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Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Instruktionen zur Produktion oder Modifikation bestimmter Dinge schicken. Oder es anweisen, bei den Menschen, die das Tor benutzen, gewisse Veränderungen vorzunehmen. Man kann damit alles und jedes anstellen.
    Also tauchen plötzlich und scheinbar aus heiterem Himmel Angst einflößende Waffen auf, die - für welchen Auftraggeber auch immer - Such- und Zerstörungsoperationen durchführen. Irgendjemand schreibt irgendwo die Makros, und die einzige Möglichkeit, diese Makros loszuwerden, besteht darin, alle T-Tor-Verbindungen zu kappen und die verseuchten Assembler von deren Befehlen abzuschneiden. Aber die A-Tore sind nach wie vor infiziert, und Curious Yellow bleibt aktiv. Wenn man die A-Tore dazu benutzt, weitere Assembler herzustellen, werden auch diese infiziert sein, selbst wenn man völlig neue Design Templates kreiert. Denn Curious Yellow installiert automatisch etwas, das die Nanoreplikatoren dazu befähigt, bestimmte Muster zu erkennen, und das sich in alles einfügt, das diesen Mustern auch nur entfernt ähnlich sieht. Die einzige Lösung besteht darin, auf eine Technologie aus der Zeit vor den Replikatoren zurückzugreifen und die infizierten Tore dazu zu nutzen, Werkzeuge zu produzieren, die nicht mit eigener Intelligenz begabt sind. Danach kann man versuchen, aus den Trümmern der technologischen Systeme, die aus der Zeit nach der Beschleunigung stammen, einen nicht verseuchten Assembler zu rekonstruieren.
    Oder aber man unterwirft sich Curious Yellow und versucht mit den Folgen zu leben, wie mir die Linebarger Cats lakonisch erklären. Als sie mich anschließend fragen, was ich vorhabe, erkundige ich mich bei ihnen, ob ich mich ihnen anschließen kann.
    Was zwar die Umstände erklärt, unter denen ich zum Panzer wurde, nicht aber die eigentlichen Gründe .

    Als das helle Licht der Morgendämmerung mein Kissen streift, wache ich auf, strecke mich, gähne und sehe zu Sam hinüber, der neben mir schläft. Ein zärtliches Gefühl überwältigt mich so, dass mir fast das Herz stehen bleibt. Einen Moment lang sehne ich mich danach, wieder draußen zu sein, wo ich Robin bin und Sam Kay und wir beide einigermaßen integrierte Menschen, die alles sein und tun können, was sie möchten. Einen Moment lang wünsche ich mir, ich hätte nie herausgefunden, wer Sam in Wirklichkeit ist …
    Ich muss mich zum Aufstehen zwingen. Es ist ein Büchereitag, und ich muss anwesend sein, weil ich mich zumindest um einen Kunden kümmern muss: Fiore. Ich bin müde und ängstlich, frage mich im kühlen Tageslicht, ob ich womöglich alles vermasselt habe. Die Vorstellung, nach dem, was gestern Abend passiert ist, meiner normalen Arbeit nachzugehen, kommt mir bizarr vor. Genau das würde ein Zombie tun. Als wäre ich ein Geschöpf, das unbewusst bestimmten Gewohnheiten folgt und den Befehlen eines unbekannten Puppenspielers gehorcht. Aber es reicht nicht, lediglich meinen Job zu tun, rufe ich mir ins Gedächtnis. Ich habe noch etwas anderes vor, etwas, wofür die tägliche Arbeit nur Tarnung ist. Zwar bin ich mir noch immer nicht ganz sicher, was hier vor sich geht, warum man mich hierhergeschickt hat und wer Yourdon und Fiore sind, aber es ist genügend an die Oberfläche gedrungen, um einen wohlbegründeten Verdacht zu nähren. Und das Mosaik, das ich jetzt nach und nach zusammensetze, ergibt kein hübsches Muster.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass das YFH-Gemeinwesen von außen wie ein erfolgreiches sozialpsychologisches Experiment wirken muss. Es ist eine Gemeinschaft, die als geschlossener Mikrokosmos angelegt ist und ihre eigenen Regeln und ihre eigene Dynamik hervorgebracht hat - in gewisser Hinsicht unheimlich ähnlich wie in einigen Büchern, die ich während meiner Mußestunden in der Bibliothek gelesen habe. Bestimmt kann man aus dem Experiment wunderbare Rückschlüsse auf die Gesellschaft der dunklen Epoche ziehen, und sicher wedeln Yourdon und Fiore dem vom Scholastium ernannten akademischen Kontrollausschuss damit vor der Nase herum. Doch die Situation im Innern des Glashauses sieht inzwischen schon ganz anders aus und wandelt sich rapide. Wenn Yourdon, Fiore und die mysteriöse Hanta die Fortsetzung des Projekts ankündigen und behaupten, alle Probanden hätten einer Verlängerung zugestimmt, wird niemand allzu genau hinsehen. Zu diesem Zeitpunkt wird sich die Bevölkerung innerhalb des Experiments schon fast verdoppelt haben. Die Hälfte der Versuchspersonen wird aus neugeborenen Bürgern bestehen, ohne dass der

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