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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Privatdinge einzumischen; wir durften uns nur mit öffentlichen Angelegenheiten befassen. Aber was auch geschehen mag, ich schwöre,« sagte er mit einem Ton, einem Blick und einer Geste, die Contenson mit Entsetzen erfüllten, »meinen armen Peyrade zu rächen! Ich werde die Urheber seines Todes und der Schande seiner Tochter entdecken! ... Und bei meinem eigenen Egoismus, bei den wenigen Tagen, die mir noch bleiben und die ich für diese Rache aufs Spiel setze, all diese Leute da sollen ihr Leben um vier Uhr morgens, in voller Gesundheit, um ihren Kopf verkürzt, auf dem Richtplatz beschließen!« »Und ich werde Ihnen dabei helfen!« sagte Contenson bewegt.
    Nichts ist an erregender Wirkung mit dem Schauspiel der Leidenschaft bei einem kühlen, beherrschten, methodischen Menschen zu vergleichen, an dem seit zwanzig Jahren niemand die geringste Gefühlsregung wahrgenommen hatte. Es ist die Eisenstange, die schmilzt und alles, was ihr in den Weg kommt, zum Schmelzen bringt. Contenson fühlte einen Aufruhr in seinem Innersten. »Der arme Vater Canquoelle!« sagte er mit einem Blick auf Corentin; »er hat mich oft bewirtet ... Und sehen Sie – so etwas versteht nur ein lasterhafter Mensch –, er hat mir oft zehn Franken gegeben, damit ich zum Spiel gehen konnte ...«
    Nach dieser Leichenrede begaben sich die beiden Rächer Peyrades zu Lydia hinüber, da sie Katt und den Arzt der Bürgermeisterei auf der Treppe hörten.
    »Geh zum Polizeikommissar,« sagte Corentin, »der Staatsanwalt würde hier nicht die Grundlage zu einer Verfolgung finden; aber wir werden einen Bericht bei der Präfektur einreichen, das kann vielleicht zu etwas dienen. – Herr Doktor,« sagte er zu dem Arzt des Bürgermeisteramtes, »Sie werden in diesem Zimmer einen Toten finden. Ich halte seinen Tod nicht für einen natürlichen; Sie werden die Obduktion in Gegenwart des Herrn Polizeikommissars vornehmen, der auf meine Bitte gleich kommen wird. Versuchen Sie, die Spuren des Giftes zu finden; übrigens werden Ihnen in wenigen Augenblicken die Herren Desplein und Bianchon zu Hilfe kommen, die ich berufen habe, um die Tochter meines besten Freundes zu untersuchen; sie ist in schlimmerem Zustand als ihr Vater, obgleich er tot ist...«
    »Ich brauche diese Herren nicht,« sagte der Amtsarzt, »um zu tun, was meines Amtes ist...« ›Ah, gut!‹ dachte Corentin. »Lassen Sie uns daran keinen Anstoß nehmen, Herr Doktor,« fuhr er laut fort. »Dies ist in Kürze meine Meinung: die, die den Vater getötet haben, haben auch die Tochter entehrt.«
    Als es Tag geworden, war Lydia schließlich ihrer Ermattung erlegen; sie schlief, als der berühmte Chirurg mit dem jungen Arzt eintraf. Der Totenarzt hatte inzwischen Peyrades Leib geöffnet und suchte nach der Todesursache.
    »Würden Sie,« sagte Corentin zu den beiden berühmten Ärzten, »bis man die Kranke geweckt hat, einem Ihrer Kollegen bei einer Feststellung helfen, die sicherlich Interesse für Sie hat? Und Ihre Ansicht wird im Protokoll gleichfalls nicht überflüssig sein.«
    »Ihr Verwandter ist am Schlag gestorben,« sagte der Arzt, »es sind Beweise eines furchtbaren Blutandranges zum Gehirn vorhanden...« »Prüfen Sie, meine Herren,« sagte Corentin, »und sehen Sie zu, ob es nicht in der Toxikologie Gifte gibt, die dieselbe Wirkung haben.« »Der Magen«, sagte der Arzt, »war absolut voll von Speisen; aber wenn man die Spuren nicht auf chemischem Wege findet, sehe ich keinerlei Anzeichen von Gift.« »Wenn die Symptome des Blutandrangs zum Gehirn richtig festgestellt sind, so haben wir hier in Anbetracht des Alters der Person eine ausreichende Todesursache,« sagte Desplein, indem er auf die ungeheure Menge von Speisen zeigte.
    »Hat er das hier gegessen?« fragte Bianchon. »Nein,« sagte Corentin, »er ist vom Boulevard rasch hierher geeilt und hat seine Tochter vergewaltigt vorgefunden ...« »Das ist das wahre Gift, wenn er seine Tochter liebte,« sagte Bianchon.
    »Welches wäre das Gift, das diese Wirkung haben würde?« fragte Corentin, ohne seinen Gedanken aufzugeben. »Es gibt nur eins,« sagte Desplein, nachdem er alles sorgfältig untersucht hatte; »es ist ein Gift vom Sunda-Archipel; es wird noch wenig bekannten Kräutern entnommen, die Zur Gattung der Strychnos gehören und dazu dienen, jene gefährlichen Waffen, die malaiischen Kris, zu vergiften ... Wenigstens sagt man es ...«
    Der Polizeikommissar kam; Corentin teilte ihm seinen Verdacht mit und bat ihn, einen Bericht

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