Glasklar
über eine Beobachtung in der Freizeit befragt wurden, kaum bessere Zeugen waren als normale Bürger.
Hilscher schilderte, was es mit dem alljährlichen ›Mammutfest‹ auf sich hatte und wie es organisiert war. Natürlich sei ihm bekannt, dass Uli Bayreuter die Utensilien mit dem Geländewagen hinauffahre, räumte er ein, um hinzuzufügen, dass er ihm selbstverständlich jedes Mal sage, dass es sich dabei um eine Ordnungswidrigkeit handle, die im Falle einer Anzeige mit einer Geldbuße geahndet werde.
Watzlaff winkte ab: »Darum geht es hier nicht.«
Dann bedauerte Hilscher, dass er beim besten Willen nicht sagen könne, wann und wohin Heidenreich oder seine Begleitung anschließend gegangen seien. »Das war aber lange vor mir«, stellte er fest. »Als ich gegangen bin, waren nur noch Uli und Angelika da – die sind dann mit ihrem Geländewagen weggefahren«, beendete er seine Schilderungen und sah über den Rand seiner Brille hinweg von einem Kollegen zum anderen.
»Warum sind Sie nicht mit denen mitgefahren?«, hakte Watzlaff nach.
»Mein Wagen stand gleich da unten am Gairenbuckel – aber der Fahrweg von hier oben geht rüber zum Hexensattel. Ich wollte den Bayreuters nicht zumuten, mich von dort unten den weiten Weg zum Gairenbuckel zurückzufahren.« Hilscher hatte plötzlich das Gefühl, sich verteidigen zu müssen.
»Und wie war das bis zu dem Zeitpunkt, als Sie die Veranstaltung verlassen haben?«, fragte Häberle. »Sind die Leute tröpfchenweise heimgegangen oder herrschte eher eine allgemeine Aufbruchstimmung?«
»Es gab zwischendurch schon mal eine Aufbruchstimmung. Vielleicht eine halbe, Dreiviertelstunde vor seinem Aufbruch. Einige haben die Rucksäcke zusammengepackt und sind gegangen. Sogar die ausgeliehene Biertischgarnitur wurde ans Haus zurückgetragen. Aber, um ehrlich zu sein, ich war ziemlich müde und hab mich nicht weiter drum gekümmert.« Dieses Eingeständnis schien ihm beinahe peinlich zu sein.
»Es gab keine großen Verabschiedungszeremonien?«, staunte Watzlaff. »Mit Küsschen und so?«
Hilscher schüttelte den Kopf. »Nein, wir waren einfach zu müde.«
»Wie? Ihr habt euch vom Rest nicht verabschiedet?«
»Wie das so ist. Man geht kurz ins Gebüsch zum Pinkeln und macht sich davon. Ich bin allein gekommen und allein wieder gegangen. Ich halt nicht viel von Umarmungen hier und Küsschen dort.«
Watzlaff konnte das nachvollziehen.
»Wieso ist eigentlich sonst niemand mit Herrn Bayreuter im Geländewagen zurückgefahren?«, hakte Häberle nach.
Hilscher zuckte mit den Schultern. »Das war nie üblich. Die meisten haben ihr Auto direkt unten am Gairenbuckel geparkt – und, wie gesagt, der verbotene Fahrweg führt ein ganzes Stück – ich schätz mal zwei, drei Kilometer – zum Hexensattel hinüber. Und dort kann man an so einem Abend die Autos nicht abstellen – Sie wissen doch: die große Fete in dieser Nacht.«
Das klingt plausibel, dachte Häberle und fuhr mit der Befragung fort: »Da war den Abend über ein Küchenmesser in Gebrauch. Eines mit rotem Griff. Haben Sie es auch gesehen?«
»Das Küchenmesser«, wiederholte Hilscher und kombinierte, dass es sich dabei um die Tatwaffe handeln musste, »es war doch nicht etwa …?«
»Doch«, unterbrach ihn Watzlaff. An Deutlichkeit war die Antwort nicht mehr zu überbieten.
Hilscher zögerte. »Und da seid ihr euch sicher?«
»Absolut. Herr Bayreuter, dem es gehört, hat’s als seines identifiziert«, erklärte Häberle. »Also – haben Sie es auch gesehen?«
»Ja, natürlich, das hat jeder gesehen und wohl auch in der Hand gehabt«, sagte Hilscher, dem sofort klar war, dass die Tatwaffe auf DNA -Spuren untersucht werden würde – also nicht nur auf herkömmliche Fingerabdrücke, sondern darüber hinaus auf winzigste Hautpartikel, woraus ein sogenannter genetischer Fingerabdruck gewonnen werden konnte, der mit denen von etwaigen Tatverdächtigen zu vergleichen war. Eine heutzutage gängige Methode.
»Ob es aber zum Schluss noch da war – oder wer es zuletzt genommen hat, haben Sie nicht registriert?«
Hilscher dachte nach. »Nein, es war ja dunkel. Und um den Tisch und die Utensilien darauf habe ich mich nicht gekümmert.«
Häberle atmete tief ein. »Bei allem, was man so hört, soll Werner Heidenreich mal ein Kollege von Ihnen gewesen sein«, griff er auf jene Informationen zurück, die ihm Speckinger und die Sonderkommission hatte übermitteln lassen.
»Kurzzeitig war er das, ja«, beschied Hilscher
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