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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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im Archiv zu recherchieren.« Seine Zuhörer waren auch dieser Meinung.
    » UFO s und Eisenbahn«, sinnierte Sigge. »Der war ja nicht mehr zu halten, wenn man von der Eisenbahn gesprochen hat.«
    »Furchtbar«, bekräftigte Monika. »Nur noch Eisenbahn. Die arme Sabine hat mir richtig leidgetan. Ich möcht gern wissen, welchen Narren die an dem gefressen hatte.«
    »Wo die Liebe hinfällt …«, meinte Ursula, doch wollte ihr Mann Alfred nicht darauf eingehen. »Die Sache mit der Eisenbahn ist hochinteressant«, griff er stattdessen das Thema auf. »Diese ganze Tunnelgeschichte hat ihn wohl auch deshalb so interessiert, weil er sich für Höhlen begeistert hat. Zumindest hab ich das aus seinen Schilderungen rausgehört.«
    »Ein verrückter Hund«, kommentierte Sigge. »Ein richtiger Draufgänger, wie mir scheint.«
    Seine Partnerin Monika grinste ihn an: »Ab einem bestimmten Alter müssen sich die Männer halt noch was beweisen.«
    Er reagierte nicht darauf, sondern fragte seinen Schulfreund Alfred Pettrich: »Ist der denn selbst in die Höhlen reingekrochen?«
    Alfred zögerte. »Ich kann mir’s nicht so recht vorstellen. Wenn er das getan hätte, hätt er sicher damit geprahlt.«
    »Jetzt würde mich nur eines interessieren«, begann Sigge und schob die Ärmel seines Sweatshirts nach oben. »Wer könnte eurer Ansicht nach einen Grund gehabt haben, ihn umzubringen?«
    Kono kam mit den ersten beiden Pizzen, die jenen Duft verbreiteten, bei dem sich Knoblauch-Gegner und Vampire gleichermaßen naserümpfend abwendeten. Er stellte die Teller den beiden Frauen hin, wünschte einen guten Appetit und verschwand wieder. Für einen Moment schwiegen sich die vier Personen an, denn niemand wollte Sigges Frage beantworten. Gerade als sich der Italiener mit den weiteren beiden Tellern näherte, meinte Ursula: »Soll ich dir was sagen, Sigge?« Sie erwartete keine Antwort von ihm, denn sie sagte ohne seine Aufforderung, was sie meinte: »Jeder von uns.« Und sie bekräftigte: »Genau genommen, könnte jeder von uns einen Grund gehabt haben. Vor allem natürlich ihr, die ihr mit ihm in der Klasse zusammen gewesen seid. Erzählt mir doch nicht, dass es damals nie Streit untereinander gegeben hat.«
    Monika griff zu ihrem Besteck und schnitt ihre Pizza in der Mitte durch. »Aber deswegen bringt man sich doch nicht nach 40 Jahren um, Ursula. Findest du das nicht ein bisschen absurd?«
    »Weißt du denn, was da so alles gelaufen ist – was dein Sigge so getrieben hat? Da wär’ ich mal ganz schön vorsichtig.«
    Die vier Personen wünschten sich einen »Guten Appetit« und versanken während des Essens in Schweigen.

22.
    Sander hatte sich mit der linken Hand in den Griff über der Tür verkrampft, während er mit der rechten die Sitzkante umklammerte. Der Kerl war wirklich verrückt. Verdammt noch mal, nun hatte er doch den Verfolger abgeschüttelt – was sollte denn jetzt dieser Irrsinn? Der Geländewagen schoss über die Grasnarbe direkt auf diesen unbewaldeten Hügel zu, der wie ein Kegel vor ihnen in den sternenklaren Himmel ragte. Fast senkrecht, wie eine Wand, über der die blasse Sichel des abnehmenden Mondes irgendwie drohend wirkte. Sander kannte den Berg, es war der Burren, ein beliebter Aussichtspunkt. Die letzten 20 Höhenmeter jedoch waren so steil wie das Dach eines Altstadthauses. »Was soll denn das?«, presste der Journalist aus der trockenen Kehle hervor, wohl wissend, dass dies den Unbekannten nicht im Geringsten stören würde. Der löschte die Scheinwerfer, die gerade noch den Wiesensteilhang in grelles Licht getaucht hatten. Jetzt war es schwierig, überhaupt noch etwas zu erkennen. Die Augen hatten Mühe, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Der schwere Motor heulte wie ein wildes Tier, als der Wagen mit Vollgas über die Trittspuren auf der Grasnarbe preschte und sich vorn erhob, wie ein Flugzeug, das viel zu früh und zu heftig von der Startbahn gezogen wurde. Gewaltige Kräfte pressten Sander in die Rückenlehne. Der Unbekannte, daran bestand gar kein Zweifel, steuerte das vierradgetriebene Fahrzeug direkt auf den höchsten Punkt zu. Sander befürchtete, sie könnten in eine bedrohliche Schräglage geraten und kippen. Doch der Wagen behielt die Spur bei, kletterte holpernd und wild hüpfend hoch, fast senkrecht, wie es dem Journalisten schien, den die Beschleunigungskräfte an eine Achterbahn erinnerten. Der Sicherheitsgurt hinderte ihn daran, mit dem Kopf gegen die Decke zu stoßen. Dann endlich:

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