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Glanz

Glanz

Titel: Glanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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wir Erics Hände und schlossen den Kreis.

|210| 23.
    Kälte und Dunkelheit umklammerten mich. Meine Lungen brannten. Ich strampelte und kämpfte, doch es gab kein Oben und kein Unten, keine Richtung, in die ich mich hätte vorwärtsbewegen können. Es war ein Fehler gewesen, hierher zurückzukehren.
    Ich ertrank.
    Mühsam kämpfte ich die Panik nieder. Dies ist nur ein Traum, sagte ich mir. Du sitzt auf dem Rücksitz eines Autos und hältst Erics Hand. Du atmest ganz normal. Dies ist nur ein Traum.
    Es gelang mir, mich etwas zu beruhigen. Das Feuer in meinen Lungen ließ nach. Ich konnte immer noch nicht atmen, aber ich musste es auch nicht mehr.
    Ich ließ mich treiben. Das eiskalte Wasser betäubte meinen Körper, bis ich ihn nicht mehr spürte, nichts mehr hörte, nichts mehr sah. Ich war jetzt nur noch ein Geist, ein winziger Punkt in einem endlosen, leeren Kosmos.
    Nach einer Weile glaubte ich, in meinem linken Augenwinkel etwas wahrzunehmen. Schemenhafte Bewegung. Ein mattes Grau. Instinktiv versuchte ich, mich in diese Richtung zu drehen, und war überrascht, dass es mir gelang – dass ich Arme und Beine bewegen konnte, obwohl ich sie nicht mehr spürte.
    Ich hielt eine Hand vor mein Gesicht. Ich konnte die Umrisse der Finger klar gegen das trübe Licht erkennen.
    Ich ruderte mit den Armen, strampelte mit den Beinen, und tatsächlich schien das Licht heller zu werden. Es bewegte |211| sich, tanzte hin und her, und bevor ich recht begriff, was ich sah, brach ich durch die Wasseroberfläche.
    Die Stille und Ruhe, die eben noch geherrscht hatten, wurden von einem Rauschen in meinen Ohren und den Schmerzen in meiner Lunge ausgelöscht. Ich sog gierig Luft ein, hustete, keuchte. Mein schwarzes Gewand wollte mich wieder hinab in die Tiefe ziehen, und ein Teil von mir wollte sich ziehen lassen. Doch mein Wille behielt die Oberhand. Obwohl ich meine Glieder noch immer kaum spürte, schaffte ich es, an der Oberfläche zu bleiben und irgendwie zu schwimmen.
    Die Luft über dem Fluss war neblig geworden, so dass ich das Ufer nicht erkennen konnte und keine Orientierung hatte. Auch von Eric sah ich keine Spur. Ich betete, dass er ein guter Schwimmer war und es ihm besser als mir gelungen war, an der Oberfläche zu bleiben.
    Nach einer Weile ebbte das Rauschen in meinen Ohren ab, und es wurde still. Ich hörte keine Kampfgeräusche. Also musste ich sehr weit abgetrieben worden sein.
    Irgendwann glaubte ich, vor mir das Geräusch von Wasser zu hören, das ans Ufer schwappte. Ich schwamm darauf zu. Doch je mehr ich das Gefühl hatte, jeden Moment müsste ich das Ufer sehen, desto weiter schien sich das Geräusch zu entfernen.
    Allmählich begannen meine Kräfte nachzulassen. Lange würde ich nicht mehr an der Oberfläche bleiben können. Ich sah mich nach etwas um, woran ich mich klammern konnte – ein Ast vielleicht –, doch außer den schwarzen Wellen und dem Nebel über mir sah ich nichts.
    Als ich die Hoffnung längst aufgegeben hatte, jemals das Ufer zu erreichen, und nur noch mit letzter Kraft mechanisch vor mich hin paddelte, spürte ich plötzlich, wie etwas meinen Fuß berührte. Ich strampelte mit den Beinen |212| und ertastete mit tauben Zehen steinigen Grund. Immer noch sah ich nichts außer Nebel um mich, doch der Fluss war hier flach genug, dass ich stehen konnte. Langsam watete ich ans Ufer, das von runden flachen Steinen gesäumt war. Schweratmend setzte ich mich auf den Boden. Das nasse Gewand klebte an meiner Haut. Mir war eiskalt.
    Als ich wieder bei Atem war, stand ich auf und wanderte stromaufwärts am Ufer entlang. Da das Wasser jetzt links von mir floss, musste ich den Fluss tatsächlich durchquert haben. Wenn ich stromaufwärts ging, würde ich irgendwann wieder auf die Horden der Monster stoßen, die diesseits der Brücke darauf warteten, in die Schlacht eingreifen zu können. Ich hoffte allerdings, vorher auf Eric zu treffen.
    Eine ganze Weile wanderte ich durch den Nebel. Landeinwärts konnte ich nur ein paar Meter weit sehen. Es gab keine Gräser, Sträucher oder sonstige Anzeichen von Leben. Nicht einmal das kleinste Insekt war zu entdecken. Von Eric fand ich ebenfalls keine Spur.
    Ich blieb stehen und lauschte. Immer noch war kein Schlachtenlärm zu hören. Nur das leise Plätschern des Flusses, der rasch und gleichmäßig dahinströmte, und das Knirschen der Kiesel unter meinen Füßen drangen an meine Ohren.
    Allmählich überkam mich wieder Verzweiflung. Hatte ich Eric nach so langer

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