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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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aufsetzte, weil er für die Ferne eine andere hatte, jetzt schräg nach oben, um auf diese Weise die Schärfe zu verbessern. Tatsächlich: Er hatte richtig gesehen. Als die beiden sich seinem Auto nährten, duckte er sich noch tiefer hinter seine Zeitung. Es wäre ihm peinlich gewesen, von ihnen bemerkt zu werden.
     
    Linkohr hatte gerade überlegt, weshalb sich einige der Mitglieder des Arbeitskreises beim Gedenken an Heidenreich heimlich zugezwinkert hatten, als die Tür aufging und zwei weitere Personen erschienen, die er nicht kannte. Es waren ein Mann und eine Frau. Sie nickten Schloz zu und nahmen neben Lechner Platz, den sie freundschaftlich begrüßten. Linkohr bemerkte es nur im Augenwinkel und wagte nicht, sich umzudrehen.
    Unterdessen fuhr Schloz ungerührt fort: »Ich hatte mich darauf eingestellt, dass Herr Heidenreich heute Abend ein umfangreiches Statement abgeben würde. Jetzt weiß ich nicht …«, er sah zu den drei Personen an der zweiten Tischreihe hinüber, »ob Sie einen Vorschlag haben, wie wir verfahren sollen.«
    Linkohr mied es noch immer, sich umzudrehen. Nachdem die Angesprochenen unschlüssig waren, sagte Schloz ungeduldig: »Ich geh mal davon aus, dass der Herr, mit dem ich noch nicht das Vergnügen hatte, Herr Lechner ist, der uns avisiert wurde. Aber vielleicht können Herr Pettrich oder Frau Fellhauer etwas dazu sagen.«
    Linkohrs Pulsschlag beschleunigte sich wieder. Diese Namen hatte er doch irgendwo im Protokoll gelesen.
     
    Sander legte seine Zeitung zur Seite. Was hat dies alles zu bedeuten?, schoss es ihm durch den Kopf. Karin Fellhauer und Alfred Pettrich hatten sich offenbar verabredet, um auch zu dieser Veranstaltung im ›Lamm‹ zu gehen. Was hatten der Kioskbesitzer und diese stille Frau mit Naturschutz zu tun? Pettrich, okay, war begeisterter Eisenbahner und hatte sich wohl auch mit den Bedenken seines Schulfreundes Heidenreich auseinandergesetzt. Wieso kam er aber ausgerechnet heute, wo er doch wusste, dass Heidenreich nicht mehr lebte und nicht mehr referieren konnte? Andererseits, so hatte Sander aus Gesprächen mit seinem Schulfreund erfahren, interessierte er sich sehr wohl auch für Höhlen und die geologischen Verhältnisse der Alb. Aber Katrin – verdammt noch mal –, wieso kam ausgerechnet die zurückhaltende Katrin auf die Idee, mit Pettrich zu diesem Arbeitskreis zu gehen? Natürlich gab es die seltsamsten Verbindungen und Kontakte, überlegte Sander. Und oft genug waren gerade im Zusammenhang mit Kriminalfällen und Gerichtsverhandlungen die unglaublichsten Vorgänge bekannt geworden, die jeder Logik widersprachen.
     
    Die beiden Neuankömmlinge waren gerade mal ein paar Minuten an ihren Plätzen gewesen – was zu keiner Unterbrechung des Vortrags geführt hatte –, da stand Pettrich auf und verließ den Raum wieder. Linkohr überlegte, was dies bedeuten konnte. Vermutlich wollte er die Toilette aufsuchen.
    »Was Herr Heidenreich bemängelte«, hörte er wieder die Stimme des Vorsitzenden Schloz, der mittlerweile eine Folie zur Bahntrasse aufgelegt hatte, »das ist dieser Tunnel, der insgesamt 14 Kilometer lang sein wird, unterbrochen nur von einer Brücke über das tief eingeschnittene Filstal zwischen Mühlhausen und Wiesensteig. Was mit dem Abraum geschieht, es sind mehr als fünf Millionen Kubikmeter, das haben wir in der letzten Sitzung bereits ausführlich diskutiert.« Es schien so, als wolle Schloz dieses Thema schon gar nicht mehr ansprechen. »Heute beabsichtigen wir, die Stellungnahme zum Tunnel auszuarbeiten, und dazu scheint sich eigens Herr Lechner herbemüht zu haben. Besten Dank.« Schloz nickte Lechner zu. »Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass Sie nach dem Tode Ihres Bekannten heute kommen würden.«
     
    Unterdessen überlegte Sander noch immer krampfhaft, was Karin Fellhauer und Alfred Pettrich bewogen haben mochte, zu dieser Sitzung zu gehen. Doch dann schreckten ihn die elektronischen Töne seines Handys auf. Er hatte vergessen, es auf stumm zu stellen. Auf dem Display erschien die Anzeige ›Unbekannter Anrufer‹. Es wurde also keine Nummer übertragen. Für einen kurzen Moment zögerte Sander, ob er sich melden sollte, entschied sich dann aber, das Gespräch anzunehmen. »Ja?«, fragte er knapp. Es meldete sich ein Mann, dessen Stimme er kannte, doch mit dem er überhaupt nicht gerechnet hatte. Nicht jetzt.

37.
    Lechner hatte sich erhoben, kratzte sich an seinem Dreitagebart, holte einige handbeschriebene,

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