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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sah im Geiste ein schäumendes Bierglas vor sich.
    Im Funk meldete eine Streife, dass sie auf dem Hexensattel einen Pkw kontrolliert habe. »Negativ«, beschied die Stimme.
    Häberle griff zum Hörer und rief den Hubschrauber. »Frage«, machte er weiter, »wie gut können Sie sehen?«
    »Erkennen können wir viel«, schepperte die Stimme, »sagen Sie uns bitte, was wir erkennen sollen.«
    Häberle grinste zu Linkohr hinüber. »Verdächtiges«, antwortete er knapp. »Ihre Position, bitte?«
    »Wir umrunden gerade den Burren. Nicht mal jemand oben zum Grillen.«
    »Okay, dann kümmert euch mal um die kleinen Sträßchen und Wege, sofern ihr die einsehen könnt«, entschied Häberle und hielt vor der Gaststätte an. »Wir fahren mal die ganzen Käffer hier ab.« Er steckte den Hörer in die Schale zurück und wendete den Audi. Unterdessen meldete eine weitere Streife, dass bei Oberböhringen ein Geländewagen überprüft worden sei. »Ebenfalls negativ«, folgte das Ergebnis und eine kurze Bemerkung: »Einer, der gesagt hat, er habe bereits bei der Kripo ausgesagt.«
    Häberle forderte mit einer Kopfbewegung seinen jungen Kollegen auf, sich in das Gespräch einzumischen. Linkohr nahm den Hörer und meldete sich mit dem Rufzeichen. »Wer war das denn, den ihr überprüft habt?«, fragte er sofort, nachdem sich der andere gemeldet hatte.
    »Moment«, kam es zurück. Sekunden später die Antwort: »Ein Herr Bayreuter, Ulrich Bayreuter, wohnhaft in Oberböhringen.«
    »Und hat er gesagt, woher er kommt?«
    »Auch das«, kam es zurück, »bei Gustav Brandt sei er gewesen, auch einem, der bereits bei euch ausgesagt haben soll.«
    »War sonst jemand im Fahrzeug?«, fragte Linkohr.
    »Nein, nur ziemlich viel Gartenutensilien. Spaten, Axt, Schaufel und so.«
    »Okay, danke«, beendete Linkohr das Gespräch. Der Audi rollte inzwischen durch Unterböhringen, wo Häberle scharf nach links abbog, um über die engen Serpentinen, die ihn jedes Mal an eine Gebirgsstrecke erinnerten, die Albhochfläche hinauf nach Oberböhringen zu erklimmen.
    »Meinen Sie, dort oben ist was faul?«, fragte der Jungkriminalist, weil er sich auf Häberles Entscheidung keinen Reim machen konnte. Aber in den vergangenen fünf Jahren, in denen sie häufig gemeinsam große Fälle bearbeitet hatten, war ihm die Kombinationsgabe seines Chefs oft genug leuchtendes Vorbild gewesen. Vor allem eines hatte Linkohr gelernt: Man musste sein Zuständigkeitsgebiet kennen wie seine eigene Westentasche. Deshalb war die Mobilität des Personals, wie sie vielfach von den Theoretikern in den Ministerien gepriesen wurde, ein völlig falscher Weg. Denn wer heute hier war und morgen dort, der war überhaupt nicht in der Lage, all die Ecken und Schlupfwinkel auszukundschaften, in die sich ortskundige Täter zurückzogen. Ganz zu schweigen davon, dass der dringend notwendige Kontakt zur Bevölkerung fehlte. Häberle konnte sich trefflich über derlei Personalpolitik aufregen, seine Meinung auch mit markigen Worten bei den ›Oberen‹ anbringen, aber nie hatte er den Eindruck gehabt, dass er auf Gehör stieß. Wie sollte er auch, denn schließlich waren doch die wichtigen Posten vielfach von ›Durchstudierten‹ besetzt, wie er es oft schon formuliert hatte. ›Durchstudierte‹ waren für ihn all jene, die die Praxis allenfalls von irgendwelchen Schulungsfilmen her kannten. Oder die sich rühmten, in den Semesterferien vier Wochen lang Bierkisten ausgefahren oder eine Zeit lang hilfsweise Taxifahrer gewesen zu sein. Das war deren Erfahrung im Berufsleben. Häberle graute es vor dem Gedanken, dass es bereits Entscheidungsträger bei der Polizei gab, die nie wirklich im Streifendienst tätig gewesen waren, die keinerlei Ahnung hatten, was es bedeutete, nachts im Drogenmilieu einen Streit schlichten zu müssen. Oder einen betrunkenen Ehemann davon abzuhalten, die eigene Frau aus dem Fenster zu werfen.
    »Manche Täter zieht es in die Einsamkeit zurück«, kam er auf Linkohrs Frage zurück, als sie die zweite Serpentine hinter sich gebracht hatten. »Außerdem muss man wissen, dass es dort oben einige Waldwege gibt, über die man vom Grünenberg rüberfahren kann. Zwar nicht mit einem Pkw, aber vielleicht mit einem Geländewagen.«
    »Sie meinen aber nicht, dass dieser Bayreuter …?«
    Häberle beschleunigte auf dem letzten geraden Stück vor der Hochfläche. »Er ist immerhin der Einzige, von dem wir wissen, dass er einen Geländewagen hat.«
    »Aber dieser Gustav Brandt, dem

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