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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Sie atmete tief durch, um ihre Gedanken zu klären. Warum sollte es nicht funktionieren? Chris konnte sie damals ja auch ohne dieses seltsame Gerät retten … Allerdings war er ein Mensch, kein belebtes Konstrukt. Bannte das Perspektiv tatsächlich die Seele in einen Gegenstand? Wie konnte das nur funktionieren? Die Erklärung mit der Magie störte sie. Das war Unsinn. Formulare Magie im Rollenspiel, schön und gut. Das Konzept passte zu High Fantasy im besten Tolkien-Stil, aber nicht in die Realität, die von Internet, Handys und Wirtschaftsmächten bestimmt wurde.
    »Olympia hatte mir erklärt, was das Perspektiv ist, aber wie funktioniert es eigentlich?«
    Nathanael erhob sich und trat um seinen Schreibtisch herum. Aus der Innentasche seiner Weste zog er einen Messingschlüssel, dessen bizarre Form Camilla an einen Felgenschlüssel erinnerte, nur dass er sechs unterschiedlich lange und dicke Dorne besaß. Er öffnete eine Seitentür des Tisches und kniete nieder. Sie hörte ein leises Knacken, als er das Schloss öffnete. Nach einer Weile hob er eine Stahlkassette auf die Platte und strich mit beiden Händen darüber. Schlösser gab es nicht, nur ein paar zierliche Hebel und Knöpfe. Mit seinen riesigen Händen berührte er behutsam die winzigen Tasten. So, wie er arbeitete, bedurfte es einer besonderen Abfolge. Im Inneren der Kassette surrten kleine Riegel.
    Sie kam nicht umhin, zu bewundern, auf welch fantasievollen Wegen er seine Ideen schützte. Als der Deckel aufsprang, faszinierte der Schlossmechanismus sie fast mehr als die sauber gefalteten Dokumente.
    »Wahnsinn.«
    Chris nickte. Er stand auf, um sich dieses Wunderwerk von Nahem anzusehen.
    »Was interessiert euch mehr – die Kassette oder der Inhalt?« In Nathanaels Stimme klang Ironie mit.
    »Ihre Konstruktionen sind einfach absoluter Wahnsinn.« Sie lächelte. »Das musste einfach mal gesagt werden.«
    »Wahnsinn ist ein Wort, was ihr heutzutage gern gebraucht, nicht?«
    »Na ja, es beschreibt eine Steigerung von Begeisterung …«
    Er lächelte. »Diese Zeit neigt auch zu Übertreibungen, oder?«
    Das stimmte wahrscheinlich. Camilla begegnete Christophs feixendem Blick. »Alles hat heute einen Superlativ. Aber das sollte Ihnen durch Grimm und seine Freundin bekannt sein.«
    Nathanael nickte. »Darauf habe ich die beiden mehrfach angesprochen. Aber wahrscheinlich bin ich ein Relikt, das sich anpassen muss. Die Zeit wird sich kaum an mich anpassen.«
    Camilla bewunderte, dass Nathanael bereit war, sich die moderne Denkweise anzueignen, während sich Olympia trotz der vielen Seelen, die ihre Grundpersönlichkeit mitprägten, nicht in der Lage sah, von ihrem starren Gedankenmodell abzuweichen.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Nathanael.
    Erschrocken stellte sie fest, dass sie ihn mit offenem Mund anstarrte. »Ja klar, sorry.«
    Christophs Grinsen wurde noch etwas breiter.
    Sie stand auf und humpelte zum Tisch. Unsanft kniff sie ihn in die Seite. »Hör auf, dich über mich lustig zu machen, du Spinner.«
    Sein Lächeln nahm sanftere Züge an. Ohne ein weiteres Wort neigte er sich über die Zeichnungen und Berechnungen.
    Camilla überblickte dieselben ordentlichen Pläne, die sie auch in den holzgebundenen Büchern in der Bibliothek entdeckt hatte. Wie beim ersten Mal verstand sie rein gar nichts. Die Abhandlungen waren in Latein abgefasst. Einzelne Zeilen erinnerten sie an stilisierte Symbole und griechische Schriftzeichen.
    »Sind das die Pläne für das Perspektiv?«
    Nathanael nickte.
    Ihre Handflächen wurden feucht. »Wie funktioniert es?«
    Chris ergriff zwei der großen Blätter und hielt sie nebeneinander. Auch ihr Blick versank in den detaillierten Zeichnungen. Dank ihrer Eltern kannte sie Bauzeichnungen. Das hier differierte nur gering. Ein innerer Ansporn, den Inhalt eigenständig in Erfahrung zu bringen, zwang Camilla dazu, sich in die Zeichnungen hineinzudenken.
    »Vielleicht muss ich nichts erklären. Ihr seid intelligent. Sicher findet ihr es allein heraus«, sagte Nathanael.
    Zwei hintereinandergesetzte Okulare schienen Licht zu bündeln. Der gestrichelt angezeichnete Strahl ging in eine weitere Glaskapsel, in die feine Drähte eingeführt zu sein schienen, an denen etwas Diodenartiges hing. Im ersten Moment erinnerte das Konstrukt an Augen, von denen Nerven nach hinten wichen. Auf den Glaskanten las sie in einer anderen Darstellung gravierte Symbole ab. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um eine Art Zauber.
    »Das Perspektiv

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