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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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bedient zu haben. Er hatte Mitschuldige, junge Leute, die er verdorben hatte, Sklaven, die ihm schuldpflichtig waren, Gevattern seiner Eleganz und seines Kredits. Zur Flucht gezwungen, vergaß er, seine Differenzen an der Börse zu begleichen. Ganz Paris, das Paris der Luchse und der Klubs, zitterte noch vor dieser doppelten Angelegenheit.
    Zur Zeit seines Glanzes hatte Georg d'Estourny, ein hübscher Junge und vor allem ein guter Kerl, großmütig wie ein Räuberhauptmann ein paar Monate hindurch die Torpille begönnert. Der falsche Spanier begründete seine Spekulation auf Esthers Verkehr mit diesem berühmten Halunken, einen Verkehr, wie er den Frauen dieser Klasse eigen ist.
    Georg d'Estourny, dessen Ehrgeiz mit dem Erfolg immer kühner geworden war, hatte einen Mann unter seinen Schutz genommen, der aus der tiefsten Provinz gekommen war, um in Paris Geschäfte zu machen, und den die liberale Partei entschädigen wollte, weil er in dem Kampf der Presse gegen die Regierung Karls X., dessen Fortgang sich während des Ministeriums Martignac verlangsamt hatte, mutig einige Verurteilungen auf sich nahm. Man hatte damals den Herrn Cérizet, jenen verantwortlichen Herausgeber mit dem Beinamen ›der mutige Cérizet‹, begnadigt.
    Nun begründete Cérizet, den der Form halber die Spitzen der Linken begönnerten, ein Haus, das zugleich etwas von einer Geschäftsagentur, einer Bank und einem Kommissionshaus an sich hatte. Es war eine jener Stellungen, die im kaufmännischen Leben etwa jenen Dienstboten glichen, wie sie im »Kleinen Anzeiger« als »Mädchen für alles« annoncieren. Cérizet war sehr glücklich, sich mit Georg d'Estourny liieren zu können, und der bildete ihn aus.
    Esther konnte kraft der Anekdote über Ninon ganz gut als getreue Bewahrerin eines Teiles der Habe Georg d'Estournys gelten. Ein Blanko-Indossament mit der Unterschrift »Georg d'Estourny« machte Carlos Herrera zum Herrn der Werte, die er selbst geschaffen hatte. Diese Fälschung war ganz gefahrlos, sobald nur Esther oder für sie ein anderer zahlen konnte oder zahlte. Als Carlos über das Haus Cérizet Auskünfte einzog, erkannte er in seinem Gründer eine jener dunklen Persönlichkeiten, die entschlossen sind, ihr Glück Zu machen, aber ... auf gesetzmäßige Weise. Cérizet, der wirkliche Vertrauensmann d'Estournys, hatte große Summen in der Hand, die an der Börse in Haussespekulationen engagiert waren und die ihm erlaubten, sich Bankier zu nennen. Derlei macht man in Paris; man verachtet einen Menschen, aber sein Geld verachtet man nicht.
    Carlos begab sich zu Cérizet, und zwar in der Absicht, ihn auf seine Art zu bearbeiten, denn zufällig war er Herr aller Geheimnisse dieses würdigen Partners d'Estournys.
    Der mutige Cérizet wohnte in einem Zwischenstock der Rue du Gros-Chenet; und Carlos, der sich geheimnisvoll melden ließ, als käme er von Georg d'Estourny, überraschte den sogenannten Bankier, wie er ob dieser Meldung ganz bleich war. Der Abbé sah in einem bescheidenen Arbeitszimmer einen kleinen Mann mit spärlichem blonden Haar, und er erkannte in ihm nach der Schilderung, die Lucien ihm entworfen hatte, den Judas David Séchards.
    »Können wir hier reden, ohne fürchten zu müssen, daß man uns hört?« sagte der Spanier, der sich plötzlich in einen rothaarigen Engländer mit blauer Brille verwandelt hatte und so sauber und peinlich aussah wie ein Puritaner, der in die Predigt geht. »Und weshalb, mein Herr?« fragte Cérizet; »wer sind Sie?« »William Barker, ein Gläubiger des Herrn d'Estourny; aber da Sie es wünschen, will ich Ihnen zeigen, wie notwendig es ist, daß Sie Ihre Türen schließen. Wir wissen, Herr Cérizet, welches Ihre Beziehungen zu den Petit-Clouds, den Cointets und den Séchards in Angoulême waren.«
    Bei diesen Worten stürzte Cérizet zur Tür, schloß sie, eilte zu einer zweiten Tür, die in ein Schlafzimmer führte, verriegelte sie und sagte dann zu dem Unbekannten: »Leiser, mein Herr!« Und er sah den falschen Engländer prüfend an, indem er zu ihm sagte: »Was wollen Sie von mir?«
    »Mein Gott!« erwiderte William Barker, »jeder für sich in dieser Welt! Sie haben die Gelder dieses Schelms d'Estourny ... Beruhigen Sie sich, ich komme nicht, um sie von Ihnen zu verlangen; aber da ich ihn drängte, hat mir der Halunke, der, unter uns, den Strick verdient, diese Werte gegeben, indem er mir sagte, es sei vielleicht Aussicht vorhanden sie einzulösen; und da ich nicht in meinem Namen pfänden

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