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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Die Anhöhe war erreicht, der Wagen erklomm die letzten Meter, verlangsamte sich und ging in die Waagrechte über.
    »Berg heil, Herr Sander!«, hörte er die Stimme von vorne, während das Fahrzeug zum Stehen kam und sich Sander orientieren musste. Links das lichtdurchflutete Filstal mit den markanten Punkten, die in gelbes Scheinwerferlicht gehüllt waren: Staufeneck und Schloss Ramsberg. Noch bevor Sander etwas sagen konnte, beschleunigte der Unbekannte den Wagen wieder, umkurvte eine Feuerstelle und ließ das schwere Fahrzeug im schwachen Mondlicht nun auf der anderen Seite des Grasbergs in die breite Wiesensenke hinabsausen, über einige Unebenheiten schanzend. Sander fühlte sich erneut in eine Achterbahn versetzt, in eine unebene noch dazu. Seine Hände umklammerten jetzt beide neben den Schenkeln die Sitzvorderkante. Wacholderhecken flitzten wie schwarze Ungeheuer links und rechts an ihnen vorbei, während der Wagen gewaltige Sprünge und Sätze vollführte. »Ein bisschen Rallye Paris–Dakar«, amüsierte sich der Kerl hinterm Steuer. »Halten Sie sich fest.«
    Als sie die von Wald umgebene Wiesensenke erreicht hatten, folgte der Wagen mit heulendem Motor einem Trampelpfad, der sich im schwachen Mondlicht abzeichnete. Er führte hinüber zum ansteigenden Hang, wo sich der Waldrand tiefschwarz erhob. Sekunden später waren sie dort angelangt. Erst jetzt erkannte Sander, dass an dieser Stelle ein Forstweg im Wald steil hinaufführte. Der Fahrer riss das Steuer unsanft nach links, um mit Vollgas die Steigung zu erklimmen. Dabei wühlten sich die Räder in den steinhart getrockneten Fahrspuren vorwärts. Sander dachte für einen Augenblick, der Unbekannte müsse ein Förster sein, denn nur, wer sich hier auskannte, wagte es, solche Wege bei Dunkelheit zu befahren. Der Wagen erklomm die Höhe mühelos, auch wenn der Journalist den Eindruck hatte, sie würden jeden Moment den Abhang hinabstürzen und an einem der dicken Bäume zerschellen, deren Stämme im fahlen Licht der schwach mondhellen Nacht zu erkennen waren.
    Falls der Notruf Erfolg hatte, müssten doch jetzt längst die Einsatzkräfte unterwegs sein, zuckte es Sander durch den Kopf. Verdammt noch mal, wo waren sie denn? Hatte er sie mit seinen Andeutungen in die falsche Richtung geschickt? In ›dieses Tal beim Grünenberg‹ hatte er gesagt, oder so ähnlich – doch dieses Gelände lag nun schon weit hinter ihnen.
    Als der Wagen die bewaldete Hochebene erreicht hatte, raste der Fahrer auf dem Forstweg weiter. Um sich zu orientieren, betätigte er in kurzen Abständen die Lichthupe. Gerade hatte ein Fuchs den Weg gequert, als der Unbekannte mit ruhiger Stimme erklärte: »Jetzt passen Sie mal auf, Herr Sander. Ich hab Ihnen Unterlagen mitgebracht.« Er hielt das Steuer mit der linken Hand fest und griff mit der rechten nach einem Schnellhefter, den er, ohne sich umzudrehen, auf den Rücksitz warf. »Da steht alles drin, was Sie wissen müssen, um die Sache zu verstehen.«
    Sander nahm den Schnellhefter an sich, während der Wagen über eine tiefe Furche im Erdreich hüpfte. In der Dunkelheit konnte der Journalist nicht erkennen, was die Mappe enthielt. Sie fühlte sich jedoch ziemlich umfangreich an.
    Der Unbekannte sprach weiter: »Wenn ich dies der Kripo geb, verschwindet es. Sie können aber vielleicht etwas damit anfangen. Jetzt passen Sie auf …« Der Wagen preschte an den frischen Trieben eines jungen Baumbestandes vorbei, der dicht an den Weg heranreichte. Ästchen klatschten gegen Blech und Scheiben. »… Sie vergessen ganz schnell unseren nächtlichen Ausflug und gehen Ihrer journalistischen Arbeit nach«, erklärte der Fahrer ungewöhnlich ruhig. »Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf, wer ich bin. Ist das klar?«
    Weil Sander nicht sofort antwortete, wurde der Mann vor ihm energischer: »Ob das klar ist, hab ich gefragt!«
    »Ja, natürlich«, gab der Journalist zurück, auch wenn seine Stimme nicht allzu selbstbewusst klang. Er beobachtete mit Erleichterung, wie der Wagen jetzt den Forstweg nach rechts verließ und auf eine Wiesenlichtung zusteuerte.
    »Sie lassen Ihren Wagen heute Nacht an der Autobahn stehen!«, befahl der Unbekannte. »Haben Sie verstanden? Sie lassen Ihren Wagen dort stehen.«
    Sander schluckte. »Verstanden«, sagte er. »Und dann?«
    »Ich lass Sie jetzt da drüben beim Golfklub von Oberböhringen raus«, erklärte der Fahrer, während sie gerade über einen Wanderparkplatz hinweg ein schmales Asphaltsträßchen

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