Glasscherbenviertel - Franken Krimi
soll.«
»Und wenn alles am Telefon abgelaufen ist?«
»Kann schon sein, aber der Erstkontakt entsteht üblicherweise über das Internet.«
»Wie das?«
»Du kennst doch sicher diese Mails, die man von Zeit zu Zeit bekommt, in denen Leute für eine gut bezahlte Nebentätigkeit gesucht werden?«
Hackenholt nickte.
»Darüber rekrutieren die Hacker ihre Finanzagenten: Das sind Menschen, die tatsächlich glauben, man könne legal mit wenig Aufwand viel Geld verdienen. Die Interessenten antworten auf die E-Mails, die Täter lassen sie ein paar einfache Dinge erledigen, um ihre Zuverlässigkeit zu testen, und wenn alles klappt, gehen irgendwann die fremden Überweisungen auf ihrem Konto ein. Gleichzeitig bekommen sie gesagt, was sie tun müssen, manchmal per E-Mail, manchmal am Telefon. Sobald sie den Gesamtbetrag abgehoben und weitergegeben haben, sind sie für die Firma uninteressant. Üblicherweise verwendet kein Hacker denselben Finanzagenten ein zweites Mal.«
»Ich fürchte, Bülent Alkan entpuppt sich für dich als eine ziemliche Sackgasse.«
»Das werden wir sehen. Wichtiger sind mir in dem Fall die Informationen, die sich aus dem Computer ergeben. Wenn du mir sagst, welcher Kollege beim LKA dafür zuständig ist, rufe ich ihn selbst mal an und erkundige mich, wie die Lage ist. Und falls du mir eine Kopie der Sparkassenunterlagen zukommen lässt, versuche ich herauszufinden, was es mit den anderen Überweisungseingängen auf dem Konto deines Opfers auf sich hat.«
Hackenholt nickte, nannte ihm den Namen des LKA -Beamten und erhob sich, um ins Geschäftszimmer zu gehen, wo er die erforderlichen Kopien machte, die er Detlef Schuster gleich mitgab.
Als der Hauptkommissar in sein Büro zurückkam, wartete Stellfeldt mit weiteren Neuigkeiten auf ihn.
»Letzten Samstag wurde auf Rojin Barzanis Namen ein neues Mobiltelefon registriert«, ließ er die Bombe platzen.
»Was?« Hackenholt streckte automatisch die Hand nach den Unterlagen aus, die Stellfeldt mitgebracht hatte, und überflog die spärlichen Daten. Dann blickte er auf.
»Ich bin darauf gestoßen, weil ich bei der Kontaktstelle nur ihren Namen und das Geburtsdatum angegeben habe, aber nicht ihre Adresse. Prompt wurden mir zwei Nummern genannt.«
»Hast du die neue schon angerufen?«
»Nein, ich habe sie ja vorhin erst bekommen – außerdem dachte ich, dass du das vielleicht gerne selbst machen möchtest. Es wäre zu auffällig, wenn zwei Mal kurz hintereinander jemand anruft, der behaupten würde, dass er sich verwählt hat.«
»Hast du bei dem Provider nachgefragt, wo die SIM -Karte gekauft wurde?«
»Ich habe ein Fax geschickt.« Stellfeldt legte ein weiteres Blatt vor Hackenholt. »Das Handy wurde in einem Telefonladen in Ingolstadt gekauft. Die Käuferin der SIM -Karte hat sich über ihren Personalausweis legitimiert. Ich habe die Nummer überprüft, es scheint sich um das echte Dokument zu handeln.«
»Das würde bedeuten, dass sie sich nicht in der Türkei aufhält.«
Stellfeldt nickte.
»Und was ist mit der Adresse in Eichstätt, die sie als Wohnanschrift angegeben hat?«
»Die existiert, allerdings ist sie dort nicht amtlich gemeldet.«
»Mit Eichstätt verbinde ich eher die katholische Kirche«, murmelte Hackenholt. »Eine Muslimen-Hochburg ist das nicht gerade, oder?«
»Nicht, dass ich davon gehört hätte. Andererseits ist es auch eine Universitätsstadt mit vielen jungen Leuten.«
Hackenholt schürzte die Lippen, dann griff er zum Telefonhörer und wählte. Es klingelte und klingelte. Weder nahm am anderen Ende jemand ab, noch schaltete sich die Mailbox ein. Schließlich beendete er den Anruf. »Geht keiner ran«, brummte er unnötigerweise, bevor er erneut die Unterlagen überflog.
»Wie machen wir jetzt weiter? Sollen wir eine Handypeilung beantragen?«
»Lass uns damit mal noch warten. Zuerst muss überprüft werden, ob Frau Barzani dort wohnt oder nicht.«
»Soll ich die zuständigen Kollegen informieren?«
»Wer ist das?«
»Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord. Direkt in Eichstätt gibt es nur eine Polizeiinspektion, die Kollegen von der Kripo sitzen in Ingolstadt.«
»Gut, dann rufe ich dort an. Vielleicht können sie die Aufgabe ja an die Ermittlungsgruppe in Eichstätt übergeben. Das spart Zeit – und der Aufwand sollte sich eigentlich auch in Grenzen halten.«
Der Rest des Nachmittags verging mit Routinearbeiten. Gegen halb fünf verabschiedete sich Hackenholt, um Sophie zu Hause ein wenig zur Hand zu
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