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Glanz

Glanz

Titel: Glanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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Bolzenschneider, der neben dem Schuppen lag, das Schloss zu Mike Browns Stall geknackt hat.«
    »Aber Mrs. Derringer, ich war damals fünfzehn. Die Sache ist längst verjährt, und diesmal geht es nicht um ein paar verbeulte Autos, sondern um das Leben eines Jungen, der dringend medizinische Hilfe benötigt! Ich kann nicht einfach …«
    Tante Jo legte ihre gesamte Autorität in ihre Stimme. »Ich sage dir, worum es hier geht, Sammy! Es geht hier um das Recht einer Mutter, ihren Sohn zu retten, und um eingebildete Ärzte, die glauben, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Es geht hier darum, ob wir die Dinge so regeln, wie wir sie in Huntingdon County immer geregelt haben, oder so, wie es irgendein Behördenarsch in einem verfluchten Großstadtkrankenhaus gern hätte!«
    »Mrs. Derringer, ich bin nun mal Polizist!« Sammys Stimme klang beinahe verzweifelt. »Ich bin an die Gesetze gebunden, und …«
    »Samuel Johnson, ich war als junges Mädchen im Krieg auf Hawaii, und obwohl ich erst sechzehn war, habe ich als Krankenschwester nach dem Angriff der Japse mehr Menschen gerettet als jeder Arzt in irgendeinem New Yorker Krankenhaus in einem ganzen Jahr! Ich habe deiner Mutter geholfen, dich auf die Welt zu bringen, und das war keine einfache Geburt, das kannst du mir glauben. Ich habe in meiner Zeit jede Menge Krankheit und Tod gesehen, und ich sage dir eins: Wenn dieser Junge, der da angeblich aus dem Krankenhaus entführt wurde, wieder dorthin zurückgebracht wird, dann wird er wahrscheinlich sterben! Die Mutter des Jungen ist kein bisschen verrückt, und sie steht unter meinem persönlichen Schutz. Du wirst jetzt in dein gemütliches Sheriffsbüro fahren und vergessen, dass du diesen Wagen da draußen gesehen hast! Verstanden?«
    Einen Moment schwieg der Polizist. »Okay, Mrs. Derringer«, sagte er schließlich.
    Erst jetzt merkte ich, dass ich den Atem angehalten hatte.
    »Vertrau mir, Sammy«, sagte Tante Jo. »Es ist richtig so.«
    »Ja, Mrs. Derringer. Entschuldigen Sie die Störung. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Officer Johnson.«
    Tante Jo schloss die Tür. Sie wandte sich um und blickte mich über den schmalen Flur hinweg an. »Er wird wiederkommen«, sagte sie. »Und er wird nicht allein sein. Sammy ist kein schlechter Kerl. Er tut, was man ihm sagt. Aber er ist nicht gut darin, den Mund zu halten. Ihr müsst so schnell wie möglich weg von hier!«
    Ich nickte und ging zurück ins Zimmer. Ich rüttelte Emily an der Schulter. »Wach auf!«
    Sie öffnete die Augen und blinzelte verwirrt. »Was ist denn los?«
    »Wir müssen verschwinden. Dr. Ignacius hat eine richterliche Anordnung erwirkt und uns die Bullen auf den Hals gehetzt, wie wir es befürchtet hatten. Ein Polizist hat deinen Wagen erkannt. Tante Jo hat ihn abgewimmelt, aber er wird wiederkommen, sagt sie.«
    Emily stand auf. »Okay. Aber wohin sollen wir jetzt fahren? Wenn die Polizei das Kennzeichen unseres Wagens hat, werden sie uns früher oder später erwischen.«
    Ich konnte nur mit den Schultern zucken.
    In diesem Moment betrat Tante Jos Sohn George das Zimmer. Er wirkte entspannt, als sei es etwas ganz Normales, dass mitten in der Nacht ein Polizist vor der Haustür stand. »Guten Morgen, Ladys. Meine Mutter sagte, ich soll euch helfen, euch vor der Polizei zu verstecken.« Er grinste schief. »Nicht, dass ich das häufiger mache – eigentlich haben wir hier ein gutes Verhältnis zum Sheriff in Huntingdon. Aber dies ist wohl eine besondere Situation, und wenn meine Mutter so was sagt, dann hat sie in aller Regel recht.«
    »Wir können nicht länger in Steephill bleiben«, sagte Emily. »Wenn wir es über die Staatsgrenze nach Ohio schaffen …«
    »Das könnt ihr vergessen«, erwiderte George. »Die Polizei überwacht garantiert die Grenzen, und auch die wichtigen Ausfallstraßen aus der Gegend.«
    »Wenn wir ein anderes Auto nehmen …«
    »Die sind nicht blöd. Sam kennt meinen Pickup, und ich wüsste nicht, wo wir um diese Zeit ein unverdächtiges Auto herkriegen sollten. Nein, ihr müsst vorläufig hier in der Nähe bleiben. Wir können nur hoffen, dass sie die Suche irgendwann aufgeben, wenn sie euch nicht gleich finden.«
    »Ich verstehe nicht, warum die diesen ganzen Aufwand treiben, nur, weil ich meinen Sohn aus dem Krankenhaus geholt habe«, sagte ich.
    »Ich kenne die Bullen. Wenn deren Apparat einmal in Bewegung gekommen ist, dann ist er nicht mehr zu stoppen, bis sie euch haben oder irgendwannn ein Verwaltungsbeamter

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