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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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nach dem Wagen dieser Abtrünnigen.«
    Amelie nickte und wandte sich ab. »Lass ihn uns holen.«
    Während Camilla Amelie folgte, zögerte Weißhaupt, schloss dann aber rasch auf. Weshalb ging Amelie nicht darauf ein, dass sie Denise erwähnt hatte? Warum stellte sie keine Fragen? Wusste sie mehr über Nathanaels Anhängerschaft oder schwieg sie, weil sich ihre Gedanken mit anderen Sorgen beschäftigten und sie es schlicht überhört hatte?
    Auf Höhe der Parkanlage schloss sich ihnen Olympia schweigend an. Vollkommen ungewohnt wirkte sie in dem kurzen, grellbunten Sommerkleid, das sicher aus Amelies Beständen kam. Trotz allem verströmte sie die kühle Eleganz, die ihr zu eigen war.
    Weißhaupt stöhnte. »Wenn ich es nicht schon wüsste, würde ich jetzt an meinem Verstand zweifeln.«
    »Wovon reden Sie, Herr Kommissar?«, fragte Olympia.
    Camilla nahm weder Ironie noch Spott in ihrer Stimme wahr, hörte aber auch sonst keine Gefühlsregung heraus.
    Irritiert betrachtete er die Puppe, bevor er Camilla am Arm berührte. »Welche ist das?«
    »Olympia, die Erste der Uhrwerkfrauen, sozusagen der Prototyp.«
    »Und woher kennt sie mich?«
    Olympia warf ihm einen Blick zu. »In mir befindet sich Theresas Seele. Da sie Sie kennengelernt hat, weiß ich, wer Sie sind.«
    Weißhaupt blieb stehen. »Das ist alles zu viel für mich. Ich bin nicht mehr jung und offen genug für all diesen Irrsinn.« Er stand kurz vor einem Zusammenbruch. Sein Verstand war nicht in der Lage, zu begreifen, was um ihn herum vor sich ging. Mehrfach atmete er mit geschlossenen Augen tief durch.
    Sie berührte seinen Arm. »Versuchen Sie einfach, es hinzunehmen, ohne darüber nachzudenken. Das macht die Situation vielleicht erträglicher.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin Realist, Camilla. Meine Aufgabe ist es, mich auf Basis von Fakten an Lösungen heranzuarbeiten …«
    »Fakt ist, dass vor zweihundert Jahren Roboter gebaut wurden, die noch heute funktionieren und die als Antrieb das Leben eines Menschen brauchen. Dafür wird gemordet.« Sie wies auf Amelie und Olympia. »Damit diese Maschinen, die leben, fühlen, denken und lieben können, weiter bestehen. Die ermordete Person lebt weiter, nur hat sie danach einen nahezu unzerstörbaren Körper, wird nie mehr krank und kann sich weitaus besser wehren.« Kaum hatte sie den Satz beendet, erschrak Camilla vor sich selbst. Verteidigte sie dieses System etwa? Rechtfertigte sie sogar die Verbrechen? Sie begriff erst jetzt, was sie gesagt hatte.
    Ihr wurde übel. Der innere Drang, vor Weißhaupts verständnislosem Blick einfach fortzulaufen, war kindisch. Langsam trat sie zurück, bis sie zwischen Amelie und Olympia stand.
    Ihr Herz pochte hart. Sie musste zu Nathanael. Wahrscheinlich würden beide Frauen versuchen, das zu verhindern. Trotz allem blieb ihr keine andere Wahl.
    Die Leichenfrau lebte. Sie bewegte sich und handelte, mordete wahrscheinlich. Warum und vor allem, wie es dazu kam, konnte Camilla sich nicht mehr erklären. Sie verstand nicht einmal mehr den Zusammenhang zu Grimm und Denise, oder wo die Verbindung zu Ralph lag. Die ihr bekannten Antworten verloren an Kraft. Eine Realitätsverschiebung bewirkte, dass sie ganz neue Fragen stellen musste.
    Realitätsverschiebung? Fühlte es sich so an, wenn man Akteur war und jemand die Welt um einen minimalen Grad veränderte? Sie konnte solch mächtige Dinge nicht bewirken. Wer außer ihr besaß die Fähigkeit? Ihr fiel nur Amadeo ein, doch der Alte wollte schließlich sie. Warum sollte er auch sich und seiner Stadt Schaden zufügen? Aber wer sonst? Grimm? Wahrscheinlich nicht. Seine mentalen Begabungen entsprachen denen eines Mentalisten , eines Hypnotiseurs und Psionikers . Die Veränderung der Wirklichkeit zählte zu den Gaben, die einer ganz anderen Größenordnung angehörten. Hatte Theresa jedenfalls immer behauptet. Nun kamen ihr all die Erklärungen und Beschreibungen zugute.
    Sie kannte die mehr oder weniger vorhandenen Talente jedes einzelnen Akteurs in diesem Wahnsinnsspiel. Lediglich für ihre Eltern und für sich selbst fand sie noch keine Rolle. Sie schloss allerdings aus, dass all dies aus purem Zufall geschah. Theresa und sie waren bewusst in diese Geschichte hineingezogen worden.
    Irgendjemand benutzte sie als Schachfigur in einem Spiel, dessen Sinn sich ihr nur teilweise erschloss und dessen Regeln ihr ein Rätsel blieben.
    Ihr Vater – vielleicht besaß auch er außergewöhnliche Fähigkeiten. Der Gedanke erschütterte sie

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