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Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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uns ab und gehen ins Bett«, schlage ich vor und spüre dabei erneut einen leichten Anflug von Nervosität.
    »Okay.« Sam stellt die Dusche ab und öffnet die Kabinentür. Da draußen ist es so kalt, dass ich fröstele, woraufhin Sam mich, Wunder über Wunder, in die Arme nimmt.
    »Fühlst du dich wohl?«, frage ich zögernd. »Ich meine, mit dieser Sache zwischen uns beiden?«
    Er überlegt kurz. »Ich fühle mich wohl mit dir.«
    »Aber …«
    Er küsst mich auf den Hinterkopf. » Du bist wieder da. Das macht die Sache leichter.«
    Zwischen uns gibt es nichts Trennendes mehr. Beide wissen wir genau, wie kaputt wir innerlich sind. Zwischen uns hat es bereits derart katastrophale Missverständnisse gegeben, dass uns in dieser Hinsicht nichts mehr überraschen kann. Bei der Vorstellung, ein Mensch, ein Mann , dazu noch ein großer Mann zu sein, rastet Sam also aus, wie? Allerdings. Und ich selbst komme nicht mit der Vorstellung klar, möglicherweise schwanger zu werden - und im YFH-Gemeinwesen gibt es keine Verhütungsmittel, oder? Genau. Aber das liegt nun hinter uns. Von jetzt an wird alles ganz einfach sein.
    Also trocknen wir einander ab und gehen Hand in Hand ins Schlafzimmer, wo wir uns sofort wieder lieben, diesmal langsam und zärtlich.

    Als ich am nächsten Morgen zerzaust und glücklich nach unten stolpere, wartet auf dem Dielenläufer ein Brief auf mich, was wie ein Guss eiskalten Wassers wirkt. Ich hebe ihn auf, nehme ihn mit in die Küche und lese ihn, während die Kaffeemaschine rattert und gurgelt.
    An Mrs Reeve Brown
Absender: Städtischer Verwaltungsausschuss
     
    Sehr geehrte Mrs Brown, seit Ihrer Ankunft im YFH-Gemeinwesen sind inzwischen vier Monate vergangen. Während dieser Zeit hat sich in unserer kleinen Gemeinschaft einiges getan, sodass wir bald mit der zweiten Phase des Experiments beginnen können, an dem Sie gemäß Ihrer Einverständniserklärung mitwirken.
    Hiermit möchte ich Sie zu unserer ersten städtischen Versammlung einladen, die am kommenden Sonntagmorgen anstelle des normalen Gottesdienstes im Rathaus stattfinden wird.
    Auf der Versammlung werden wir die Veränderungen erläutern, die mit der zweiten Versuchsphase auf uns alle zukommen. Anschließend wollen wir in der Kathedrale unter Leitung von Bischof Dr. H. Yourdon gemeinsam einen Dankgottesdienst feiern.
     
    Mit freundlichen Grüßen …
    Das wirft ein neues Licht auf die Situation, nicht wahr? Ich schüttle den Kopf, nehme die beiden Kaffeebecher mit nach oben und hebe unterwegs den Brief an Sam auf, der genauso aussieht wie meiner.
    »Was hältst du davon?«, fragt Sam, als er ihn gelesen hat.
    »Ich glaube, der Brief bedeutet genau das, was er besagt«, erwidere ich achselzuckend. »Alles wird größer, es kommen neue Gesichter und neue Schauplätze hinzu - allein schon diese ›Kathedrale‹, die sie jetzt eröffnen! Eine Stadt kann man ja nicht so einfach verwalten wie eine Pfarrgemeinde von zweihundert Mitgliedern, nicht wahr? Unmöglich, dass hier jeder jeden persönlich kennt. Also werden sie ein neues Punktesystem einführen müssen, das für alle Gruppen ohne Ansehen der Person gilt, damit die Menschen sich weiterhin benehmen. Sie müssen der Anonymität von Städten Rechnung tragen. Und der Tatsache, dass es dort ganz normal ist, Fremden zu begegnen.«
    Seine Wange zuckt. »Ich bin mir nicht sicher, ob mir das gefällt.«
    »Oh, so schlimm wird’s schon nicht werden«, versichere ich ihm und verdrehe dabei die Augen.
    »Meinst du nicht?«
    »Nein«, erwidere ich, aber nicke dabei. Plötzlich kommt mir eine Idee. »Hör mal, kannst du deine Mittagspause auch außerhalb des Büros verbringen?«
    »Wieso? Meinst du damit …«
    »Ja. Komm um ein Uhr in der Bücherei vorbei, dann gehen wir zusammen was essen.« Ich lächle ihn an. »Na, wie klingt das?«
    »Du möchtest also, dass ich …« Er hat’s kapiert. »Ja, das kann ich einrichten.«
    »Gut.« Ich beuge mich zu ihm und küsse ihn auf die Wange. »Bis nachher.«
    Ich komme eine Viertelstunde zu früh zur Arbeit. Dass ich die Schultertasche dabeihabe, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich ist eher, dass die Bücherei schon offen ist: Janis ist bereits da. »Janis?«, rufe ich, während ich den Kopf durch die Tür stecke.
    Als ich sie nicht finden kann, schließe ich die Tür und mache ich mich seufzend auf den Weg ins Dokumentenarchiv. Janis ist im Keller und damit beschäftigt, Waffenmagazine in Kisten zu verstauen. »Hilf mir«, sagt sie

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