Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glanz

Glanz

Titel: Glanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
Vom Netzwerk:
Etwas, wofür Sie unsere Kooperation brauchen. Ich habe nur noch nicht herausgefunden, was es ist.«
    Der Arzt zögerte eine Sekunde, bevor er antwortete. »Sie täuschen sich, Mrs. Morrison. Alles, was ich will, ist, Eric …«
    Emily funkelte ihn zornig an. In ihrer Stimme lag jene natürliche Autorität, die mich von Anfang an beeindruckt hatte. »Hören Sie, Ignacius, wenn Sie etwas von uns wollen, dann müssen Sie mit offenen Karten spielen! Entweder Sie sagen uns, was wirklich hinter ihrem 'wissenschaftlichen Experiment' steckt, oder wir gehen auf der Stelle – und kommen das nächste Mal mit einem Anwalt wieder!«
    Dr. Ignacius schwieg einen Moment. Sein Mund war zusammengepresst, seine Augen schmale Schlitze. Ich erwartete eine zornige Drohung, doch er behielt sich im Griff. Schließlich seufzte er. »Also schön. Kommen Sie mit. Ich zeige Ihnen die Klinik. Dann verstehen Sie vielleicht.«
    Es widerstrebte mir zutiefst, Eric allein zu lassen, doch ich folgte dem Doktor gemeinsam mit Emily. Er führte uns in eine Art Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss, in dem sich mehrere Patienten der Klinik aufhielten. Einige saßen mit ausdruckslosen Gesichtern in Rollstühlen vor einem Fernseher, in dem Zeichentrickfilme liefen. Eine Frau Mitte zwanzig kniete auf dem Boden und schien die Fasern des Teppichs zu zählen. Ein dicker Mann, der Anfang dreißig sein mochte, spielte mit Legosteinen, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. An einem Holztisch saßen mehrere alte Menschen und malten mit Wasserfarben.
    »All diese Menschen«, erklärte Dr. Ignacius mit Stolz in der Stimme, »waren einmal genauso apathisch wie Eric. Sie litten – und leiden immer noch – an unterschiedlichen Graden des sogenannten Apallischen Syndroms. Sie scheinen von der Außenwelt quasi abgeklemmt zu sein, nehmen ihre Umwelt kaum oder nur undeutlich wahr und können sich so gut wie nicht verständigen. Das Fresh Pond Institute ist eine der weltweit führenden Institutionen bei der Erforschung des Apallischen Syndroms - und seiner Heilung. Wir haben hier eine Erweckungsquote von mehr als 60 Prozent, was weit über der normalen Erwartung liegt. Und dabei haben wir hier weiß Gott nicht die leichtesten Fälle!« Er sah mich direkt an. »Diese Erfolge haben wir nur erzielt, weil wir sehr systematisch erforschen, was im Inneren all dieser Menschen vor sich geht. Ihr Sohn, Mrs. Demmet, ist ein weiteres Puzzlesteinchen, das uns noch zu unserem Gesamtbild fehlt. Ein kleines, aber sehr wichtiges Steinchen!«
    Was der Arzt sagte, klang sehr überzeugend. Doch ich spürte, dass es höchstens die halbe Wahrheit war.
    »Was für eine Art von Untersuchung wollen Sie machen, während wir Kontakt zu Erics … Tiefenbewusstsein haben?«, fragte Emily. Mir entging nicht, dass sie den Begriff »Seele« gegenüber dem Arzt vermied.
    »Kommen Sie mit«, sagte Ignacius. Er führte uns in einen Trakt auf der anderen Seite des Gebäudes. Hier gab es mehrere Untersuchungs- und Behandlungsräume voller elektronischer Apparate. In einem davon waren drei Liegen nebeneinander aufgebaut. Drei identische Regale mit Apparaturen standen jeweils am Kopfende der Liegen. Der Raum war durch ein Glasfenster mit einer Art Kontrollraum verbunden, in dem mehrere Computermonitore standen. Ein junger Arzt, der gerade dabei war, etwas in eine Tastatur einzugeben, sah auf. Er schien überrascht, uns zu sehen. »Geht es schon los?«, fragte er.
    »Einen Moment noch, Swenson«, sagte Dr. Ignacius. »Fahren Sie mit den Vorbereitungen fort!«
    Er wandte sich wieder an mich. »Das hier ist der Untersuchungsraum, den wir für das Experiment vorbereitet haben. Wie Sie sehen, stehen drei Liegen bereit – eine für Ihren Sohn, eine für Mrs. Morrison und eine für Sie. Wir haben hier moderne Geräte, mit denen wir die Gehirnaktivitäten sehr genau messen können. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
    Er führte uns zu dem jungen Mann am Computer. »Swenson, können Sie den Damen mal bitte die Aufzeichnungen von Mrs. Wright zeigen, die wir gestern gemacht haben?«
    »Aber …«, begann Swenson, verstummte jedoch, als er Ignacius' Blick sah. Er tippte etwas auf der Tastatur, ein Fortschrittsbalken erschien auf dem Monitor, der sich langsam füllte, dann sah man unverkennbar zwei Gehirnhälften, in denen bunte Flächen hin und her waberten.
    »Das hier ist das Gehirn einer anderen Patientin im Wachkoma«, erklärte Dr. Ignacius. »Die bunten Flächen zeigen ihre Gehirnaktivitäten. Wie Sie erkennen können,

Weitere Kostenlose Bücher