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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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dass ihm Werner, als er voriges Jahr plötzlich Interesse für die regelmäßigen Klassentreffen bekundet hatte, zwei Handynummern übermittelt hatte, die im elektronischen Adressbuch zu finden waren. Sander schrieb sie auf ein Blatt Papier und entschied, nicht vom Büro aus anzurufen. Er verließ die Redaktion wortlos, winkte noch schnell der Sekretärin zu und ging durchs kühle Treppenhaus zur schwülheiß aufgeheizten Fußgängerzone hinab. Zwar musste er jetzt, wenn er mit seinem Privathandy telefonierte, die Kosten selbst bezahlen, doch wollte er keine neugierigen Ohren um sich haben. Er war bereits im Begriff, zum Parkdeck zu gehen, als ihm einfiel, dass er heute gar nicht mit dem Auto gekommen war. Deshalb entschied er, sich auf eine Bank am nahen Turm der Stadtkirche zu setzen. Dort kamen um diese Zeit nur wenige Passanten vorbei, sodass er im Schatten in Ruhe telefonieren konnte.
    Noch während er seinen Notizzettel mit den Nummern aus der Hosentasche fingerte, ertönte der Sound des Handys. Auf dem Display erkannte er die Göppinger Vorwahl und eine ihm vertraute Nummer: die Polizei. Sander meldete sich und lauschte einer Frauenstimme, die ihm bekannt vorkam. Es war Manuela Maller, die erklärte, dass sie seine Handynummer von der Redaktionssekretärin erhalten habe. »Ich möchte Sie nicht über Gebühr beanspruchen«, sagte die Kripochefin. »Aber nach Lage der Dinge würde es vielleicht Sinn machen, miteinander zu reden.«
    Sander beobachtete einen Fisch, der vor ihm in dem kleinen Tümpel schwamm, den hier die Rohrach bildete. »An mir soll’s nicht liegen«, gab er zurück. »Aber ich hab Ihren Kollegen heute Nacht schon gesagt, wie ich mich verhalten möchte.«
    »Das ist mir klar. Nur … es gibt da einige Fragen, die noch im Raum stehen. Sie werden verstehen, dass sich unser Leitender Oberstaatsanwalt damit nicht ganz zufrieden gibt.«
    Sander spürte, wie sein Blutdruck stieg. Vielleicht hätte er doch den verlagsinternen Rechtsbeistand hinzuziehen sollen. Wenn es tatsächlich hart auf hart kam, würde er den Kampf gegen die Staatsmacht nicht allein durchstehen können.
    »Will er denn auch mit mir sprechen – der Herr Ziegler?«, fragte er zaghaft nach.
    »Ich halte es zunächst für geboten, dass wir uns an einen Tisch setzen«, erklärte Manuela Maller, ohne direkt auf seine Frage einzugehen.
    »Sehen wir uns denn heute zu keiner Pressekonferenz?«
    »Die wird es geben, davon geh ich aus. Aber das ist dann nicht der richtige Ort, über Ihre Probleme zu reden.«
    »Über meine Probleme?«
    »Ja, Herr Sander. Sie sollten sich nicht so sicher fühlen.«
    Der Journalist kniff die Augen zusammen und sah zu den Fenstern des gegenüberliegenden Büro- und Kulturhauses hinauf. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Genau so, wie ich es sage. Die Probleme könnten Ihnen sonst ganz schnell über den Kopf wachsen. Sie sind nicht nur der recherchierende Journalist – was Ihnen niemand absprechen will –, sondern auch ein Verfahrensbeteiligter.«
    »Jetzt sagen Sie bloß noch, ich sei ein Verdächtiger.«
    »Solange der Fall nicht geklärt ist, kann jeder als Verdächtiger gelten.«

29.
    »So schnell geht das selten«, staunte Häberle, als Speckinger ihm und den anderen Kollegen der Sonderkommission mehrere Papiere auf einen der Schreibtische blätterte. »Das hier sind Heidenreichs Verbindungsdaten aus dem Festnetz«, informierte er und deutete auf den ersten Stapel, »und dies hier von seinen beiden Handys.« Er legte drei Blätter daneben.
    »Wie? Herr Heidenreich hatte zwei Handys?«, hakte der Chefermittler nach.
    »Ist doch heute nichts Ungewöhnliches mehr«, kommentierte ein neben ihm stehender Kriminalist. »Wir haben in Deutschland mehr Handyanschlüsse als Einwohner.«
    »Und wo sind die Geräte?«, fragte Häberle, ohne auf die Bemerkung einzugehen.
    »Das würde uns auch interessieren«, antwortete Speckinger. »Eines davon haben wir in seinem Büro daheim gefunden – aber das andere, und dabei handelt es sich um jenes, von dem aus vergangene Nacht das Taxi gerufen wurde, ist nicht auffindbar. Wir haben inzwischen ein paarmal angerufen, doch es kommt nur die Ansage, der Teilnehmer sei vorübergehend nicht erreichbar. Es ist demnach abgeschaltet.«
    »Dann können wir es auch nicht orten«, warf Linkohr ein, denn er hatte längst Erfahrung im Umgang mit den technischen Möglichkeiten.
    »Und was lesen wir aus diesen Daten?«, gab sich Häberle interessiert und beugte sich über die beiden

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