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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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hoch gekommen ist ... herausbefördert vom Angelhaken der Liebe ... Diese Erscheinung kommt vor bei Greifen ... Und deshalb mußte ich dich schließlich lieben, du bist jung, sehr jung ... Nur ich bins, die wird sagen können, daß ich diesen Friedrich gekannt habe ... nur ich! ... Denn du warst schon mit fünfzehn Jahren Bankier ... Auf der Schule, da mußt du deinen Kameraden eine Spielkugel geborgt haben unter der Bedingung, daß sie dir zwei dafür wiedergäben ...« Sie sprang ihm auf die Knie, als sie ihn lachen sah. »Also mach, was du willst! Mein Gott! plündere die Menschen ... Komm, ich will dir helfen. Die Menschen lohnen die Mühe nicht, daß man sie liebt. Napoleon tötete sie wie die Fliegen. Ob nun die Franzosen dir oder dem Fiskus Steuern zahlen, was macht ihnen das aus? ... Den Fiskus liebt man nicht, und meiner Treu ... sieh, ich habe es mir genau überlegt, du hast recht ... schere die Schafe, das steht nach Béranger im Evangelium ... Umarme deine ›Esder‹ ... Ah, sag doch, du wirst dieser armen Val-Noble die Möbel der Wohnung in der Rue Taitbout schenken! Und dann wirst du ihr morgen fünfzigtausend Franken überreichen ... Das wird Eindruck machen, siehst du, mein Liebchen. Du hast Falleix getötet, man beginnt, hinter dir her zu schreien ... Solche Großmut wird ganz babylonisch aussehen ... alle Frauen werden von dir reden. Oh! groß und edel bist in Paris nur du, und die Welt ist einmal so geschaffen, daß man Falleix vergessen wird. So ist das Geld schließlich in Achtung angelegt! ...«
    »Du hast recht, main Engel, du gennst die Felt,« erwiderte er, »du sollst main Ratkeber sein.« »Nun,« fuhr Esther fort, »du siehst, wie ich an die Angelegenheiten meines Mannes, an sein Ansehen, seine Ehre denke ... Lauf, hole mir die fünfzigtausend Franken ...« Sie wollte Herrn von Nucingen loswerden, um einen Wechselagenten kommen zu lassen und die Staatsschuldscheine noch abends an der Börse zu verkaufen. »Und weshalb kleich?« fragte er. »Wahrhaftig, mein Liebster, du mußt sie in einem kleinen Satinkasten überreichen und einen Fächer darein einwickeln. Dann sagst du zu ihr: ›Hier, gnädige Frau, ist ein Fächer, der Ihnen, so hoffe ich, Vergnügen machen wird ...‹ Man hält dich nur für einen Turcaret, du wirst Beaujon in den Schatten stellen!« »Raizend! raizend!« rief der Baron; »ich soll also kaistraich werden! Ja, ich wiederhole Ihre Worte ...«
    In dem Augenblick, als die arme Esther sich, ermüdet von der Anstrengung, die es sie kostete, ihre Rolle zu spielen, setzte, trat Europa ein. »Gnädige Frau,« sagte sie, »hier ist ein Kommissionär, den Celestin, Herrn Luciens Kammerdiener, vom Quai Malaquais schickt ...« »Laß ihn eintreten! ... Aber nein, ich gehe ins Vorzimmer.« »Er hat einen Brief von Celestin an die gnädige Frau.«
    Esther stürzte in das Vorzimmer, sah den Kommissionär an und erkannte in ihm den Kommissionär vom reinsten Wasser. »Sag ihm, er möge herunterkommen,« sagte Esther mit schwacher Stimme, als sie den Brief gelesen hatte und in einen Sessel sank. »Lucien will Selbstmord begehen ...«, fügte sie hinzu, indem sie Europa ins Ohr flüsterte. »Zeig ihm übrigens den Brief.«
    Carlos Herrera, der noch immer sein Kostüm als Handlungsreisender trug, kam sofort herab, und auf der Stelle fiel sein Blick auf den Kommissionär, als er im Vorzimmer einen Fremden fand. »Du hattest mir doch gesagt, es sei niemand da,« flüsterte er Europa ins Ohr. Und aus übertriebener Vorsicht ging er sofort in den Salon hinüber, nachdem er den Kommissionär prüfend angesehen hatte. Betrüg-den-Tod wußte nicht, daß seit einiger Zelt der berüchtigte Chef des Sicherheitsdienstes, der ihn im Hause Vauquer verhaftet hatte, einen Rivalen besaß, den man als seinen Nachfolger bezeichnete. Dieser Rivale war der Kommissionär.
    »Sie haben recht,« sagte der falsche Kommissionär zu Contenson, der ihn auf der Straße erwartete. »Der, den Sie mir geschildert haben, ist im Hause; aber er ist kein Spanier, und ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, daß unter dieser Soutane ein Wild für uns steckt.« »Er ist so wenig Priester, wie er Spanier ist,« sagte Contenson. »Davon bin ich überzeugt,« sagte der Agent der Pariser Nachtbrigade. »Oh, wenn wir recht hätten ...« rief Contenson.
    Lucien war in der Tat zwei Tage weggeblieben, und man hatte diese Abwesenheit benutzt, um die Falle zu legen; aber noch am Abend kam er, und Esthers Unruhe legte sich.
    Am

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