Glanz
heraus.
Sie nickte. »Und er hat diese Droge genommen. Glanz. Genau wie Ihr Sohn, Mrs. Demmet.«
»Woher … woher wissen Sie das?«
»Unsere Söhne sind nicht die einzigen Opfer. Überall im Land spielen Jugendliche dieses Spiel und nehmen dazu diese gottverdammten Kapseln. Mehrere sind schon daran gestorben. Hat Ihr Sohn jemals zuvor Drogen genommen, Mrs. Demmet?«
»Nein.«
»Haben Sie sich nicht gefragt, woher er überhaupt das Geld für dieses Zeug hatte?«
Es war, als stoße diese Mrs. Heller mit ihren Fragen eine Tür auf – eine Tür in einen finsteren Keller voller grauenhafter Geheimnisse. »Ich … ich habe keine Ahnung. Vielleicht … hat er es mir gestohlen, und ich habe es nicht gemerkt …«
»Das habe ich auch erst gedacht. Aber inzwischen bin ich sicher, dass mein Martin die Glanz-Kapseln geschenkt bekommen hat, genau wie Ihr Sohn und all die anderen Kinder.«
»Geschenkt? Aber von wem? Und warum?«
Ein beinahe fanatischer Glanz lag in Ricarda Hellers Augen, als sie meine Frage beantwortete. »Ich habe lange gebraucht, um das herauszufinden, aber schließlich ist es mir klargeworden. Ich kenne die Namen dieser Leute |202| nicht. Fest steht nur, dass sie zu einer Geheimorganisation des Militärs gehören. Sie führen das Experiment durch, um zu testen, wie sich Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen unter dem Einfluss von Glanz verändern.«
Plötzlich fiel mir wieder ein, woher ich den Namen der Frau kannte. Sie war Buchautorin. Ihre Thriller hatte ich schon häufiger auf den Bestsellertischen der Buchhandlungen liegen sehen, aber noch nie einen davon gelesen. Soweit ich mich erinnerte, handelten sie meistens von wahnsinnigen Serienmördern und galten als ziemlich blutrünstig. »Ich verstehe immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen«, sagte ich.
»Ist das nicht offensichtlich? Sie wollen mit Hilfe der Droge bessere Soldaten heranzüchten! Dieses Zeug verändert die Wahrnehmung. Es macht einen aufmerksamer, reaktionsschneller, gefährlicher. Und es unterdrückt Hemmungen und Skrupel. Es ist die perfekte Droge, um aus einem jungen Mann eine Kampfmaschine zu machen!«
»Aber warum testen sie dieses Zeug an Jugendlichen? Und was hat das mit dem Computerspiel zu tun?«
»Das Computerspiel ist Teil des Experiments. Eine ideale Möglichkeit, um das Verhalten der Testpersonen vollautomatisch zu messen. Um es zu spielen, muss man sich im Internet registrieren. Das Spiel übermittelt dann permanent Daten an irgendeinen zentralen Server. Die können genau auswerten, wie schnell die Jugendlichen reagieren, wie aggressiv sie sich verhalten und so weiter! Sie brauchen nur eine Kontrollgruppe von Spielern, die ›Glanz‹ nicht genommen haben, dann können sie ganz genau sehen, wie die Droge wirkt. Vermutlich haben sie auch mit unterschiedlichen Dosierungen experimentiert. Bis zu …«
Ich konnte es nicht fassen. Eric als Opfer eines perfiden |203| militärischen Experiments! Doch schon setzten Zweifel ein. Emily formulierte sie für mich:
»Aber warum sollte das Militär Jugendliche für so ein Experiment missbrauchen? Die haben doch jede Menge Forschungseinrichtungen für so was, und sicher ließen sich auch freiwillige Testpersonen finden.«
Die Schriftstellerin verzog das Gesicht. »Sie können sich vielleicht vorstellen, dass ich diese Leute nicht nach ihren Gründen gefragt habe! Ich kann nur mutmaßen. Wenn man so was in einer militärischen Forschungseinrichtung macht, muss wahrscheinlich der Kongress zustimmen, oder irgendeine Behörde. Außerdem besteht immer die Gefahr, dass eine der Testpersonen redet, ganz zu schweigen von ausländischen Spionen, die sich natürlich besonders für solche Forschungseinrichtungen interessieren. Wenn man ein derartiges Experiment wirklich geheim halten will, ist es doch viel besser, wenn die Testpersonen gar nicht wissen, dass sie daran teilnehmen!«
»Aber wenn Jugendliche ins Koma fallen, fällt das doch noch viel mehr auf«, widersprach ich.
»Ja, schon. Das war vermutlich auch nicht geplant. Vielleicht haben sie bei der Dosierung einen Fehler gemacht. Oder die Jugendlichen reagieren unterschiedlich stark auf das Medikament. Auf jeden Fall sind ihnen diese Komafälle lästig. Deshalb haben sie Dr. Ignacius darauf angesetzt, sie aus dem Weg zu schaffen.«
»Aus dem Weg zu schaffen?«, fragte Maria. »Was meinen Sie damit?«
»Ganz einfach. Er wird dafür sorgen, dass keiner der Jugendlichen mehr aus dem Koma erwacht.«
Mir stockte der Atem. War es
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