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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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erklärt hatte, dass man den Mann noch genauer unter die Lupe nehmen werde. Dann berichtete sie den Kollegen, die jetzt allesamt neugierig geworden waren, was sie soeben erfahren hatte.

13.
    Speckinger hatte bei einem Hamburger-Produzenten neben der Bundesstraße 10 schnell was gegen den Hunger gekauft, eine kühle Cola getrunken und auf seinem Notizblock nach der nächsten Adresse geblättert, die ihm telefonisch durchgegeben worden war: Sigge Starz und dessen Lebensgefährtin Monika Steinhaus. Glücklicherweise hatte Journalist Georg Sander die Handynummern seiner Schulfreunde nennen können, sodass es auch an einem sonnigen Sonntag möglich war, die Zeugen der vergangenen Nacht ausfindig zu machen. Speckinger hatte erneut Glück. Die beiden waren an diesem heißen Nachmittag nach Geislingen gefahren, wo sie gerade vor einem Eiscafé saßen, als sie der Anruf des Kriminalisten erreicht hatte. Speckinger kannte die Örtlichkeit, parkte den Dienst-Golf hinter der Stadtkirche und ging die paar Schritte zur Fußgängerzone, wo er sogleich auf das voll besetzte Straßencafé stieß. Er musterte rasch die Personen, und sein Blick blieb an einem Paar hängen, das den Beschreibungen nach, die er am Handy erhalten hatte, das gesuchte sein musste. »Herr Starz?«, fragte er deshalb knapp, als er sich ihnen näherte.
    Die beiden standen auf und begrüßten den Kommissar mit Handschlag.
    »Darf ich?« Speckinger wartete keine Antwort ab, sondern ließ sich in einem der beiden noch freien gepolsterten Stühle nieder. Er entschuldigte sich für die Störung und machte noch einmal, wie bereits am Telefon, mit knappen Worten deutlich, worum es ihm ging. Dabei sprach er mit gedämpfter Stimme, um nicht die Aufmerksamkeit der anderen Gäste zu erregen. Monika Steinhaus ließ sich ihren Eisbecher munden, während Sigge Starz bereits fertig war und sich mit verschränkten Armen den Fragen des Kriminalisten widmen konnte, der zunächst wissen wollte, wann die beiden vorige Nacht heimgegangen waren.
    »Wir sind runter, da haben einige gerade damit begonnen, abzubauen«, erklärte Starz, der sich vor seine Brille einen Sonnenschutz gesteckt hatte.
    »Hat man sich verabschiedet?«
    »Wir haben uns das heut auch schon überlegt«, erwiderte Monika Steinhaus. »Aber plötzlich machten sich nahezu alle gleichzeitig auf den Heimweg.«
    »Ja«, ergänzte ihr Lebensgefährte, »man hat sich zugewunken und verabschiedet.«
    »Und irgendjemand musste dann aufräumen«, stellte Speckinger fest. Er vermied es, dies wie einen Vorwurf klingen zu lassen.
    »Ja, einige haben wohl noch Tisch und Bank weggetragen.«
    »Und Sie sind zum Auto runter, nehm ich an? Aber nicht zum Hexensattel, sondern zum Gairenbuckel.«
    »So ist es. Dort haben ja fast alle geparkt«, bestätigte Starz.
    »Dann sind Sie unterwegs am Tatort vorbeigekommen.«
    »An unserem ›Mammut‹, ja.«
    »Wann haben Sie Herrn Heidenreich zuletzt gesehen?«, kam Speckinger zur Sache.
    Wieder fühlte sich die Frau angesprochen, die gerade genüsslich einen Löffel Eis auf der Zunge zergehen ließ. Auch Speckinger bestellte sich jetzt bei der Bedienung ein Eis – allerdings ein kleines ohne Sahne.
    »Heidenreich und seine neue Freundin sind vor uns gegangen – zusammen mit Heidelinde«, antwortete Monika Steinhaus schnell und handelte sich damit einen strengen Seitenblick ihres Begleiters ein.
    »Es war aber nicht ungewöhnlich?«
    »Was soll denn da ungewöhnlich gewesen sein?«, Starz gab sich überrascht.
    Speckinger ließ ein paar Sekunden vergehen, weil vom Türmchen des Alten Rathauses das Glockenspiel eine Melodie erklingen ließ. »Na ja«, setzte er lauter wieder an, denn die Glocken wollten nicht verstummen, »wenn so etwas passiert wie vergangene Nacht, dann macht man sich doch hinterher Gedanken.«
    »Nichts hat uns stutzig gemacht«, erwiderte Monika Steinhaus energisch und in Speckingers Augen zu schnell. Er wandte sich deshalb provozierend an ihren Begleiter: »Und Sie? Hat Sie auch nichts stutzig werden lassen?«
    »Nein, nein, überhaupt nichts. Wieso?« Er wirkte leicht irritiert.
    »Fragen Sie nicht mich. Ich war nicht dabei.« Es war eine Formulierung, die er schon viele Male von einem Ulmer Richter gehört hatte, der dies meist sagte, wenn Zeugen mit einer Gegenfrage antworteten. Dann fügte Speckinger an: »Bei allem, was wir seit heute Vormittag erfahren haben, war Herr Heidenreich kein ›Gewöhnlicher‹, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Da könnten Sie

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