Glanz
verdienen, jetzt, wo ich meinen Job verloren habe.« Sie sagte das ohne anklagenden Tonfall.
»Maria, ich … ich weiß gar nicht …«, begann ich.
»Ich habe es nicht für Sie getan!« Damit wandte sie sich um.
Wir folgten ihr in die kleine Küche. Sowohl Emily als auch ich waren ein wenig wacklig auf den Beinen. Maria machte uns Rührei mit Speck und Pfannkuchen mit Ahornsirup, dazu starken Kaffee. Danach fühlte ich mich fast so, als hätte ich immer noch Glanz in meinem Blut. Die kühle Leere in meinem Innern hatte ich mit einer Decke aus Zuversicht umhüllt. Jetzt, wo es Emily besserging und sie offensichtlich bereit war, mir zu helfen, würde ich es bestimmt schaffen, Eric zum Tor des Lichts zu führen.
»Sag mal, hast du eigentlich eine Ahnung, wer dieser brennende Mann sein könnte, von dem die Erste Mutter gesprochen hat?«, fragte Emily unvermittelt.
Mein Magen fühlte sich plötzlich an, als hätte ich ein tiefgefrorenes Hähnchen in einem Stück verschluckt. Ich sprang auf, rannte hinaus in den Flur und riss wahllos Türen auf, bis ich das Badezimmer fand. Ich beugte mich über die Kloschüssel und gab mein Frühstück wieder von mir. Zitternd vor Kälte blieb ich hocken, während sich meine Eingeweide allmählich wieder beruhigten. Ich spürte die sorgenvollen Blicke von Emily und Maria in meinem Rücken.
»Was ist los mit dir?«, fragte Emily.
Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht eine Nebenwirkung der Droge«, sagte ich. »Alles hat seinen Preis, oder nicht?«
Emily schien das nicht witzig zu finden. Doch sie sagte nichts weiter. Ich setzte mich wieder in die Küche und trank noch etwas Kaffee, aber die Kälte in meinem Bauch konnte er nicht verdrängen.
»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Maria.
Ich sah sie überrascht an, ebenso wie Emily. »Was meinst du?«, fragte sie.
»Dir geht es jetzt wieder gut. Aber Eric liegt immer noch im Wachkoma. Er braucht ärztliche Betreuung!«
Ich sah sie verwirrt an. »Wir müssen wieder zu ihm! Wir müssen ihm helfen, den Weg zum Licht zu finden!«
Marias dunkle Augen wurden schmal. »Glauben Sie wirklich, Sie können ihn aus dem Koma befreien, indem Sie in seinem Kopf herumspazieren?«
Ich presste meine Lippen zusammen. Bevor ich antworten konnte, mischte sich Emily ein. »Wir müssen es wenigstens versuchen, meinst du nicht? Wir wissen nicht, ob wir Erfolg haben werden. Aber es steht fest, dass Erics Seele irgendwo in dieser fremden Welt herumirrt. Ohne Hilfe wird er vielleicht für immer dort gefangen sein.«
Maria wandte sich zu ihr um. »Du hast selbst gesagt, dass es gefährlich ist, Tante Emily! Und das war, bevor sie dir diese Droge verabreicht hat! Ein Antidepressivum, wenn ich das richtig sehe. Ein Medikament, das schnell abhängig macht. Dieselbe Droge, die Eric genommen hat, als er ins Koma fiel! Willst du wirklich am Ende genauso daliegen?«
»Was schlägst du stattdessen vor?«
»Lass uns Eric zurück ins Krankenhaus bringen! Du bist wieder gesund. Wir haben erreicht, was wir wollten. Lass uns die Sache beenden, bevor etwas wirklich Schlimmes passiert!«
»Aber die Sache ist nicht beendet«, protestierte ich. »Nicht, solange Eric immer noch im Koma liegt!«
»Tut mir leid, Anna, aber Eric ist Ihr Sohn, nicht der von Tante Emily. Sie haben kein Recht, von ihr zu verlangen, dass sie ihr Leben für ihn riskiert!«
Der Eisklumpen in meinem Magen wurde immer schwerer. Ich senkte den Blick.
Emily legte eine Hand auf Marias Arm. »Ich weiß deine Sorge um mich zu schätzen«, sagte sie. »Aber ich glaube, ich bin alt genug, um für mich allein zu entscheiden. Eric braucht meine Hilfe. Ich würde es mir nicht verzeihen, wenn er stirbt oder im Koma gefangen bleibt, weil ich ihn im Stich gelassen habe.«
Maria sprang auf und stürmte wütend aus der Küche. In der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Aber ich, ich soll es mir verzeihen können, wenn du ins Koma fällst oder stirbst, ja?« Bevor Emily etwas erwidern konnte, knallte sie die Tür zu.
Emily sah mich mit einem schiefen Lächeln an. »Verzeih ihr! Sie ist etwas impulsiv. Sie meint es nicht so.«
»Sie hat recht«, sagte ich. »Ich kann das nicht von dir verlangen!«
»Anna, ich habe meine Gabe nicht zum Spaß bekommen. Sie ist eine Verpflichtung. Wenn ich sie benutzen kann, um Eric zu helfen, dann muss ich das tun!« Sie stand auf.
Ich erhob mich ebenfalls und umarmte sie. »Danke! Vielen Dank!«
»Schon gut. Ich kümmere mich jetzt besser um meine Nichte. Wie
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