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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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die Brauen zusammen, während der alte Mann sich wie üblich gelassen gab.
    »Guten Morgen.« Auf seine Begrüßung konnte Camilla getrost verzichten. Für solche Floskeln fehlte ihr die Zeit.
    »Was ist mit Grimm?«, fragte sie atemlos.
    »Was soll mit ihm sein?« Der Alte wirkte ehrlich überrascht.
    »Chris sagte mir, dass er ebenfalls in Ancienne Cologne geboren wurde.«
    Melanie hielt die Hände unter dem Kinn verschränkt. Sie lauschte neugierig.
    »Das ist richtig …«, begann Amadeo.
    »Wisst ihr, was mich besonders nervt?«, fiel ihm Camilla ins Wort. Sie wartete nicht auf eine Antwort. »Das Informationsdefizit. Ihr bringt durch euer Schweigen jeden in Gefahr.« Sie wies auf Chris. »Er ist so was wie Ihr Ziehsohn, Ihre rechte Hand, auch wenn Chris beteuert, dass nur Olympia Ihr Vertrauen genießt.«
    Amadeo hob belustigt die Mundwinkel. »Das ist wahr.« Er ließ offen, ob sich der Kommentar auf Chris oder Olympia bezog. Camilla beschloss, ihn zu übergehen.
    »Alle respektieren Chris. Sie begegnen ihm mit Freundlichkeit. Wenn Sie ihm nicht vertrauen, ist er wohl kaum der passende Nachfolger für Sie.«
    »Nachfolger?« Sein Spott tat beinah körperlich weh.
    »Amadeo, Sie sind zu alt und zu wenig informiert, wie es außerhalb der Stadt aussieht. In den letzten 190 Jahren hat sich verdammt viel geändert. Außer Chris haben Sie niemanden, der für Sie den Kontakt nach draußen hält.«
    Er schnappte nach Luft. Seine Mimik verdüsterte sich gefährlich. »Mein liebes Kind, du vergreifst dich im …«
    »Sie halten ihn absichtlich an der kurzen Leine«, fuhr sie ihm dazwischen. »Ist Ihnen nicht klar, dass Sie damit die Stadt und sich selbst gefährden? Davon ganz abgesehen, verletzen Sie Chris. Falls es Ihnen nicht aufgefallen ist, er entzieht Ihnen mit jedem Tag mehr sein Vertrauen.« Camilla wusste, dass sie weit über das Ziel hinausgeschossen war, konnte aber ihre Wut nicht mehr kontrollieren. Sie hatte das Gefühl, Chris sehr gut einschätzen und verstehen zu können.
    Amadeo atmete tief durch. »Bist du jetzt fertig, junges Fräulein Naseweis?«
    Sie starrte ihn fassungslos an. War sie ein Kleinkind? Ihre Worte perlten an ihm ab wie Wassertropfen an einem Glas.
    »Sind Sie so borniert oder tun Sie nur so?«
    Amadeo ignorierte sie. Er sah Chris an. »Siehst du das genauso?«
    »Ja«, entgegnete er fest. »Du ignorierst mich seit Jahren. All meine Warnungen wegen Grimm und Nathanael schießt du in den Wind, Amadeo. Warum soll ich dir also weitere Hinweise auf unser Vertrauensverhältnis geben?«
    »Wann hast du …«
    Melanie hob die Hand. »Langsam. Die beiden haben vollkommen recht. Der gestrige Abend war wohl der beste Beweis. Von Chris wusste ich, dass er damals in die Katakomben geriet und du ihn im Anschluss an ein Ehepaar abgegeben hast. Er war ein Kind, das nicht verstand, warum du so unfair warst. Anstatt ihm zu sagen, dass er dort unten in tödlicher Gefahr ist, hast du ihn im Ungewissen gelassen.« Melanies Stimme wurde immer hektischer und schneller. Wow! Wer hätte gedacht, dass sie sich so sehr in Rage redete? »Er hat die Schuld bei sich gesucht. Durch dein Schweigen sind Chris und Camilla gestern noch einmal in dieselbe Gefahr geraten, nur dass sie gerade so mit dem Leben davon kamen. « Sie wies auf sich. »Und mir hast du vorgemacht, dass du ein netter, alter Mann bist, der das alles hier aus reiner Nächstenliebe aufgebaut hat.« Melanie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    Camilla beobachtete die Ärztin aus großen Augen. Ihre Bewunderung für sie stieg. Amadeo hingegen verzog keine Miene.
    »Davon abgesehen musst du genau gewusst haben, was den beiden da unten passiert, ansonsten hätte mich Amelie nicht so rasch aus meinem Urlaub hierhergeholt.«
    Die Worte überraschten Camilla. »Sie ist auch manchmal oben?«
    Melanie nickte.
    »Aber sie ist doch kein Mensch.«
    »Findest du Unterschiede zwischen ihr und anderen Frauen?«, fragte Melanie.
    Camilla schüttelte den Kopf.
    »Der Punkt ist, dass Amadeo sie zu mir geschickt hat, weil er sich der Gefahr, in der ihr geschwebt habt, bewusst war.«
    Eine Frage, die Camilla bislang verdrängt hatte, fiel ihr wieder ein. »Wie kommen Sie eigentlich an die Schlüssel der Bibliothek und des alten Labors? Das ist der Besitz des Sandmanns.«
    Über Amadeos Lippen zuckte ein humorloses Lächeln. »Er und ich haben anfänglich zusammengearbeitet.«
    Camilla ließ sich nicht von seinem Tonfall irritieren. »Meinetwegen.« Sie machte eine

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