Glanz
ist das Gehirn der alten Dame alles andere als ruhig, obwohl sie äußerlich in keiner Weise auf Reize zu reagieren scheint. Sehen Sie diese orangerote Fläche, die auf einmal größer geworden ist? Das ist der Bereich, in dem akustische Signale verarbeitet werden. Wir haben ihr Mozart vorgespielt. Äußerlich keinerlei Reaktion, aber ihr Gehirn hat die Musik ganz offensichtlich wahrgenommen und verarbeitet!«
»Wenn Sie das alles schon hundert Mal aufgezeichnet haben, wozu brauchen Sie dann noch Eric?«, wollte ich wissen.
Ignacius' Augen leuchteten, als er mich ansah. »Bei Ihnen ist es etwas ganz anderes«, sagte er. »Durch die bemerkenswerte Begabung von Mrs. Morrison sind wir erstmals in der Lage zu verstehen, was wirklich in seinem Gehirn vorgeht. Bisher können wir nur grob die aktiven Regionen lokalisieren. Aber Sie können uns anschließend sagen, was Eric genau gedacht hat. Verstehen Sie nicht, welchen enormen Fortschritt das für uns bedeutet?«
Ich nickte. Doch ich hatte immer noch den Eindruck, dass der Arzt uns etwas verschwieg.
»Also, Mrs. Demmet, ich hoffe, Sie haben jetzt keine Einwände mehr. Wenn Sie bereit sind, können wir sofort mit der Prozedur beginnen.«
Ich warf einen Blick zu Emily. »Ich möchte mich gern kurz mit Mrs. Morrison beraten«, sagte ich.
Der Arzt zuckte mit den Schultern. »Okay. Swenson, kommen Sie. Wir lassen die Damen einen Moment allein.«
»Nicht nötig«, widersprach ich. »Wir gehen einen Moment in Ihrem Park spazieren, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Ganz wie Sie wollen. Kommen Sie!« Er führte uns zu einer Tür, die hinaus auf das sonnige Gelände führte. »Wenn Sie sich entschieden haben, geben Sie einfach vorn am Empfang Bescheid.« Damit drehte er sich um und verschwand im Gebäude.
Emily und ich gingen zum Ufer des kleinen Sees. Die Klinik lag wirklich sehr idyllisch. Das Grundstück hier mitten in Cambridge musste ein Vermögen gekostet haben. Ich hatte vorher noch nie etwas vom »Orden der Suchenden nach der Göttlichen Wahrheit« gehört – es schien sich um eine kleine, aber finanziell sehr gut ausgestattete Sekte zu halten.
»Was hältst du von der Sache?«, fragte ich.
Emily runzelte die Stirn. »Er hat uns noch nicht die ganze Wahrheit gesagt.«
»Den Eindruck habe ich auch. Meinst du, es hat Sinn, noch weiter zu bohren?«
Sie schüttelte den Kopf. »Er wird dir nur ein weiteres Märchen auftischen. Wenn tatsächlich ein militärisches Experiment hinter der Sache steckt, werden wir das von ihm garantiert nicht erfahren. Aber irgendwie glaube ich das auch nicht.«
»Aber was ist es dann?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung.« Sie machte eine Armbewegung, die den Park und das Klinikgebäude umfasste. »Diese Klinik, all dieser Aufwand, um Menschen zu helfen, die von der normalen Medizin weitgehend ignoriert werden. Das muss irgendeinen Sinn haben.«
»Hast du das Wandbild im Eingangsbereich bemerkt? Vielleicht sollten wir Ignacius mal nach diesem Orden befragen, der die Klinik finanziert.«
»Daran habe ich auch schon gedacht. Aber wenn die irgendein verborgenes Motiv haben, wird er uns das genauso wenig offenbaren.«
»Was könnte eine religiöse Sekte an Wachkoma-Patienten interessieren?«
»Keine Ahnung. Aber Spekulieren bringt uns nicht weiter. Wir müssen eine Entscheidung treffen«, sagte Emily. »Besser gesagt, du musst sie treffen.«
Ich nickte. »Ich glaube, uns bleibt keine Wahl, als auf seinen Vorschlag einzugehen. Soll er doch bekommen, was immer er haben will, solange ich nur meinen Eric wieder zurückholen kann!«
»Okay. Hoffen wir, dass das der Deal ist, den er uns angeboten hat.«
Wir gingen zurück in die Klinik. Dr. Ignacius mussten wir nicht lange suchen – er hatte in der Nähe des Eingangsbereichs auf uns gewartet, uns wahrscheinlich beobachtet. »Haben Sie sich entschieden?«
»Ich habe vorher noch eine Frage«, sagte ich. »Wer genau finanziert diese Klinik? Und warum?«
Dr. Ignacius lächelte. »Diese Klinik ist eine von mehreren Institutionen, die vom Orden der Suchenden nach der Heiligen Wahrheit gegründet wurden. Den Orden gibt es bereits seit über 300 Jahren. Sie kennen vielleicht die Geschichte von Galileo Galilei, der die damals ketzerische Ansicht vertrat, die Erde sei nur ein Planet, der sich um die Sonne dreht. Er wurde von der katholischen Kirche gezwungen, diese Meinung öffentlich zu widerrufen.«
Ich nickte. Ich hatte gelesen, dass er erst Ende des 20. Jahrhunderts durch Papst
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