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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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sie aus dem Augenwinkel eine schnelle Bewegung. Sie konnte ihr nicht folgen, dennoch schnellte ihr Blick in die Richtung.
    Die Straße, auf der Chris und sie saßen, gabelte sich vor ihnen in zwei Gassen. Im Licht der alten Kugelleuchten sah sie nur Häuser in dem spätmittelalterlichen Fachwerkstil, der in Ancienne Cologne vorherrschte. Einige Gebäude befanden sich in gutem, andere in absolut bemitleidenswertem Zustand. Viele konnten nicht mehr bewohnt werden. Leere Fensterhöhlen erinnerten an ausgestochene Augen. Einige Bauten mussten unter der Last der Jahrhunderte eingesunken sein, während andere von den darüber liegenden Gebäuden zerdrückt wurden. Die Außenwände bauchten sich, Dächer sanken ein, und das Skelett der Häuser erinnerte an zerschmetterte Knochen. An einem der Fenster eines solchen Gebäudes hatte sie die Bewegung bemerkt.
    »Chris, wer lebt da drüben?« Ihre Stimme bebte. Camilla wies zu dem dunklen Fensterloch, das ihr jetzt wie der Schlund zur Hölle vorkam.
    »Niemand«, antwortete Chris.
    »Ich habe eine Bewegung gesehen.«
    Chris zog sie auf die Beine. Die Welt wankte noch immer unter ihren Füßen, aber nach einigen Sekunden fing sie sich.
    »Du meinst, er verbirgt sich dort?« Chris verkrampfte sich.
    »Es ist in jedem Fall ein ideales Versteck für eine Person, die sich hier auskennt.« Camilla schlang die Arme um ihren Oberkörper und lehnte sich fester an Christophs Brust. »Davon abgesehen befindet sich dieses Viertel ganz in der Nähe von Amadeos Haus und damit dem Zugang zu der Bibliothek und dem Reich des Sandmanns.« Sie wies erneut auf die alten Häuser. »Er ist da«, sagte sie leise. »Ich würde mein Leben darauf verwetten!«
    Besser nicht. Sie hatte sich vorgenommen, nicht das Wichtigste, das sie besaß, aufs Spiel zu setzen. Nur in diesem Fall war sie so was von überzeugt … die Wette konnte nicht verloren gehen. Ihr Leben allerdings trotzdem.
    Chris nickte düster. Er ballte beide Fäuste, wirkte ungeduldig, fast, als wollte er losstürmen. Ihre Anwesenheit belastete ihn. Trotz allem hatte sie nicht vor, zurückzugehen. Er strich ihr über die Wange. »Wir müssen auf Helfer warten.«
    »Nein! Vielleicht geht er uns dann durch die Lappen.« Sie drehte sich in seinen Armen und suchte seinen Blick.
    »Bist du verrückt?« Christophs Augen weiteten sich.
    »Ich muss mich gegen ihn zur Wehr setzen, Chris, ansonsten werde ich die Angst vor ihm nie los.« Eine leise, warnende Stimme riet ihr, auf Chris zu hören. Trotz allem wusste sie, dass Grimm ihr nicht sonderlich viele Chancen gewähren würde. Sie wollte selbst gegen ihren Gegner kämpfen.
    Nur ein Zweifel biss sich fest. Bislang war ihr schleierhaft, wie sie sich gegen Grimms Attacken abschirmen konnte. Diesen Fähigkeiten konnte sie nicht einfach mit Starrsinn und Willensstärke begegnen. Vielleicht hatte er in der Charité eine Grundlage für ihre Empfänglichkeit für seine Visionen geschaffen. Am meisten fürchtete sie sich davor, dass Grimm sie gegen Chris benutzte. Für einen Moment siegte die Stimme der Vernunft. Sie erwog, tatsächlich auf Chris zu hören und zu warten oder sogar umzukehren. In Olympias Obhut war sie vielleicht sicher. Nein! Niemals!
    Grimm konnte sich in der Zeit weiter von ihnen wegbewegen. Sie wollte nicht riskieren, dass vielleicht alles umsonst war und er sie erneut attackieren würde, bis sie irgendwann etwas tat, was sie selbst nicht wollte.
    »Ich muss das durchziehen, Chris. Es reicht, wenn Amadeo mich manipuliert. Grimm sollte das nicht auch können.«
    Seine Mimik verdüsterte sich. Angst lag in seinen Augen. »Camilla …« Zärtlich strich sie über seine Wange. »Ich will besonders dir nie etwas antun. Aber er übernimmt mich, wann immer es ihm passt. Das darf nicht sein. Ich muss das beenden, hier und jetzt.« Sie umarmte ihn, bevor Christoph sie zu sich zog und sie küsste. Seine Wärme tat gut. Sie spürte, dass sie das Richtige tat.
    Als sie sich von ihm löste, strich er ihr Haar über die Schultern. Prüfend beobachtete er sie. In seinen Augen flackerte noch immer Angst. Schließlich rang er sich zu einem Nicken durch. »Du bist total wahnsinnig.«
     
    Langsam ging sie neben Chris in die rechte der beiden Gassen, wobei sie sich nach einer provisorischen Waffe umsah. Der Weg war geräumt und sauber, abgesehen von einem hohen Schuttberg, der vor jenem Haus bis zur ersten Etage anstieg. Teile des Dachstuhls und der unteren Etage bildeten die Grundlage für diese Rampe. Das

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