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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Vergleich zur Liebe des Bürgers, was der ewige Gießbach der Alpen im Vergleich zum Rinnsal der Ebenen ist. Diese schönen Genies werden so selten verstanden, daß sie sich ln trügerischen Hoffnungen verschwenden; sie verzehren sich auf der Suche nach ihren idealen Geliebten, sie sterben fast immer wie schöne Insekten, die für Liebesfeste von der poetischsten aller Naturen nach Lust geschmückt werden und die der Fuß eines Vorübergehenden zermalmt; aber eine neue Gefahr: wenn sie die Form finden, die ihrem Geist entspricht, und oft ist es dann eine Bäckerin, so machen sie es wie Raffael, wie das schöne Insekt, sie sterben bei der Fornarina. Lucien war so weit. Seine poetische Natur, die notwendigerweise in allem, im Guten wie im Schlimmen, überschwenglich war, hatte den Engel in der Dirne erraten, die eher an der Verderbtheit abgefärbt hatte als verderbt war: er sah sie stets weiß, beflügelt, rein und geheimnisvoll, wie sie für ihn geworden war, da sie erriet, daß er sie so wollte.
    Gegen Ende des Mai 1825 hatte Lucien seine ganze Lebhaftigkeit eingebüßt; er ging nicht mehr aus, er speiste mit Herrera, war nachdenklich, arbeitete, las die Sammlung diplomatischer Traktate, saß nach türkischer Weise auf einem Diwan und rauchte am Tage drei oder vier Hukas. Sein Groom hatte mehr damit zu tun, die Schläuche dieses schönen Werkzeugs zu reinigen und zu parfümieren, als das Fell der Pferde zu striegeln und sie für die Ausfahrten im Bois mit Rosen zu schmücken. An dem Tage, als der Spanier Luciens Stirn bleich sah, als er in den Torheiten der unterdrückten Liebe die Spuren der Krankheit erkannte, wollte er dieses Menschenherz ergründen, auf das er sein Leben gebaut hatte.
    Eines schönen Abends, als Lucien, in einem Sessel liegend, mechanisch durch die Bäume des Gartens dem Sonnenuntergang zusah, indem er, wie es gedankenverlorene Raucher tun, in langen und gleichmäßigen Wolken den Schleier seines parfümierten Rauches ausbreitete, zog ihn ein tiefer Seufzer aus seiner Träumerei. Er wandte sich um und sah den Abbé mit untergeschlagenen Armen dastehen.
    »Du hast dagestanden?« sagte der Dichter. »Seit langem,« sagte der Priester; »meine Gedanken sind dem Flug der deinen gefolgt ...« Lucien verstand dieses Wort. »Ich habe mich nie für eine eherne Natur ausgegeben, wie du es bist. Für mich ist das Leben abwechselnd ein Paradies und eine Hölle; aber wenn es gerade einmal weder das eine noch das andere ist, so langweilt es mich; und ich langweile mich ...« »Wie kann man sich langweilen, wenn man so viele großartige Hoffnungen vor sich hat? ...« »Wenn man an diese Hoffnungen nicht glaubt, oder wenn sie zu verschleiert sind ...« »Keine Dummheiten!« sagte der Priester, »Es ist deiner und meiner würdiger, wenn du mir dein Herz eröffnest. Zwischen uns steht, was nie zwischen uns stehen dürfte: ein Geheimnis! Dieses Geheimnis dauert schon seit sechs Monaten. Du liebst eine Frau,« »Und?« »Ein unsauberes Mädchen, das die Torpille genannt wird ...« »Nun?« »Liebes Kind, ich hatte dir erlaubt, dir eine Geliebte zu nehmen, aber eine Frau vom Hofe, jung, schön, einflußreich; zum mindesten eine Gräfin. Ich hatte dir Frau d'Espard ausersehen, um sie ohne Bedenken zum Werkzeug des Glücks zu machen; denn sie hätte dir nie das Herz verdorben, sie hätte dir deine Freiheit gelassen ... Eine Prostituierte der letzten Stufe zu lieben, ohne daß man wie die Könige die Macht besitzt, sie zu adeln, ist ein ungeheurer Fehler.« »Bin ich der erste, der auf den Ehrgeiz verzichtet hat, um dem Hang einer zügellosen Liebe zu folgen?« »Gut!« sagte der Priester, indem er das Bocchinetto des Huka aufhob, das Lucien hatte fallen lassen, und es ihm zurückgab, »ich verstehe deinen Spott. Kann man Ehrgeiz und Liebe nicht verbinden? Kind, du hast in dem alten Herrera eine Mutter, deren Ergebenheit unbedingt ist ...« »Ich weiß es, mein Alter,« sagte Lucien, indem er seine Hand ergriff und schüttelte. »Du wolltest die Spielzeuge des Reichtums – du hast sie. Du willst glänzen – ich führe dich auf den Weg der Macht. Ich küsse recht schmutzige Hände, um dich vorwärts zu bringen, und du wirst vorwärts kommen. Noch einige Zelt, und dir wird nichts mehr fehlen von allem, was Männern und Frauen gefällt. Bist du durch deine Launen verweichlicht, so bist du männlich durch deinen Geist: ich habe dich ganz begriffen, ich vergebe dir alles. Du brauchst nur zu reden, um deine

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