Glasscherbenviertel - Franken Krimi
offenbar lebendig. Wäre es ihm primär darum gegangen, Frank aus dem Weg zu räumen, hätte er das schnell und sauber vor Ort erledigen können, ohne dass es jemand merkt oder er viele Spuren hinterlässt. Aber anscheinend treibt ihn eine andere Motivation. Daraus ergeben sich folgende Fragen: War die Entführung schon längerfristig geplant, oder hat der Täter spontan gehandelt? Vielleicht sogar deshalb, weil wir ihm heute Abend mit der Durchsuchung von Toscha Sobolews Wohnung zu nahe gekommen sind? Da würde sich allerdings wiederum die Frage stellen, woher er Franks Handynummer hatte.«
»Letzteres kann ich euch sagen«, mischte sich Belzl in die Unterhaltung ein. »Von Peter Renner. Seit der umgebracht wurde, ist sein Handy verschwunden.« Sie schaute von Stellfeldt zu Mur. »Wenn Frank von denselben Tätern gekidnappt wurde, denen auch Renner in die Hände gefallen ist – und alles andere würde ich für einen kaum anzunehmenden Zufall halten –, dann schwebt er in akuter Lebensgefahr. Wir sollten uns beeilen, ihn zu finden.«
»Welche Anhaltspunkte haben wir?«, hakte Dr. Holm nach, der bislang still, aber konzentriert zugehört hatte.
»Das alles muss mit einem alten Fall in Münster zusammenhängen.«
Eine halbe Stunde lang brachten sie sich gegenseitig auf den aktuellen Wissensstand und diskutierten, wie Bülent Alkan, Peter Renner, Toscha Sobolew und Anton Schweinsberger miteinander in Verbindung stehen könnten. Doch immer wieder kamen sie an einen Punkt, an dem ihnen entscheidende Informationen fehlten, um den Zusammenhang zu erkennen. Dann traf endlich das lang ersehnte Fax ein, in dem stand, wem der Anschluss gehörte, von dem aus Hackenholt angerufen und zu dem angeblichen Einsatz gelockt worden war: Es war tatsächlich das Diensthandy von Peter Renner.
»Oh mein Gott«, murmelte Lisbet Belzl mit erstickter Stimme.
»Gibt es Ortungsdaten? Wo war der Täter, als er Frank angerufen hat?«, wollte Mur ungeduldig wissen.
Stellfeldt blickte von dem Schreiben auf. »Er hat sich in dem Gebiet befunden, wo du Franks Auto entdeckt hast. Aber«, fuhr Stellfeldt fort, »es gibt noch etwas anderes, was uns weiterhelfen könnte .« Er sah Belzl an. »Wann genau ist Renners Handy verschwunden?«
»Vergangenen Samstagabend. Das war der 8. Dezember«, sagte die Beamtin. »Zuletzt konnten wir es in Schwabach in seinem Hotelzimmer orten, danach wurde es höchstwahrscheinlich ausgeschaltet – oder der Akku war leer.«
»Wie ich es mir gedacht habe. Seither wurde es nämlich zweimal wieder eingeschaltet. Einmal gestern Nacht um null Uhr dreißig – und ein weiteres Mal am Abend, etwa zwei Stunden vor dem Lockanruf. Dabei befand es sich immer am selben Ort: in oder um Allersberg.«
»Aber das ist doch …«, begann Mur.
Stellfeldt nickte. »Genau. Dort, wo Frank den Unfall mit dem Dienstwagen hatte.«
»Der Appelhof!«, stieß Belzl mit weit aufgerissenen Augen hervor. »Frank hat behauptet, Renner hätte in dem Anwesen jemanden ausspioniert. Die Familie, um die es damals bei den Ermittlungen in Münster ging, soll nach Allersberg gezogen sein.«
Mur sprang auf und lief in Hackenholts Büro. Sie war sich sicher, den Unfallbericht fein säuberlich abgeheftet in einer Akte auf dem Schreibtisch zu finden.
Beim Überfliegen des Berichts blieb ihr Auge an einem Namen hängen: Arnold Schweinsberger. Rasch blätterte sie weiter und fand das Vernehmungsprotokoll der PI Hilpoltstein. Lesend ging sie zu den anderen in Stellfeldts Büro zurück. »Lisbet hat recht. Arnold Schweinsberger lebt auf dem Appelhof.«
Murs Handy klingelte. Nach einem schnellen Blick auf das Display meldete sie sich. »Was gibt’s, Maurice?«
»Ich halte es für keine gute Idee, Sophie zu euch in die Dienststelle zu bringen. Sie kann sich kaum auf den Beinen halten und muss sich ständig übergeben. Ihr Blutdruck ist –«
»Wie es im Augenblick aussieht, kommen wir hier auch zurecht, ohne sie zu befragen.«
»Das würde ich in ihrem Zustand für die deutlich bessere Variante halten.«
»Kannst du bei ihr bleiben?«
»Natürlich, ich lasse sie doch jetzt nicht allein!«
»Beruhige sie und sag ihr, dass wir alle unser Möglichstes tun.«
»Mach ich. Alles wird gut.«
»Ich hoffe, du behältst recht.« Sie beendete das Gespräch.
Stellfeldt blickte auf. »Wir brauchen eine Telekommunikationsüberwachung für alle drei im Appelhof gemeldeten Schweinsbergers und für diesen Toscha Sobolew. Nachdem seine Fingerabdrücke mit denen
Weitere Kostenlose Bücher