Glasscherbenviertel - Franken Krimi
niedrigen Blutdruck und darum, dass ihr morgens schwindlig und schlecht ist.«
»Ach so. Na, das kann ich ihr nachfühlen. Mir wird auch manchmal ganz übel, wenn ich an die Arbeit und an all das denke, was wieder liegen geblieben ist.«
Hackenholt seufzte. »Ich glaube, es ist eher wegen dem Haus. Sie nimmt es sich ziemlich zu Herzen, dass wir es nicht bekommen haben.«
»Das ist aber auch eine Riesensauerei. Der Typ gehört eigentlich angezeigt, der hat euch systematisch verarscht«, ereiferte sich Mur.
»Ich fürchte, dazu müsstest du erst einen passenden Tatbestand ins Strafgesetzbuch einfügen. Aber jetzt lasst uns anfangen, wir wollen doch heute pünktlich Feierabend machen. Also, was gibt es Neues?«
»Wie ihr bereits wisst, sind wir mit der Tatortarbeit inzwischen fertig«, ergriff Mur gleich wieder das Wort. »Einen Terminkalender oder Ähnliches haben wir nirgendwo gefunden, wir müssen darauf hoffen, dass die Spezialisten beim LKA den Computer rekonstruieren können. Allerdings wird sich das noch hinziehen, ich habe gestern mit denen gesprochen. Die Ergebnisse der DNA -Analysen haben wir zwischenzeitlich immerhin erhalten. Am Toten und seiner Kleidung gibt es nur Spuren, die wir nicht zuordnen können. Diese wurden jedoch an Stellen gesichert, an denen sie genauso gut durch normale Berührungen übertragen worden sein können.«
»Männliche DNA oder weibliche?«, fragte Hackenholt, der sofort an Rojin Barzani denken musste. Sie würde Bülent Alkan mit Sicherheit angefasst haben, und dasselbe galt wohl für die Sparkassenmitarbeiterin.
»Sowohl als auch«, antwortete Mur, bevor sie fortfuhr. »Fingerabdrücke haben wir sehr viele gesichert, aber keinen einzigen in unserer Kartei gefunden – außer eben die vom Vater, Onkel und von der Schwester. Trotzdem war etwas an der Wohnung auffällig: Da hat jemand nach etwas gesucht. Das Ganze war definitiv kein Einbruch, bei dem der Täter überrascht wurde. Des Weiteren halte ich es für absolut ausgeschlossen, dass die Zimmer hinterher so verwüstet wurden, um Spuren zu verwischen. Dass der Täter sich in aller Seelenruhe im Bad die Hände gewaschen hat, finde ich genauso auffällig. Das Handtuch im Halter hat übrigens gefehlt.«
»Was ist mit dem Blut im Handwaschbecken?«
»Das stammt ausschließlich von Bülent Alkan.«
»Däi Sach, nach dererer gsouchd hadd, ko eichndlich blous es Bulver gween sei« , mutmaßte Saskia Baumann.
»Pulver?«, fragte Hackenholt verständnislos.
»Pulver! Zaster, Kröten, Mäuse. Geld eben«, belehrte ihn Mur.
Hackenholt verdrehte die Augen. Die fränkische Sprache … »Okay. Sind wir eigentlich schon in dem Punkt weitergekommen, welchen Grund diese Überweisungen hatten, die auf seinem Konto eingegangen sind?«, schloss er schnell die nächste Frage an.
Wünnenberg rieb sich nachdenklich das Kinn. »Bislang hat die Sparkasse nichts von sich hören lassen. Wir warten noch immer auf die Daten der Auftraggeber.«
»Ich habe mich gestern mit dem türkischen Konsulat und den Kollegen vom LKA in Verbindung gesetzt«, meldete sich nun Stellfeldt zu Wort. »Sie versuchen, einen Kontakt zu den Behörden herzustellen, in deren Distrikt sich Rojin Barzani aufhalten soll. In der Tat scheint es sich um ein entlegenes und wenig erschlossenes Gebiet in der Türkei zu handeln. Der Kollege meinte, dass es erfahrungsgemäß eine ganze Weile dauern kann, bis wir eine Rückantwort erhalten.«
»Es wird wohl kein Weg daran vorbeiführen, dass wir uns zeitnah noch einmal mit Rojins Familie hier in Altdorf unterhalten«, entschied Hackenholt. »Schließlich steht die Möglichkeit im Raum, dass die Barzanis etwas mit Bülent Alkans Tod zu tun haben.«
»Gestern Nachmittag habe ich begonnen, die Handydaten vom Tatort für den Zeitraum vom 16. bis 18. November auszuwerten«, übernahm nun wieder Wünnenberg. »Am 15. war Bülent Alkans Handy in dem Gebiet bis kurz vor zwölf Uhr eingeloggt, seither gibt es keine Daten mehr. Entweder ist es ausgeschaltet, oder aber der Akku ist leer.«
»Es befindet sich also definitiv nicht mehr in der Wohnung?«, hakte Hackenholt nach.
Mur rollte mit den Augen. »Nein, wir haben das gesamte Chaos gründlich durchsucht. Selbst wenn es zerstört worden wäre, hätten wir irgendwelche Überreste gefunden.«
Hackenholt bedeutete Wünnenberg mit einem Nicken fortzufahren.
»Rojin Barzanis Handy war am 16. November zwischen Viertel vor sechs und kurz vor halb zwölf ebenfalls in dem Gebiet eingeloggt,
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