Glamorous Love - vollkommenes Glück
entnahmen dem Schreiben, dass es am Freitagnachmittag um 15.10 Uhr in Tegel losgehen sollte. Ankunft in London-Heathrow.
Tess sah mich an. „Ich muss mir noch überlegen, was ich meiner Mutter sage, sie ist doch so überbesorgt.“
„ Ach Tess, vielleicht solltest du ihr einfach erzählen, was der wahre Grund für die Reise ist. Ich denke, sie wird es verstehen und sich vielleicht sogar mitfreuen.“
Nachdenklich kaute sie auf einer Haarspitze und beschloss, sich kurzerhand auf den Weg nach Hause zu machen, um noch eine „Kleinigkeit“ mit Barbara zu besprechen.
Am nächsten Tag nach der Schule blätterte ich zu Hause in meiner neu erworbenen „Glamour Girl“. Die Menschen, die diese Zeitung gestalteten, wussten, wie man junge, neugierige Mädels davon überzeugen konnte, auch die nächste Ausgabe des Magazins zu kaufen. Kontinuierlich wurde man auf dem Laufenden gehalten, was die Stars und Sternchen trieben.
Ich warf einen Blick auf meine petrolblaue Uhr, im Übrigen das einzig farbige Accessoire an mir.
Im Hintergrund lief das Radio. Es moderierte Tommy Wosch. Er verstand es, die Hörer in den Bann seiner Geschichten zu ziehen, und war zugleich ein gnadenloser Zyniker. Ich liebte es, wenn Menschen es schafften, mich spontan mit ihrem Humor zum Lachen zu bringen. Das war nicht immer ganz leicht, denn Sarkasmus und Ironie ist nicht jedermanns Sache.
Als ich mich wieder meiner Zeitung widmete, musste ich bei einem Artikel über ein britisches Top-Model namens Cara Delevingne stoppen. Gerüchte kursierten, dass sie magersüchtig sei.
„Sind die nicht alle magersüchtig?“, fragte ich mich, obwohl ich die Antwort schon kannte. Wenn die Models auf wichtigen Shows von angesagten Designern liefen, sahen sie besonders schlank und durchtrainiert aus. Ich hatte den Eindruck, dass Magersucht schon zur Voraussetzung für den Modeljob zählte. Erschreckend!
Heute war der letzte Schultag vor unseren letzten großen Ferien. Denn wir hatten beschlossen, morgen nicht mehr zum Unterricht zu erscheinen, aus dem ganz einfachen Grund, weil morgen unser großer Tag war! Also machte ich mich daran, meine Klamotten zu packen. Als ich fertig war, stellte ich meinen Trolley in die Küche vor den Tresen.
Mir war klar, dass ich von der zweiten Ferienwoche an bis zum Jugendcamp im „Café um die Ecke“ kellnern würde. Das tat ich bisher in den Ferien und manchmal am Wochenende. Mittlerweile kannten mich die netten alten Damen und Herren, die regelmäßig ihre überteuerten Getränke und den Kuchen im Café zu sich nahmen. Die meisten der Herrschaften waren wohlhabend und ließen es einen ab und an spüren. Doch wenn man sich einmal bewiesen hatte, schlossen sie einen schnell ins Herz und waren mit dem Trinkgeld nicht kleinlich. Das war lustig, manchmal war das Trinkgeld höher, als der Grundverdienst.
Mit meinem Job hatte ich mir einen Großteil meines Führerscheines erarbeitet und meinen kleinen „Mini“ mit dazu. Alte Version, in schwarzem Lack. Meine Eltern finanzierten die monatlichen Kosten für mein erstes Auto und außerdem bekam ich noch regelmäßig Taschengeld. Die Höhe machten sie davon abhängig, wie viel sie selbst gerade hatten und davon, was ich selbst verdiente. Im Großen und Ganzen ging es mir als Schülerin nicht schlecht.
Am nächsten Tag, waren Tess und ihre Mutter Barbara, die inzwischen in die London-Reise eingeweiht war, auf dem Weg zu mir. Barbara ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich zum Flughafen zu bringen.
Mittlerweile hatte ich es mir unten vor der Haustür auf den Stufen mit meinen Trolley gemütlich gemacht. Ich sah, wie der Wagen von Barbara in die Straße einbog und sie vor meiner Nase einparkte. Während die beiden ausstiegen, hörte ich nur, wie Tess sagte: „Ooohh ja, Mama! Versprochen, ich werde mich melden!“
Erleichtert sah sie ihre Tochter an und lächelte.
Wir begrüßten uns und stiegen in den neuen silberfarbenen Lexus ein. Ist schon eine Luxuskarre, dachte ich, als ich auf das Brummen des Motors wartete. Selbst nach fünf Minuten Fahrt war noch immer kein Motorengeräusch zu hören. Wahrscheinlich war es heutzutage so, dass die neuen Autos nahezu geräuschlos fuhren. Für mich war das schwer nachvollziehbar, denn meine Eltern fuhren seit Jahr und Tag ein und dasselbe Auto. Sie wollten sich nicht von ihrem alten Saab trennen, dessen Blinker allein so laut war, dass man sein eigenes Wort kaum noch verstand. Dankbar, dass er sie immer zuverlässig ans Ziel
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