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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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erreichten. Der Mann hinterm Steuer schaltete jetzt die Scheinwerfer ein und bog nach links ab.
    »Ich rufe Ihnen ein Taxi, und Sie lassen sich heimfahren. Klar so weit?«
    »Ja, schon …«
    »Haben Sie genügend Geld dabei, das Taxi zu bezahlen?«
    Sander bejahte, auch wenn es ihm schwerfallen würde, diese Kosten zu übernehmen.
    »Und noch mal«, kam es von vorne scharf und drohend zurück. »Sie erzählen niemandem von unserem nächtlichen Ausflug. Niemandem. Haben Sie das begriffen?«
    »Ja, schon …«
    »Lesen Sie die Unterlagen, dann verstehen Sie, was ich meine.« Als links die Einfahrt zum Golfklub auftauchte, bremste der Unbekannte den Geländewagen stark ab. »Aussteigen!«, befahl er. »Und vergessen Sie Ihre Akten nicht. Ich ruf jetzt ein Taxi. Gehen Sie den Weg runter bis zum Vereinsheim des Golfklubs. Mein Gott …«, die Stimme des Mannes klang plötzlich freundlicher, »… erzählen Sie dem Taxifahrer halt, dass Sie sich nach dem Golfspiel mit Freunden verplaudert haben.«
    Kaum hatte Sander die Tür zugeworfen, jagte der Geländewagen in Richtung Oberböhringen davon. In der Ferne war das Knattern eines Hubschraubers in der Luft zu hören.

23.
    Häberle war mit Linkohr in das Tal gefahren, das sich von Gingen zum Grünenberg hinüber erstreckte. Im Funkgerät quäkten unentwegt irgendwelche Stimmen, die Positionsmeldungen abgaben. ›Bussard‹, der Polizeihubschrauber, kreiste bereits am Nachthimmel. Die Dunkelheit stellte für die beiden Piloten kein Problem dar, weil sie über eine Spezialbrille verfügten, die mit einem Restlichtverstärker gekoppelt war. Ihr Kollege, der als FLIR -Operator hinter ihnen saß, bediente eine Vielzahl von Geräten, vor allem aber das Wärmebildgerät, ein sogenanntes »Forward Looking Infrared System«, auch FLIR genannt. Dieses System bildete Temperaturdifferenzen von selbst 0,5 Grad in Farbe oder schwarz-weiß ab. Die Spezialkamera, die in der rechten Kufe des Helikopters vom Typ EC 155 des europäischen Herstellers Eurocopter eingebaut war, ließ alle Objekte, die Wärme abstrahlten, auf dem Monitor hell erscheinen – als gehörten sie zu einem Film, der bei schlechtem Empfang auf einem Schwarz-Weiß-Fernseher lief. Die Männer an Bord wussten, dass es nach einem heißen Sommertag jede Menge aufgeheizte Gegenstände gab, die in der Nacht noch warm waren: Dächer von Hütten, das Blech von Fahrzeugen, Holzstapel, asphaltierte Wege – jedenfalls vieles, was die Suche nach einer Person kolossal erschwerte.
    Während Häberle den Audi am Barbarabach entlangsteuerte, wo zuhauf Insekten um hochgewachsene Sträucher kreisten und nun gegen die Scheinwerfer klatschten, hatte der Polizeiführer vom Dienst weitere Streifen in das Gelände beordert. Sie kamen von den umliegenden Revieren, von Uhingen, Eislingen, Göppingen, Geislingen und sogar von der Autobahnpolizei Mühlhausen.
    »Wenn wir nur wüssten, wonach wir suchen sollen«, brummte Häberle. Er beugte sich übers Steuerrad nach vorne, um zum Himmel hochzusehen, wo irgendwo ›Bussard‹ kreiste. Er hatte offenbar seine Positionsleuchten ausgeschaltet, um nicht gleich gesehen zu werden.
    »Ein Auto halt«, meinte Linkohr und scannte mit scharfem Blick die Umgebung ab. In lauen Sommernächten wie dieser standen vermutlich überall Fahrzeuge auf Wanderparkplätzen und an Waldrändern und er musste unweigerlich an Mariella denken, die den Duft nach frisch gemähtem Gras über alles liebte. Linkohr ertappte sich immer häufiger dabei, wie seine Gedanken auf Reisen gingen.
    »Schauen wir mal zum Grünenberg rauf«, entschied Häberle und fuhr gemächlich über den Wiesenweg zu jenem Waldstück hinauf, das an die kleine Ortsverbindungsstraße grenzte. Wenn er vom Grünenberg sprach, dann meinte er die kleine Ansiedlung, die allein durch ihre gleichnamige Gaststätte weithin bekannt war. Als sie die Straße erreichten, streiften die Scheinwerfer einige abgestellte Fahrzeuge auf dem gegenüberliegenden Wanderparkplatz.
    Vermutlich aber ist das gesuchte Auto längst kilometerweit fort, überlegte Häberle. Seit dem Anruf waren fast 50 Minuten verstrichen. Der jetzigen Aktion kam nichts weiter als eine Alibifunktion zu. Schließlich mussten sie aktiv werden, denn wären sie untätig und man würde später die Leiche eines Entführten finden, hätten sie zu Recht mit heftigen Vorwürfen zu kämpfen.
    Sie näherten sich der Gaststätte, die noch rundum beleuchtet war. »Jetzt ein Andechser«, schmunzelte Häberle und

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