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Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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feststellen wird, dass er - bewegungsunfähig wie er war - zuerst noch vergewaltigt wurde, ehe der Mörder ihn so aufknüpfte, dass er wie ein abgestochenes Schwein ausblutete. Schluchzend suche ich Zuflucht an Sams Schulter. Diesmal zieht er sich nicht zurück, sondern nimmt mich schweigend in die Arme, während die Menschen ringsum herumwuseln und wild durcheinanderreden. Ich habe in meinem Leben schon viele furchtbare Dinge gesehen, aber das, was Mick angetan wurde, drückt eine ganz bestimmte vorsätzliche Bestrafung aus. Hier handelt es sich um eine entsetzlich rigorose moralische Stellungnahme, die, blind für alles andere, in Selbstgerechtigkeit schwelgt. Ich weiß genau, wer das getan hat, auch wenn ich während des ganzen Gottesdienstes neben Sam gesessen habe; denn in der Nacht, als wir Cass herausholten, habe ich stundenlang wach gelegen und mir ausgemalt, Mick genau das anzutun.

    »Nun, Mrs Brown, wie interessant, Sie hier anzutreffen! Immer mitten im Geschehen, wie ich sehe.« Wie ein Skelett grinst Seine Exzellenz mit weit aufgeklapptem Kiefer über einen Witz, den nur er selbst versteht. Sam, der neben mir steht, tritt zwar von einem Fuß auf den anderen, aber bewahrt die Ruhe. Man gibt dem Bischof keine Widerworte, schon gar nicht, wenn auf der Hand liegt, dass seine gute Laune nur aufgesetzt und so flatterhaft ist wie ein Schmetterling, der über einem glühenden Hochofen schwebt. Denn selbstverständlich kocht er innerlich vor Zorn über diese Störung, die ihm den Sonntag verdorben hat.
    Fiore räuspert sich. »Sie steht nicht unter Verdacht«, erklärt er steif.
    »Was?« Yourdons Kopf fährt wie der einer Schlange herum. Daraufhin spannen sich die Zombies von der Polizei so an, als wären sie nervös, und legen die Hände an die an den Gürteln befestigten Schlagstöcke.
    Inzwischen ist es eine halbe Stunde her, dass ich die Tür zum Turm aufgemacht habe. Mittlerweile hat die Polizei den Kirchhof umstellt und lässt keinen Menschen gehen, bis Yourdon die Erlaubnis dazu erteilt hat. Er ist eindeutig in schlechter Stimmung. Bislang hat sich unsere Gemeinschaft noch mit keiner so üblen Sache wie einem kaltblütigen Mord befassen müssen. Wenn wir den Geist dieses Experiments aufrechterhalten wollen, müssen wir uns darüber klar sein, dass Mord für unsere Vorfahren ein genauso schweres Verbrechen war wie für uns der Identitätsraub oder die Zerstörung relationaler Datenbanken. Genau an diesem Punkt treten die Mängel unserer kleinen Kirchengemeinde deutlich zutage: Wir haben weder einen echten Polizeichef noch ausgebildete Ermittler. Nur deshalb ist der Bischof gezwungen, sich persönlich um seine Herde zu kümmern.
    »Ich habe sie mit ihrem Mann ankommen sehen. Sie war während des ganzen Gottesdienstes anwesend, und zahlreiche Zeugen haben beobachtet, wie sie auf die Tür des Turms zugegangen und eingetreten ist. Danach haben sie ihre Schreie gehört. Sie war höchstens zehn Sekunden allein da drinnen, und falls Sie meinen, sie hätte das Verbrechen in dieser Zeitspanne begehen können …«
    »Ich werde Sie nur dann bitten, mir auf die Sprünge zu helfen, wenn ich keine Zeit darauf verschwenden kann, mir ein eigenes Bild zu machen.« Yourdons Wange zuckt. Gleich darauf wendet er seine Aufmerksamkeit so abrupt Martin zu, dass mir die Knie weich werden, wie ich merke. Eine unsichtbare Last ist von mir genommen. »Sie da, was haben Sie gesehen?« Gerade berichtet Martin nach kurzem Räuspern stockend davon, wie er mich schreiend vor einem Leichnam gefunden hat, da kommt ein Polizist zu Fiore hinüber und tuschelt kurz mit ihm. Yourdon schießt seinem Untergebenen wütende Blicke zu. »Würden Sie das bitte sofort unterlassen?!«
    Fiore windet sich. »Ich habe neue Informationen, Eure Exzellenz.«
    »Ach ja? Dann heraus damit! Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!«
    Fiore - dieser aufgeblasene, hochmütige Hanswurst von einem Pfaffen, der nichts lieber tut, als der Gemeinde gegenüber den Herrn und Meister herauszukehren - schrumpft wie ein angestochener Heißluftballon zusammen. »Bei einer vorläufigen forensischen Untersuchung wurden offenbar DNA-Spuren entdeckt, die der Mörder hinterlassen hat.«
    Yourdon schnaubt verächtlich. »Warum haben wir hier nicht längst ein Sondereinsatzkommando von Ermittlern eingerichtet? Machen Sie schon, stehlen Sie mir nicht die Zeit!«
    Fiore lässt sich von dem Polizisten einen Zettel reichen. »Die PCR hat gemäß der … - nein, überspringen wir das - hat

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