Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)
»Wenn Denise und Grimm hier sind, wird es für ihn gefährlich.«
Chris nickte. »Ich versuche, ihn aufzuhalten. Geh du zu Weißhaupt.«
»Ist okay.« Sie wirbelte herum und stieß ungebremst mit den beiden Schwestern zusammen, die das Essen ausgaben. Eine von ihnen stolperte und fing sich, die andere verlor das Gleichgewicht. Der Deckel eines Portionstellers rutschte zur Seite, blieb aber am Rand hängen, während sie gegen die Wand prallte.
Scheiße … Gerade haftete das Pech an den Hacken.
»Sorry, tut mir leid.«
Sie eilte um die beiden Frauen herum.
»Spinnst du?«
Camilla beachtete die Schwestern nicht weiter.
Der Kommissar kam ihr an der Tür entgegen. »Was ist denn?«
»Chris hat eben den Golf von gestern gesehen … zumindest glaubt er das. Habicht ist auf dem Weg zur Tiefgarage und …«
Weißhaupt wandte sich zu seinen uniformierten Kollegen um. »Bitte behalten Sie Melanie Wallraf und Ralph Strecker im Blick. Sagen Sie auch den Hofmanns, dass ich gleich wieder da bin.« Er zog Camilla mit, während er sein Handy zückte, und ging mit ausgreifenden Schritten in die entgegengesetzte Richtung der Aufzüge. Weißhaupt stieß die Glastür zum Treppenhaus auf.
Sie stolperte hinterher. Sein Griff war schmerzhaft fest. Allerdings brachte es wenig, sich dagegenzustemmen. »Wohin wollen Sie?«
»Dich in Sicherheit bringen.«
Er eilte die Treppen hinab. Gleichzeitig drückte er eine Kurzwahlnummer auf seinem Handy.
»Aber es ist doch gar nicht sicher, dass es sich um Grimm handelt und Chris will ihn aufhalten, weil Habicht Denise und Grimm nicht …«
»Matthias, wo seid ihr?«
Sinnlos, er hörte nicht zu.
»Wo im Parkhaus? Ah. Passt bitte auf und unternehmt nichts. Matthias, stell nur sicher, dass es sich um den Golf handelt.«
Camilla zuckte zusammen. Chris konnte offensichtlich den sturen Oberkommissar nicht aufhalten. Sie musste auch in das Parkhaus. Leider besaß Weißhaupt die Kraft einer Schraubzwinge. Im Laufen konnte sie sich nicht losreißen. Davon abgesehen beachtete er sie kaum. Er hörte Habichts Ausführungen zu.
»Was? Dann nimm dir die Zeit. Wir kommen gleich.«
Er unterbrach das Gespräch und steckte sein Handy ein.
»Was ist denn los?«
Er brummte nur unzufrieden. Offensichtlich reagierte er unter Druck eher wortkarg.
Sie sah sich kurz um. Das Treppenhaus ähnelte dem, durch das sie geflohen war, allerdings schien es im Erdgeschoss zu enden. Gemeinsam traten sie in den entlegensten Teil der Halle. Abrupt blieb Weißhaupt stehen. Sie stieß gegen ihn.
»Ihre Bremslichter gehen nicht …« Camilla schob sich an ihm vorbei. Irgendetwas erregte seine Aufmerksamkeit. Sein Griff wurde fester, feucht. Mit einem Schritt trat er wieder vor sie und nestelte an seiner Hosentasche herum.
Was zum Teufel tat er? Camilla beobachtete seine ungelenken Bewegungen. Er zog seinen Autoschlüssel heraus und reichte ihn ihr. Der Kunststoffgriff verströmte seine Körperwärme.
»Was soll ich damit?«
Er ließ sie los. »Camilla, versteck dich bitte im Treppenhaus.«
Er fürchtete sich, so viel verriet das Beben in seiner Stimme. Vorsichtig warf sie einen Blick in die weitläufige Halle. Verschiedene Leute warteten vor den Aufzügen, am Empfang stand ein älteres Paar. Camilla veränderte ihre Position etwas, um an den Säulen vorbeizusehen.
»Am Eingang steht Denise. Ich werde sie ablenken. Du musst zusehen, dass du von hier wegkommst. In der Garage sind Matthias und Christoph. Sag ihnen Bescheid. Ich will, dass du mein Auto nimmst und mit Christoph in meine Wohnung fährst. Da bleibt ihr beiden, bis ich komme, verstanden?«
Camilla fixierte den Eingang. Einen Moment später entspannte sie sich. Das grellbunte Kleid und die Leggins konnten nur einer gehören. Amelie stand nervös suchend neben den Glastüren. Sie reckte den Hals und strich sich die langen, dunklen Zöpfe zurück. Suchte sie nach Chris?
»Das ist nicht Denise, sondern Amelie, Christophs Mutter.«
Weißhaupts Besorgnis berührte sie. Lächelnd reichte sie ihm den Schlüssel zurück.
»Bitte?« Ungläubig kniff er die Augen zusammen. »Das ist meine Kollegin.«
Camilla schüttelte den Kopf, hob die Hand und machte Amelie auf sich aufmerksam. In den Zügen der Puppe zeigte sich Erleichterung, als sie Camilla entdeckte.
»Kommen Sie, Sie ungläubiger Thomas.«
Sie wies zu Amelie. »Wollen Sie nicht mal eine freundliche lebende Puppe kennenlernen?«
»Was machst du hier, Amelie?«
Ohne zu antworten musterte die
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