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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Gleichzeitig wurde ein richterlicher Beschluss zur Durchsuchung seiner Wohnung und seines Computers erwirkt. Vor allem aber galt das Interesse dem anonymen Brief, mit dem ihm angeblich ein Knopf zugeschickt worden war. Eine Ermittlungsgruppe sollte sich um Heidenreichs Vergangenheit kümmern – insbesondere um seine kurze Laufbahn bei der Polizei. Unterdessen wurde eine Streife des Polizeireviers Filderstadt-Bernhausen zu jener Adresse in Echterdingen entsandt, an der sich angeblich Mike Linkohr aufhielt, ohne bis jetzt von den Vorgängen auf dem Wasserberg erfahren zu haben. Manuela Maller war beunruhigt, dem jungen Kollegen könnte etwas zugestoßen sein – auch wenn ihr ein altgedienter Beamter in reinstem Schwäbisch erklärt hatte: »Dem seine Hormone spielen verrückt.«
    Die Kripochefin ließ auf Bitten Häberles das Küchenmesser zum Landeskriminalamt nach Stuttgart bringen, wo es möglichst rasch auf Finger- und DNA -Spuren untersucht werden sollte. »Und da ist noch was«, hatte Häberle ihr am Telefon gesagt. »Wir haben einen Glassplitter gefunden, direkt am Tatort. Glas oder Kunststoff – ich weiß es nicht genau. Sieht aber aus, als sei’s von einer Brille. Ob er allerdings etwas mit der Sache zu tun hat, ist unklar. Die Kollegen in Stuttgart sollen ihn aber mal genauer unter die Lupe nehmen.«
    Maller hatte zugestimmt. Schließlich musste in den ersten Stunden nach einem Verbrechen jede noch so kleine Chance genutzt werden. Natürlich gab es an einem so beliebten Wanderweg wie jenem auf dem Wasserberg jede Menge Fundstücke, doch letztlich war es Aufgabe der Kriminaltechniker, mit ihren Analysen und Untersuchungsmethoden herauszufinden, ob sie in den Fall involviert waren. Lieber ein paar Gegenstände mehr prüfen lassen als zu wenig, war ihr Motto, das im Übrigen auch mit den Richtern an der Ulmer Schwurgerichtskammer im Einklang stand, die in der Vergangenheit gelegentlich Ermittlungsmängel gerügt hatten.
    Mallers Telefon gab Laut. Sie nahm ab, meldete sich und vernahm eine männliche Stimme. »Wir haben noch was Interessantes.« Es war der Kollege, der sie regelmäßig über das Neueste auf dem Wasserberg informierte. »Die Jungs vom Hubschrauber haben ein Zelt entdeckt. Weiter unterhalb am Hang, auf einer steilen Wiese.«
    Die Kripochefin erhob sich. Die Männer um sie herum hatten sich wieder in ihre Akten und Computerbildschirme vertieft. »So«, war alles, was die zierliche Frau äußerte, während sie mit einer Hand den Sitz ihrer Frisur betastete.
    »Ein merkwürdiger Typ. Ein alter Knabe. Er behauptet, das Wochenende hier allein verbringen zu wollen.«
    Manuela Maller versuchte, diese Beobachtung in das Geschehen der vergangenen Stunden einzuordnen. »Und was ist daran merkwürdig?«
    »Er sagt, er sei aus Österreich angereist und wegen der Fossilien gekommen.«
    »Der was, bitte?«
    »Fossilien. Sie haben richtig gehört. Wegen der Fischsaurier drüben in Eislingen.«
    Maller erinnerte sich dunkel. Als vor einigen Jahren dort die B10-Umgehungsstraße gebaut wurde, hatte man die versteinerten Überreste unzähliger Saurier gefunden, die hier vor vielen Millionen von Jahren im Jurameer umgekommen und auf den Grund gesunken waren, wo sie in unvorstellbar langen Zeitdimensionen von Sandschichten zugedeckt wurden.
    »Und der sitzt da einfach in der Landschaft rum?«
    »Ja. Die Kollegen überprüfen ihn gerade. Er ist wohl kein echter Österreicher, sondern ein Deutscher, der irgendwo im Tannheimer Tal einen alten Bauernhof gekauft hat.« Der Kriminalist am anderen Ende der Leitung legte eine kurze Pause ein. »Der Mann soll einen ziemlich abgetakelten Eindruck machen. Außerdem kann sich der Wirt des Wasserberghauses erinnern, ihn vergangene Nacht dort oben gesehen zu haben.«
    »Ein Landstreicher?«, hakte Maller nach, was sofort die Aufmerksamkeit einiger der vor ihr sitzenden Kriminalisten erregte.
    »Ist noch unklar. Aber er hat tatsächlich ein paar Versteinerungen vor dem Zelt liegen.«
    Die Kripochefin lehnte sich gegen den weißen Schreibtisch, der auf dem gefliesten Boden quietschend zur Seite rutschte. »Und was macht er mit den Dingern?«
    »Er sammelt sie eben. Außerdem studiert er die Geologie im Zusammenhang mit der Eisenbahntrasse.«
    »Ach?«
    »Ja, die Streckenführung, so hat er den Kollegen gerade wortreich erklärt, schneide interessante geologische Schichten an – vor allem drüben bei Weilheim.«
    »Danke«, schloss die Kripochefin, nachdem ihr Gesprächspartner

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