannen die Felder und Wälder an mir vorbei, so schnell trieb ich meinen Gaul an. Trotzdem war ich nur der Dritte von Dreien. Kieran ließ Eirwyn ein wenig Vorsprung, selbstverständlich um die berühmte anziehende Schwäche zu zeigen, die Frauen so gern an Männern haben. Oft blickte er zurück zu mir, um mir kleinkindhafte Kosenamen zu geben, die mich ob meines, in seinen Augen, ›großmütterlichen‹ Ritts beleidigen sollten. Ich genoss hingegen die Geschwindigkeit und die mit ihr einhergehende Leichtigkeit in vollen Zügen. Diese Freiheit, ohne den bitteren Beigeschmack der Armut und auch ohne Verpflichtungen, ließ mein Herz einen kleinen Hüpfer machen. Auch die beiden anderen tollten wie Kinder, ich konnte es in ihren glänzenden Augen sehen, wenn sie sich zu mir umblickten und mir zulächelten. Wir durchschlugen das Dickicht des nahen Waldes. Gleich einem Glockenspiel gingen vereiste Äste zu Boden.
    »Hast du bereits Nachricht von deinem Vater erhalten?«, wollte ich von Eirwyn wissen, die bald schon auf mich wartete.
    Ich fühlte mich hier so aufgehoben, dass ich plötzlich keinerlei Hemmungen mehr verspürte, als Eirwyn ungewohnt bitter sagte: »Mein Vater zeigte nie Verständnis für die Streitigkeiten zwischen mir und Georgina. Er bezeichnete mich sogar als widerborstiges Balg, wenn ich ein Abendessen verweigerte oder absichtlich ein Kleid trug, das sie nicht mochte. Ich schätze, ich wollte einfach mehr von der Aufmerksamkeit als sein Kind abhaben anstatt es an meine Mutter zu verschwenden, die sowieso immer nur mit sich selbst beschäftigt war.«
    Ich war etwas überrascht über ihren erneuten Zorn, hakte jedoch trotz des warnenden Blicks von Kieran nach: »Was geschah denn an jenem Abend, als der Graf zu deinem Geburtstag lud?« Diese dunkle Ecke in Kierans nächtlichem Monolog interessierte mich inzwischen außerordentlich.
    Sie sah mich lange forschend an. Schließlich stieg sie ab und ließ sich auf einem Baumstumpf nieder. Kieran seufzte genervt, tat es ihr aber nach.
    »Es war sehr prächtig an jenem Abend, Frederick. Die besten Speisen im Überfluss, damit man uns auch ja unseren Wohlstand aus alten Tagen ansehen konnte. Sogar Feuerspucker waren zugegen und eine Gruppe Autisten.«
    Autisten? Deren Verwendung für abendliche Unterhaltung war mir bis dato fremd; aber, nun gut.
    »Eigentlich wollte ich mit Kieran tanzen.« Sie lachte hell auf, jedoch auch ein wenig bitter. »Auf einmal wurde ich jedoch umschwärmt von diesen jungen Geldschleudern aus der Stadt.« Vor meinem inneren Auge erblühte ein ausgelassener, blumengeschwängerter, glitzernder Ballsaal. »Das alles entging Georgina natürlich nicht. Sie wurde

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