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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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diesem hier spürte sie einen schwachen Hauch der Vergangenheit. Unwillkürlich verglich sie es mit einem geschändeten Leichnam. Spinnweben und Staub dominierten es. Ständig flüchtete Ungeziefer vor ihnen. Über sich hörte Camilla die Krallen von Ratten oder Mäusen.
    Manchmal glaubte sie, Blicke auf sich zu spüren, die sie beobachteten. Sie versuchte, sich abzulenken. Verstärkt sah sie zu Boden, um Chris bei der Suche nach einem sicheren Weg zu unterstützen und um zu sehen, ob sie Fußspuren außer ihren eigenen fand. Der Dreck lag fast knöchelhoch, offenbarte kleine Käfer, Überreste einer toten Ratte und das Skelett einer Katze.
    Ein Schauder überlief sie. Hier ließ sich nicht ausmachen, ob vor ihnen jemand über den Boden gegangen war. Der Staub verschwand nahtlos in dem übrigen Schmutz und Schutt.
    Sie umklammerte Chris’ Hand fester. Der Ort irritierte sie. Camilla war es gewohnt, durch ihre Beobachtungsgabe alle Informationen aus der Umgebung zu ziehen. Doch hier gab es keine. Dieses Mal fühlte sie sich wirklich hilflos.
    Vielleicht hatte sie Chris sogar umsonst hierher geführt. Sie begann bereits, ihre Theorie anzuzweifeln. Vielleicht war es eine Katze gewesen, die sie bemerkt hatte. Das Einzige, was dagegensprach, war diese intensive Vision.
    »Hoffentlich habe ich mich nicht geirrt und er ist wirklich hier.«
    Chris antwortete nicht.
    Sie hatten eine steile Holztreppe erreicht, die eher einer Leiter entsprach. Chris ging in die Knie und leuchtete hinab. Wortlos wies er auf die dunklen, ausgetretenen Stufen. Die allgegenwärtigen verstaubten Spinnweben und der Dreck fehlten.
    Camilla krallte ihre Finger um seinen Arm.
    »Wenn er nicht hier ist, hat das Haus einen nicht registrierten Bewohner«, sagte er nur leise.
     
     

Kapitel 11
    Wunder der Auferstehung
     
     
    C amilla übernahm das Feuerzeug. Die Vorstellung, dass Chris in die Dunkelheit hinabkletterte, obwohl er eine leicht zu treffende Zielscheibe für Grimm abgab, gefiel ihr nicht. Furcht, dass Chris etwas passieren könnte, schwemmte immer wieder in ihren Verstand. Wenn ihm etwas zustieß, war es allein ihre Schuld. Mühsam verdrängte sie den Gedanken. Es würde nichts passieren!
    Mit angehaltenem Atem verharrte sie in Bauchlage, während sie sich so weit sie konnte hinabbeugte , um Chris Licht zu geben.
    Als er festen Boden unter den Füßen hatte, reckte sie sich noch weiter nach vorn und reichte ihm das Feuerzeug. Er nahm es ihr ab und sah sich um.
    »Komm runter!«
    Camilla folgte nur zu bereitwillig der Aufforderung. Irgendwelches Ungeziefer hatte sich in ihr Hosenbein verirrt und krabbelte ihre Wade hoch. Sie sprang auf und schüttelte angewidert ihre Beine.
    »Was machst du da oben?«
    Die Anspannung in Christophs Flüstern war deutlich. Sehr viel leiser klopfte sie sich die Hosen aus. »Anhängliche Haustiere loswerden.«
    »Davon sind hier unten mehr.«
    Camilla seufzte. »Geh zur Seite.«
    Mit wenigen Sätzen stand sie ebenfalls auf dem Boden des Parterres. Der Raum war kleiner und so niedrig, dass es Camilla fast erstickte. Wandreste standen noch, aber die Stützpfeiler waren eingeknickt. Es roch schwach nach heißem Wachs.
    Chris hatte sich bereits einige Schritte entfernt. Er stand vor einem groben Holztisch, auf dem sechs Talkkerzen festgemacht worden waren.
    »Ist der Boden belastbar?«, fragte sie vorsichtshalber.
    Chris nickte. Als er sich umdrehte, sah er besorgt aus. Plötzlich erwachte tiefes Entsetzen in seinen Augen.
    Instinktiv machte Camilla einen Satz nach vorn. Sie stolperte. Im gleichen Moment hörte sie Chris’ Stimme.
    »Runter!«
    Grell weißes Licht schnitt durch die Finsternis. Noch im Fallen vernahm sie einen ohrenbetäubenden Knall. Sengende Hitze strich dicht über ihre Schulter, nah ihres Ohrs hinweg.
    Camilla stieß einen Schrei aus, der in ihrer Kehle stecken blieb. Sie sah, wie Chris von der Kugel getroffen wurde, als er sich duckte. Die Wucht schleuderte ihn nach hinten. Er stürzte mit dem Rücken auf den alten Tisch und zertrümmerte ihn mit seinem Gewicht.
    Ihr Herz setzte aus und hämmerte umso verzweifelter weiter.
    Chris bewegte sich. Das Feuerzeug entglitt seinen Fingern, das Licht verlosch.
    Camilla rollte herum und zog die metallene Spiegelscherbe hervor. Einen Atemzug später flammte die Taschenlampe wieder auf. Camilla kniff die Augen zusammen. Der Strahl fixierte sie, genau wie der Lauf einer Pistole. Instinktiv drehte Camilla die Scherbe, sodass sie das Licht

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